Konjunkturbefragung der BAK zur wirtschaftlichen Lage der Architekturbüros
Die Geschäftslage der deutschen Architektinnen, Innenarchitekten, Landschaftsarchitektinnen und Stadtplaner stellt sich zu Beginn des Jahres 2023 insgesamt besser dar, als vielfach vermutet. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Konjunkturbefragung unter selbstständigen Kammermitgliedern, die im Januar von der Bundesarchitektenkammer (BAK) in Zusammenarbeit mit den Architektenkammern der Länder durchgeführt wurde. Die Büros in Nordrhein-Westfalen zeigen sich im bundesweiten Vergleich tendenziell zufriedener. Im Zentrum der Befragung standen die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die wirtschaftliche Situation in Architektur- und Planungsbüros.
Nach den Antworten aus rund 4600 Architektur- und Planungsbüros in Deutschland ergibt sich, dass die Kammermitglieder die Herausforderungen der Energiekrise mit steigenden Preisen, Liefer- und Personalengpässen als gravierender einschätzen als die der Corona-Pandemie. 53 Prozent der Architekturbüros halten die aktuelle Geschäftslage für gut. In einer schlechten Lage befinden sich dagegen nur 14 Prozent der Büros. Die Mehrzahl der Büros beschreibt sich aktuell als ausgelastet (40 %) oder sogar überausgelastet (33 %).
„Ein Großteil der Büros zeigt sich krisenresistent“, resümiert Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, die Ergebnisse der Befragung. „Das ist eine gute Nachricht, denn ohne die Expertise von Architekten, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitekten und Stadtplanerinnen wird der klimagerechte Umbau unserer Städte, Gemeinden und Landschaften für mehr Nachhaltigkeit und Baukultur nicht gelingen.“
Sorge macht der Neubau, und in diesem Segment besonders der Wohnungsneubau, in dem viele Büros Auftragsstornierungen und -rückgänge verzeichnen mussten. „Der Wohnungsbau ist nicht nur ein wichtiger Konjunkturfaktor, sondern auch die Grundlage für die Sicherung des sozialen Friedens. Wohnungsbau ist Teil der Daseinsvorsorge und zentraler politischer Auftrag“, unterstrich der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing. „Bund und Länder sind gefordert, hier weitere Anreize zu schaffen, um den aktuellen Stillstand gerade im sensiblen Bereich des geförderten Wohnungsbaus aufzulösen.“
Der Vorstand der Bundesarchitektenkammer war in seiner Sitzung am 15.02.23 in Berlin einig in der Einschätzung, dass die kommenden sechs Monate für die weitere Entwicklung der Lage in den Architekturbüros entscheidend sein werden. „Denn die Kolleginnen und Kollegen befürchten auch Projektrückstellungen, -absagen oder die krisenbedingte Verzögerung von Aufträgen“, führte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer aus. Mehr denn je benötige die Branche tragfähige politische Rahmenbedingungen und geeignete Förderkulissen; „für mehr Innovation im Neubau und für mehr Wertschöpfung im Gebäudebestand“, betonte Andrea Gebhard.
Bei der Betrachtung der Fachrichtungen zeigt sich ein differentes Bild der Lage: Trotz guter bis sehr guter Auslastung berichten rund 40 Prozent der Büros über eine teilweise deutliche Verschlechterung der Auftragslage in den letzten sechs Monaten. Damit haben besonders Innenarchitekturbüros zu kämpfen, während die Landschaftsarchitekten auf eine unverändert gute Konjunktur blicken können. Insgesamt schätzen vor allem kleine Büros die Auftragslage kritischer ein als mittlere und große.
Als konkrete Herausforderungen benennen die deutschen Architektur- und Planungsbüros folgende Faktoren:
- Steigende und schwankende Baukosten
- Fehlende Handwerker / bauausführende Betriebe
- Verzögerte Genehmigungen wegen unterbesetzter öffentlicher Verwaltung
- Rückstellung oder Verzögerung von Aufträgen / Projektpausen
- Lieferengpässe
Als Herausforderung werden auch die steigenden Bürokosten und Personalkosten angesehen, die insbesondere den größeren Büros zu schaffen machen. Dennoch wollen die Büros ihr Personal halten oder sogar weiter ausbauen; nur jedes zehnte Büro hält es für wahrscheinlich, Mitarbeitende entlassen zu müssen.
Lage in Nordrhein-Westfalen
Die Mehrzahl der nordrhein-westfälischen Architektur- und Planungsbüros bezeichnet die aktuelle Lage des Büros als „gut“ (57 %); damit liegt NRW über dem Bundesschnitt von 53 %. In NRW erwarten 37 Prozent (Bundesschnitt: 40%) der Büros keine Veränderung der Lage in den kommenden sechs Monaten, 21 % gehen von einer Verbesserung aus (Bund: 17 %). Für das Jahr 2024 gehen in Nordrhein-Westfalen 32 % der Büros von einer Verbesserung der Lage aus (Bund: 28 %).
Der Befragungszeitraum war vom 16.1. bis zum 29.1.2023. Teilgenommen haben 4.601 selbstständige Kammermitglieder aus allen Bundesländern.
Einen Kurzbericht sowie die ausführlichen Ergebnisse mit Auswertungen nach Bürogröße und Fachrichtungen sowie finden Sie hier
Teilen via