HOAI-Novelle gefährdet Existenzen, Arbeitsplätze und Baukultur!
„Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure - die HOAI - muss im Interesse der Verbraucher erhalten und endlich angemessen modernisiert werden!“ Mit diesem Appell richteten sich heute (07.04.08) Repräsentanten von 14 Architekten- und Ingenieurverbänden in Nordrhein-Westfalen sowie der Architektenkammer NRW und der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen an die Politik in Bund und Land. Bei einer gemeinsamen Tagung im Düsseldorfer „Haus der Architekten“ zeigten sich die Präsidenten der nordrhein-westfälischen Baukammern einig mit den Vertretern der Architekten- und Ingenieurverbände, dass der durch das Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf zur Novellierung der HOAI faktisch auf eine Abschaffung der bewährten Honorarordnung hinausliefe. In der Konsequenz würde damit die Existenz vieler kleiner und mittelständischer Büros mit mehreren tausend Arbeitsplätzen gefährdet. „Die HOAI hat sich in der Planungskultur in Deutschland über Jahrzehnte bewährt“, betonten die NRW-Architekten und -Ingenieure auf ihrem Spitzentreffen in Düsseldorf. „Sie dient Planern, Bauherren und der öffentlichen Hand in gleicher Weise als Grundlage für eine nachvollziehbare, transparente Berechnung des Honorars für Architekten und Ingenieure."
In großer Einhelligkeit wiesen die Vertreter von 40.000 Architekten und Ingenieuren in NRW den Entwurf zur Novellierung der Honorarordnung zurück, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Februar vorgelegt hatte. Der Entwurf sieht erhebliche Einschnitte in den Geltungsbereich der HOAI vor, mit deren Umsetzung sowohl Bauherren als auch Architekten und Ingenieuren jegliche Kalkulationssicherheit verlieren würden. Damit wäre auch einem innovativen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Planen und Bauen die Grundlage entzogen.
Umfragen und statistische Erhebungen belegen, dass die wirtschaftliche Situation der deutschen Architekten und Ingenieure seit Jahren äußerst angespannt ist. Der vorliegende Referentenentwurf würde vielen nordrhein-westfälischen Architektur- und Ingenieurbüros endgültig die wirtschaftliche Grundlage entziehen. Seit mehr als 13 Jahren warten Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure auf eine Erhöhung ihrer Honorare. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
Als „nicht nachvollziehbar“ wertete der Planergipfel im Haus der Architekten beispielsweise die vorgesehene Beschränkung der Gültigkeit der HOAI auf die reine Planungsleistung (Leistungsphasen 1- 5). „Die Leistungen im Rahmen der Bauausführung (bisherige Leistungsphasen 6- 9) sind integraler Bestandteil vieler Architekten- und Ingenieursaufträge und von zentraler Bedeutung für die Qualität des Bauwerks“, betonten die nordrhein-westfälischen Planer. Gerade in diesem Punkt diene die gesetzliche Regelung dem Schutz der Verbraucher und der Qualitätssicherung der Bauten in Deutschland insgesamt.
Auch die geplante Absenkung der Tafelendwerte um 80 % bei den Hochbauleistungen auf nunmehr 5 Millionen Euro und bei den Ingenieurleistungen (Tragwerksplanung) auf 3 Millionen Euro sei willkürlich und nicht an der Praxis orientiert, da Bauherren, die Gebäude mittlerer Größenordnung in Auftrag geben, damit künftig eine kalkulatorische Grundlage fehle.
Die Repräsentanten der Architekten- und Ingenieurkammern und -verbände werteten den Entwurf für eine neue HOAI einhellig als unbrauchbar und als „Mogelpackung“. Nachdem die Architekten und Ingenieure seit 13 Jahren auf eine Anpassung ihrer Honorarordnung warteten, sei es unverständlich, dass das Bundeswirtschaftsministerium offenbar alle Vorschläge und konkreten Anregungen aus dem Kreis der unmittelbar von der Novellierung betroffenen Fachleute ignoriert habe.
Die nordrhein-westfälischen Kammern und Verbände erwarten von der Landesregierung, dass sie sich im Bundesrat mit Nachdruck für eine zeitgemäße und angemessene Novellierung der bestehenden Honorarordnung für Architekten und Ingenieure einsetzt.
Die beiden NRW-Baukammern und die nordrhein-westfälischen Architekten- und Ingenieurverbände vereinbarten außerdem, gemeinsam eine Kampagne zu starten, um gegenüber der Politik ihren Protest gegen die im Referentenentwurf vorgesehenen Novellierungsabsichten zum Ausdruck zu bringen und um Bürgerinnen und Bürger über die negativen Auswirkungen der HOAI zu informieren.
An dem „Krisengipfel“ im Haus der Architekten beteiligten sich:
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen
BDA - Bund Deutscher Architekten - Landesverband NRW
BDB - Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure - Landesverband NRW
BDIA - Bund Deutscher Innenarchitekten - Landesverband NRW
bdla - Bund Deutscher Landschaftsarchitekten - Landesgruppe NRW
BDVI - Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure
BWK - Landesverband NRW
dbb - beamtenbund und tarifunion
Landesvereinigung der Prüfingenieure für Baustatik NW
VAA - Vereinigung Angestellter Architektinnen und Architekten
VBI - Landesverband NRWVDA - Landeskammergruppe NRW
VDV -Verband Deutscher Vermessungsingenieure,- Landesverband NRW
VFA - Vereinigung Freischaffender Architekten - Landesverband NRW
VSVI-NRW - Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure NRW
Zentralverband der Ingenieure der Öffentlichen Dienste
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