Wanderausstellung: „Neues Bauen“ an historischem Ort

„Einen geeigneteren Ort als diesen werden wir kaum finden!“ Mit diesen Worten begrüßte Klaus Brüggenolte, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, rund 100 Interessierte zur Eröffnung der Ausstellung „Neues Bauen im Westen“ am 04.06.19 in Dortmund. Bis Ende Juni ist die Wanderausstellung der Architektenkammer Lichthof des Baukunstarchivs NRW am Ostwall zu sehen; und der lichte, weiße getünchte Raum mit seinen zwei Galeriegeschossen bot einen idealen Rahmen, um die Ausstellung, die sich bis zu sieben Metern in die Höhe schraubt, umfassend betrachten und erleben zu können.

13. Juni 2019von Christof Rose

„Neues Bauen im Westen“ zeichnet die wichtigsten der Entwicklungslinien des Bauhauses aus rheinisch-westfälischer Perspektive nach. In über 250 Exponaten und eigens für die Ausstellung geschaffenen Architekturmodellen bietet die Ausstellung dem Besucher die Möglichkeit, wechselseitige Einflussnahmen und Impulse zu überprüfen und auf Spurensuche bis in die Gegenwart zu gehen. „Mit unserer Ausstellung wollen wir den architektonischen Schwerpunkt des Bauhauses im historischen Kontext beleuchten und aufzeigen, welche Wirkungen das Bauhaus für die weitere Entwicklung der baulichen Moderne entfaltet hat“, erläuterte Klaus Brüggenolte.

Dass es das eine Bauhaus nie gegeben hat, ist eine der zentralen Thesen des Kurators der Ausstellung, Prof. Dr. Thorsten Scheer. Der Architekturhistoriker der Peter Behrens School of Arts (PBSA) in Düsseldorf stellte in seinem Einführungsvortrag heraus, dass insbesondere Bauhausgründer Walter Gropius lebenslang gezielt daran gearbeitet habe, das zweifellos markante, aber in den Gründungsjahren keineswegs einzigartige Profil der Gestaltungsschule herauszuarbeiten und durch zahllose Vorträge, Texte und Medien wie der Fotografie zu stilisieren. Vor allem in der Zeit der Gründung der Bundesrepublik habe das Bauhaus eine Wirkung entfaltet, die als Überlagerung künstlerischer und politischer Diskurse etwa in den Bonner Bundesbauten nachhaltig Spuren in Nordrhein-Westfalen hinterlassen hat. „Damit und selbstverständlich auch mit den Ursprüngen in Hagen sowie den dringend gebotenen Abgrenzungen vom zweckrationalen Industriebau des Ruhrgebiets und den Erscheinungen des sogenannten Bauhausstils beschäftigt sich die Ausstellung und bietet dem Besucher eine Vielzahl von unterschiedlichen Betrachtungsweisen.“

Für den Landesverbund „100 Jahre Bauhaus im Westen“ stellte Alexandra Hilleke (Leitung Geschäftsstelle) das thematische Spektrum des Bauhaus-Jubiläumsjahres in Nordrhein-Westfalen dar. Es gehe den beteiligten mehr als 40 Institutionen und Organisationen vor allem darum, die gesellschaftlichen Hintergründe jener Umbruchjahre zu untersuchen. Der Landesverbund „100 Jahre Bauhaus im Westen“ trage deshalb zu Recht den Untertitel „Gestaltung und Demokratie. Neubeginn und Weichenstellungen im Rheinland und in Westfalen“.                     

Bis 29.06. im Baukunstarchiv NRW in Dortmund. Nächster Standort: Bürgerhalle des LWL in Münster (11. – 19.07.2019); Vernissage am 10.07.19 um 18.30 Uhr.

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