Vorstand befasste sich mit Fachkräftemangel und Nachwuchs-Gewinnung

Wie können in Zeiten eines anhaltenden Baubooms mehr junge Leute dazu inspiriert werden, den Berufswunsch „Architekt“ bzw. „Stadtplaner“ anzustreben? Mit dieser Frage befasste sich der Vorstand der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in seiner Juli-Sitzung. „Der Markt ist wie leergefegt“, stellte Kammerpräsident Ernst Uhing fest. „Angesichts der ambitionierten Ziele der Wohnungspolitik sowie im Bereich der energetischen Optimierung des Baubestandes benötigen wir auf mittlere Sicht mehr qualifizierten Nachwuchs für den gesamten Berufsstand.“ Lösungsansätze stellte Vorstandsmitglied Gabriele Richter vor. Die Vorsitzende des Ausschusses Öffentlichkeit präsentierte einen Maßnahmenkatalog, mit dem der Ausschuss insbesondere die persönliche Ansprache von Schülerinnen und Schülern intensivieren möchte.

08. Juli 2019von Christof Rose

Mit ihren „Kammer in der Schule“-Projekten und den Unterrichtsreihen im Rahmen des Programms „Kultur und Schule“ ist die Architektenkammer NRW bereits vielfach und regelmäßig an Schulen präsent. „Wir wollen den Bereich der Berufsorientierung weiter verstärken“, erläuterte Gabriele Richter den Ansatz, der vorsieht, etwa die Teilnahme von Kammermitgliedern an Berufsinformationstagen und die Präsenz der AKNW auf Berufsmessen zu intensivieren. Dazu soll der bewährte „Schülerkompass“ der Architektenkammer, in dem die vier Fachrichtungen und ihre Aufgabenfelder kurz und präzise vorgestellt werden, den Mitgliedern zur Weitergabe an Schulen angeboten werden. Zudem soll ein neuer Infoflyer erarbeitet werden, dessen Inhalte auch als Textbausteine für Soziale Medien genutzt werden können.
„Wichtig bleibt der persönliche Kontakt in den Schulen und auf Berufs-Informations-Messen“, betonte Gabriele Richter. Der Vorstand stimmte den Vorschlägen zu und sprach sich zudem dafür aus, auch Social Media gezielt zu nutzen, um Schülerinnen und Schüler für die Themenfelder Architektur und Stadtplanung zu interessieren.

Entwicklung im ländlichen Raum

Die Bundesarchitektenkammer kann in einem fachlichen Abstimmungsverfahren an der Weiterentwicklung der Charta von Leipzig aus dem Jahr 2007 mitwirken. Die Charta soll mit dem EU-Ratsvorsitz der Bundesrepublik 2020 neu positioniert werden. In einem Dialogprozess mit den Akteuren des Bundes sollen die in der Leipzig-Charta geforderten integrierten Handlungskonzepte weiterhin betont, aber um Quartiersentwicklungskonzepte ergänzt werden. Nicht nur benachteiligte Quartiere sollen dabei in den Fokus gerückt werden, sondern auch Themenfelder wie Mobilitätswende, Wohnbaulandbeschaffung und Qualität der Räume in unseren Städten. Wie Stadtplaner Prof. Rolf-Egon Westerheide dem Vorstand erläuterte, kann man in Nordrhein-Westfalen eine gewisse Tendenz weg von der Strukturförderung hin zur Individualförderung beobachten. „Notwendig bleibt eine ganzheitliche Betrachtung der unterschiedlichen Herausforderungen, die im Quartier ihren Niederschlag finden, sowie die Förderung von Entwicklungspotenzialen zur Beteiligung der Bürgerschaft und die Anpassung an den nicht mehr zu übersehenden Klimawandel“, betonte Prof. Westerheide.

Der Vorstand teilte die Einschätzung, dass eine entsprechende Weiterentwicklung der für Europa geltende Leipzig-Charta auch eine weiterhin wertvolle Grundlage für die Stadtentwicklungspolitik in Deutschland bilden könne. „Das Instrument der Integrierten Handlungskonzepte hat besonders in NRW zu einer Stärkung der Städte beigetragen. Der Zusammenhang von Planung, Förderung und konkretem Bauen muss beibehalten werden“, lautete das Votum des Kammervorstands.

BIM-Qualifizierung

Die Akademie der Architektenkammer NRW plant, mit dem Amt für Bundesbau noch im laufenden Jahr weitere „BIM Basiskurse“ für Bedienstete des Bundesbaus durchzuführen. Wie Akademie-Geschäftsführer Klaus-Dieter Grothe dem Vorstand berichten konnte, finden gleichzeitig Gespräche mit der Zielsetzung statt, ein gemeinsames Curriculum für die aufbauenden Schulungen zum „BIM Professional“ nach dem BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern zu erarbeiten. Grothe betonte, dass selbstverständlich auch im neuen Akademieprogramm für die Fortbildung der Mitglieder das Thema BIM in verschiedenen Seminarangeboten behandelt werde.

Baukunstarchiv NRW stark frequentiert

Das Baukunstarchiv NRW konnte im Juni einen neuen Besucherrekord verzeichnen. Die Öffnung parallel zum evangelischen Kirchentag in Dortmund zahlte sich aus, weil das Gebäude inmitten des Geschehens lag und viele Kirchentagsbesucher auch die Ausstellung „Neues Bauen im Westen“ besuchten. Zudem liefen am 16. Juni über tausend Sportler im Rahmen eines „UrbanTrail Dortmund“ durch das Baukunstarchiv NRW. „Mit insgesamt rund 2000 Besuchern im Haus haben wir sogar unseren Eröffnungsmonat November 2018 übertroffen“, freute sich Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der AKNW und Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW.

Nicht zuletzt wollten mehrere hundert Interessierte am „Tag der Architektur“ das sanierte Bauwerk besichtigen, das als ältester Profanbau in der Dortmunder City gilt.

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