Studentenproteste ernst nehmen, die Studienreform optimieren!

Kammer fordert Neuausrichtung der Architekturausbildung in NRW

Bundesweit demonstrieren derzeit Studentinnen und Studenten für bessere Studienbedingungen. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unterstützt die Anliegen der Studentenschaft, die im Kern auf eine Verbesserung der Ausbildungsqualität zielen. „Vor allem die Einführung des sechssemestrigen Bachelor-Systems hat zu einer Verschlechterung der Qualität des Studiums geführt“, warnt Kammerpräsident Hartmut Miksch. Der Fachbereich Architektur könne dafür als negatives Beispiel gelten: „Hier haben wir die absurde Situation, dass die Mehrzahl der Architekturfakultäten im Land sechssemestrige Bachelorstudiengänge anbietet, obwohl für die Ausübung des Architektenberufes eine Mindestausbildungsdauer von vier Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist - nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch auf europäischer Ebene.“ Einen „Schmalspur-Architekten“ benötige weder der Markt, noch sei er im Sinne des Verbraucherschutzes verantwortbar.

24. Juni 2009

Nach Einschätzung der Architektenkammer NRW leidet die Ausbildungsqualität gegenwärtig unter der „Verschulung“ des Studiums und der verkürzten Ausbildungsdauer. Die Abbrecherquote konnte nicht gesenkt werden, sondern ist – entgegen den Erwartungen an die Reform – sogar gestiegen. „Die Studienreform hat offensichtliche Schwächen, die Nachbesserungen im Bologna-Prozess erforderlich machen“, urteilt Hartmut Miksch. Der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hält ein stures „Weiter so“ nicht für eine angemessene Antwort in einem Land, dessen wichtigster Rohstoff die Bildung ist. 

Die Proteste der Studentinnen und Studenten haben nach Überzeugung der Architektenkammer eine ebenso wichtige wie überfällige Diskussion über Ziele und Inhalte des „Bologna-Prozesses“ in Gang gesetzt. Zehn Jahre nach dem Beschluss der europäischen Bildungsminister von Bologna, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum mit einem gestuften Studiensystem zu schaffen, ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Dabei wird deutlich, dass wesentliche Ziele der Studienstrukturreform bislang nicht erreicht worden sind. 

Die Architektenkammer NRW hat die sechssemestrige Ausbildung im Fach Architektur stets abgelehnt, weil diese Ausbildungsdauer unzureichend ist, um alle Grundkenntnisse zu vermitteln, die für die Ausübung eines komplexen Berufs - mit hoher Verantwortung für das Gemeinwesen - vonnöten sind. 

Die Architektenkammer appelliert an die Bildungspolitik in Nordrhein-Westfalen, die aktuelle Diskussion als Chance zu sehen, die Studienreform an den Hochschulen des Landes jetzt einer kritischen Prüfung zu unterziehen – und dort Anpassungen vorzunehmen, wo dies im Interesse der Studierenden und deren Berufschancen, im Interesse der Ausbildungsqualität und nicht zuletzt im Interesse der Verbraucher geboten ist. Dazu gehört eine mindestens achtsemestrige Hochschulausbildung für den ersten berufsqualifizierenden Abschluss, erklärt Hartmut Miksch. „Die Landespolitik ist aufgerufen, die Ressourcen, die für eine fundierte, qualitativ hochwertige Ausbildung in den Fachrichtungen der Architektur und Stadtplanung erforderlich sind, bereitzustellen.“

Teilen via