Architektenkammer kritisiert Planungspolitik der Deutschen Bahn AG in NRW

Architektenkammer kritisiert Planungspolitik der Deutschen Bahn AG in NRW

Zum sechsten Mal in Folge hat die „Allianz pro Schiene“ heute (02.09.09) den Titel „Bahnhof des Jahres“ vergeben und kundenfreundliche Bahnhöfe in Deutschland ausgezeichnet. Und wieder findet sich kein Bahnhof aus Nordrhein-Westfalen unter den Preisträgern. „Es ist ein Skandal, dass die Bahnhöfe in dem bevölkerungsstärksten deutschen Bundesland mit seiner dichten und wichtigen Infrastruktur so wenig Qualität aufweisen“, kritisiert die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Die Architektenkammer fordert seit Jahren von der Deutschen Bahn AG, die Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen umfassend zu erneuern und für die Modernisierung Architektenwettbewerbe auszuloben. „Bahnhöfe sind die Bau-werke mit der höchsten Besucherfrequenz einer Stadt“, hebt Hartmut Miksch, der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, hervor. „Es reicht nicht aus, sie ohne Qualitätsanspruch zu zweitklassigen Shopping-Malls auszubauen. Bahnhöfe müssen endlich wieder echte Stadtportale werden!“

02. September 2009

Die Deutsche Bahn führt gegenwärtig an vielen Bahnhöfen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten durch. Dabei verzichtet sie in Nordrhein-Westfalen weitgehend auf das bewährte Instrument des Architektenwettbewerbs, der in der Vergangenheit qualitativ hochwertige und oftmals das Stadtbild prägende Bauwerke hervor gebracht hat, von denen viele heute unter Denkmalschutz stehen. „Es gilt, an diese Tradition auch in NRW anzuknüpfen und an diese wichtigen öffentlichen Bauwerke wieder höchste gestalterische Ansprüche zu stellen“, fordert die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. 

In mehreren nordrhein-westfälischen Großstädten laufen gegenwärtig Baumaßnahmen an Bahnhöfen, deren gestalterische Qualität bislang noch viele Fragen offen lässt. So haben die Gestaltungsbeiräte in Dortmund und Münster intensiv und gemeinsam mit den Städten mit Vertretern der Deutschen Bahn AG verhandelt, um Optimierungen der Umbaumaßnahmen zu erreichen. „Wie wir von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort hören, will die Bahn von ihren oft hauseigenen Planungskonzepten nicht abweichen“, bedauert Kammerpräsident Miksch. Mit Sorge beobachte man auch die Entwicklung des Essener Hauptbahnhofs, der eigentlich zu Beginn des Kulturhauptstadtjahrs 2010 mit einem überzeugenden Ergebnis hätte begeistern müssen. Hier gelang es trotz intensiven Bemühens der Stadt nicht, die Deutsche Bahn AG zu einer engen Abstimmung der Umbaumaßnahmen mit der Entwicklung des Bahnhofsumfeldes, welches die Stadt Essen auf anspruchsvolle Weise gestalten will, zu bewegen. „Notwendig ist eine offenere Planungskultur bei der Deutschen Bahn AG, die die Kompetenz und die Ortskenntnisse von Architekten und kommunalen Planungsfachleuten stärker nutzen muss“, erklärt Hartmut Miksch. 

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen will sich mit einer breit angelegten Kampagne dafür einsetzen, dass Bahnhöfe wieder zu Bauwerken werden, die Menschen anziehen und begeistern. Dazu sollen Gespräche mit den Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene geführt werden. Die Deutsche Bahn AG ist nach Überzeugung der Architektenkammer NRW als öffentlicher Bauherr in der Pflicht, ihre Verantwortung für lebens- und liebenswerte Bahnhöfe und für die Stadtgestaltung ernst zu nehmen. Gerade in Zeiten, in denen die Bedeutung der Schiene als Alternative zu den überfüllten Autobahnen wächst, kommt der städtebaulichen und architektonischen Qualität der Bahnhöfe eine weiter wachsende Bedeutung zu.

Teilen via