Die NAX-Veranstaltung befasste sich unter dem Titel "Psychologie + Zeichen" auch mit dem Aspekt Tageslicht und Privatsphäre - Foto: Detlef Podehl / NAX

NAX-Veranstaltung in Dortmund: „Psychologie + Zeichen“

Eine Fortbildungsveranstaltung der anderen Art fand am 21. November im Baukunstarchiv NRW in Dortmund statt. Das Netzwerk Architekturexport (NAX) lud in Kooperation mit der Architektenkammer NRW zu der Veranstaltung „Psychologie + Zeichen: Architektur neu wahrnehmen“. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bot sich die Gelegenheit, von Architekten und Psychologen mehr darüber zu erfahren, wie beispielsweise gebaute Umwelt auf die menschliche Psyche wirkt und wie kulturelle oder klimatische Unterschiede die Wahrnehmung und Planung von Architektur beeinflussen.

06. Dezember 2019von Melanie Läge/Claudia Sanders (NAX)

Zu Beginn der Veranstaltung führte Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der AKNW und Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW, durch das Baukunstarchiv und erläuterte die Aufgaben der noch jungen Institution. Claudia Sanders, Koordinatorin des Netzwerk Architekturexport NAX, stellte dann die Initiative und ihre Aktivitäten vor, die dazu dienen, für die Leistungen deutscher Architekten, Ingenieure und Fachplaner im In- und Ausland zu werben.

Den inhaltlichen Auftakt zum Thema Psychologie + Zeichen bildete Werner Frosch, Geschäftsführer der Münchener Niederlassung des renommierten dänischen Büros Henning Larsen, mit seinem Vortrag „Wie nah darf es sein? Tageslicht und Privatsphäre - kulturelle Unterschiede im internationalen Vergleich". Anhand diverser internationaler Projektbeispiele erläuterte Frosch, wie kulturelle, (mikro)klimatische, gesellschaftliche und weitere Unterschiede in der Planung bei Henning Larsen berücksichtigt würden. Damit könnten zum Beispiel Aspekte wie Offenheit (vs. Geschlossenheit), Intimität/Nähe (vs. Einsamkeit) herausgearbeitet werden und sich diese in der jeweiligen Architektur widerspiegeln. Menschen sollen sich in gebauter Umwelt wohlfühlen, gesund bleiben und offene Begegnungsflächen nutzen können, welche die moderne Urbanität von heute kennzeichnen.

Für das wissensbasierte Fundament der Veranstaltung sorgte Dr. Antje Flade, Diplom-Psychologin und langjährig tätig in Bereichen der Umweltpsychologie und empirischen Sozialforschung. In ihrem Vortrag „Architekturpsychologie – wie wirkt gebaute Umwelt auf den Menschen?“ ging Dr. Flade vor allem auf die Grundlagen der Architekturpsychologie ein. Wie etwa wirken sich Gebäude, Innen- und Außenräume auf den Menschen in kognitiver, emotionaler und sozialer Hinsicht aus? Auf die Frage, wie gebaute Umwelten aussehen sollten, auf die Menschen positiv reagieren, antwortete Antje Flade mit dem Satz: „People will like scenes that are understandable and make sense.“ Gebaute Umwelten würden angenommen, wenn sie kohärent sind, sie nicht zu schlicht, aber auch nicht zu überladen gestaltet wirken, sie übersichtlich und gut lesbar, und nicht verwirrend oder unübersichtlich sind.

In den anschließenden Think Labs hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich an vier Themen-Tischen im Wechsel zu architekturpsychologischen Aspekten von Bauprodukten auszutauschen. NAX-Partner AGC Interpane widmete sich unter dem Titel „Licht, Luft und Sonne 4.0?“ dem intelligenten Sonnenschutz- und Isolierglasglas zur Optimierung des Raumklimas sowie dem natürlichen Tageslicht als „Wohlfühlfaktor in innovativer Architektur“. NAX-Partner GEZE stellte sich der Frage „Wann ist eine Tür eine gute Tür?“ und behandelte u.a. den Einfluss von Sicherheitsaspekten und Funktionalität auf die Psyche.

Am Thementisch „Smart Lightening“ von NAX-Partner JUNG wurden die Möglichkeiten biologischer und automatisierter Lichtplanung und das Thema „Smart Living“ durchaus kontrovers diskutiert. Die Meinungen darüber, wie viel Technik der Nutzer braucht, um sich in einem Raum wohl zu fühlen, gingen stark auseinander. Einfachheit vs. Komplexität – das kann nicht einstimmig beantwortet werden. Am Thementisch „Colour up your life! / Farbe fürs Leben!“ unter Leitung von NAX-Partner LANXESS wurde diskutiert, wie Farbe als Gestaltungsmittel die menschliche Wahrnehmung beeinflusst. Zu den Themen wurden Mind Maps angelegt, in denen die Fragen „Welche Zukunftstrends gibt es?“ und „Welche Bedürfnisse an das jeweilige Produkt haben die Planer?“ herausgearbeitet wurden.

Einen thematisch runden Abschluss der Veranstaltung bildete der Vortrag des Zeichenforschers Prof. Dr. Gerdum Enders. Die Zeichentheorie Semiotik setze bei der Frage an: „Wie können wir Architektur neu und vernetzter wahrnehmen?“ Letztlich seien Städte und Baukörper Zeichensysteme, die wir kulturell, sozial und psychologisch decodieren können. Prof. Enders zeigte den Teilnehmern die unterschiedlichsten Möglichkeiten zur Decodierung der Bedeutung von Zeichen zunächst theoretisch auf. Anschließend ging es bei einem Spaziergang durch Dortmund an die praktische Umsetzung von Decodierung.

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