Neues Bauen in Westfalen: Wanderausstellung macht Station in Münster

Es gibt noch eine große Zahl von Bauwerken im Westfälischen, die dem Bauen im Stil der neuen Sachlichkeit und der Moderne zuzuordnen sind, die es zu entdecken gilt. Diese Erkenntnis stand im Mittelpunkt der Vernissage zur Ausstellung „Neues Bauen im Westen“, zu der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am 10. Juli in die Bürgerhalle des LWL in Münster eingeladen hatte. Mehr als 100 Architekten und Baukulturfreunde kamen in die großzügige Halle am Freiherr-vom-Stein-Platz, um die als bauliche Großskulptur von bis zu sieben Metern Höhe gestaltete Ausstellung zu erleben und die einführenden Vorträge zu hören.

19. Juli 2019von Christof Rose

„Das Bauhaus übt bis heute großen Einfluss auf Architektinnen und Architekten aus“, erläuterte Klaus Brüggenolte, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, auf der Vernissage in Münster den Hintergrund des Projektes. „Mit unserer Ausstellung wollen wir den architektonischen Schwerpunkt des Bauhauses im historischen Kontext beleuchten und aufzeigen, welche Wechselwirkungen es zwischen dem Bauhaus und anderen Gestaltungsschulen jener Jahre gegeben hat.“

In Westfalen gebe es zwar einige Architekturen, die zeitgleich und möglicherweise unter Einfluss des Bauhauses entstanden seien, erläuterte Alexandra Hilleke von der Geschäftsstelle des Landesverbundes „100 Jahre Bauhaus im Westen“; Beispiele seien das „Landhaus Ilse“ in Burbach und die Siedlung Schlieper von Theodor Hennemann in Iserlohn. Einflussreicher und prägender seien aber die Bauwerke, die im Stil der Neuen Sachlichkeit entstanden seien. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe habe intensiv dazu geforscht und präsentiere die wichtigsten Bauwerke auf der Internetplattform www.neues-bauen-im-westen.de, welche die Ausstellung der AKNW begleitet.

Auch der Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Thorsten Scheer von der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf, stellte fest, dass in Westfalen noch „viele Schätze schlummern, die weithin übersehen werden“. Beispiele wie die Heilig-Geist-Kirche von Walter Kremer (1928) sowie das Wohnhaus Wiedemann (Franz Möning, Peter Strupp, 1931) in Münster seien exemplarisch für die Experimentierfreude und den Aufbruchsgeist jener Zwischenkriegsjahre.

Das Bauhaus selbst, so stellte der Kunsthistoriker Scheer klar, habe in den 14 Jahren seiner Existenz viele Gesichter gezeigt und habe erst post ex - nach dem Zweiten Weltkrieg - eine Stilisierung erfahren, die bis heute unser Bild dieser Gestaltungsschule präge.

Ein Vortrag des Düsseldorfer Publizisten Dr. Frank Maier-Solgk am 23. Juli zur heutigen Bedeutung des Bauhauses wird die überzeugende Präsentation der Ausstellung in Münster ergänzen. Um Anmeldung wird gebeten. Online-Anmeldung hier.

Teilen via