Vorstand: Einbindung des Nachwuchses

Wie wird sich der Berufsstand in den kommenden Jahren personell entwickeln? Und wie kann es gelingen, junge Planerinnen und Planer frühzeitig in die Strukturen der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen einzubinden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Oktober-Sitzung des Vorstands der Architektenkammer NRW. „Es muss unser Ziel sein, Absolventinnen und Absolventen der Architekturstudiengänge aller Fachrichtungen schon nach erfolgreichem Abschluss eines kammerfähigen Studiums an die AKNW heranzuführen“, leitete Präsident Ernst Uhing die Debatte im Vorstand ein. Klar sei, dass für eine „Junior-Mitgliedschaft“ das Baukammerngesetz geändert werden müsse.

15. Oktober 2019von Christof Rose

Der generelle Wunsch, in Analogie zur Architektenkammer Baden-Württemberg eine „Junior-Mitgliedschaft“ für Aspiranten auf eine reguläre Kammermitgliedschaft einzurichten, wird begleitet von zahlreichen Detailfragen. Der Vorstand zeigte sich einig, dass Junior-Mitglieder das aktive und passive Wahlrecht erhalten müssten. Nach den Erfahrungen aus Baden-Württemberg sei davon auszugehen, dass der Anteil potenzieller Junior-Mitglieder etwa zehn Prozent der 31 500 Kammermitglieder der AKNW umfassen würde. Dr. Florian Hartmann, Justiziar und Geschäftsführer der AKNW, zeigte verschiedene denkbare Wege auf, wie die Junior-Architektinnen und -Architekten in die bewährten Kammerstrukturen integriert werden könnten.

Der Vorstand beschloss, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die konkrete Konzepte für eine Junior-Mitgliedschaft in der AKNW entwickeln soll. „Es geht um unsere jungen Leute, um den Nachwuchs des Berufsstandes“, resümierte Kammerpräsident Ernst Uhing. „Das muss durchdacht und auch mit dem Bauministerium abgestimmt werden, soweit Regelungen des Baukammerngesetzes berührt werden.“

Neue Zahlen zu Studierenden und Mitgliedschaft

Thematisch passend stellte AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann dem Vorstand aktuelle Zahlen zur Situation an den Hochschulen vor. „Es wird immer beliebter, Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung zu studieren“, stellte Lehrmann fest. Im Jahr 2017/18 waren 9330 junge Leute in Architekturstudiengängen eingeschrieben; im Bereich Innenarchitektur beträgt die Zahl 849, davon 748 Frauen. Ein starkes Wachstum weisen auch die Stadtplaner auf (1643), wobei der Anteil der Frauen auf 53 % gestiegen ist. Rückläufig war hingegen die Studierendenzahl in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur. Dieses Fach studieren in Höxter gegenwärtig 375 junge Männer und Frauen - nach einem Höhepunkt der Immatrikulationszahlen im Jahr 2014 von 445.

Insgesamt - so die summarische Erkenntnis - bleibt die Zahl der Erstsemester mit rund 3000 in den letzten Jahren in NRW relativ konstant. Das schlage sich auch in der Zahl der Antragstellungen auf Mitgliedschaft bei der AKNW nieder, so Markus Lehrmann. „Wir wachsen stetig.“ Seit rund zehn Jahren wurde jährlich ein Nettozuwachs von 180 Mitgliedern verzeichnet (durchschnittlich 788 Neueintragungen/Jahr bei etwa 600 Löschungen).

Das Durchschnittsalter der neu eingetragenen Mitglieder liegt gegenwärtig - nach Bereinigung um Ausreißer - bei etwa 33 Jahren. „Mit der Einführung einer Junior-Mitgliedschaft für alle, die künftig in die Architekten- oder Stadtplanerliste aufgenommen werden möchten, würde dieser Wert deutlich sinken“, prognostizierte Markus Lehrmann. Der Vorstand fasste die Analyse der aktuellen Hochschulzahlen mit Blick auf die Zukunft wie folgt zusammen: „Die Architektenkammer NRW wird jünger und weiblicher.“

Erhaltenswerte Bausubstanz

Auf Anregung von AKNW-Vizepräsident Michael Arns befasste sich der Vorstand mit dem Thema „Erhaltenswerte Bausubstanz“. Gemeint sind ältere Bauwerke, die zwar nicht in die Denkmalliste aufgenommen sind, aber aus anderen Gründen für kommende Generationen erhalten werden sollten. Dies treffe nach Schätzungen auf rund 30 Prozent des Bestandes zu, so Michael Arns. „Gerade dieses Drittel des Bestands ist aber prägend für unsere Städte und Gemeinden.“Zudem bestehe das Problem, dass insbesondere die Bauten der Nachkriegsmoderne keine Lobby in der Öffentlichkeit und der Lokalpolitik hätten – und deshalb vom Abriss bedroht seien. Der Vorstand beschloss, das Thema vertieft zu behandeln, und beauftragte den Kammerausschuss „Planen und Bauen“ mit der näheren Analyse der Thematik.

Architektenbefragung 2019

„Fachkräftemangel“ - das Thema treibt in der Planungsbranche Büroinhaber und Behörden in gleicher Weise um. Eine aktuelle Architektenbefragung, deren Ergebnisse Vorstandsmitglied Klaus Klein, Vorsitzender des Ausschusses „Belange der Tätigkeitsarten“, vorstellte, ergab: Viele Stellen in Büros und Institutionen bleiben derzeit vakant oder mussten mit minderqualifiziertem Personal besetzt werden. Die Zeitspanne zwischen Stellenauslobung und -besetzung beträgt nach der Umfrage gegenwärtig durchschnittlich 4,5 Monate. Es sei deshalb ratsam, Personalwechsel perspektivisch zu planen.Was die Umfrage auch zeigte: Arbeitgeber bemühen sich zunehmend darum, die Konditionen für ihre Mitarbeiter zu verbessern: Mehr Gehalt, bessere Möglichkeiten der Abstimmung von Arbeit und Familie, attraktivere Arbeitsplätze und -bedingungen. Detaillierte Ergebnisse in Kürze hier im DAB.

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