NRW-Architektentag 2010: „Architekturpolitik für NRW“

NRW-Architektentag 2010: Land soll Vorbild sein für energiesparendes Bauen

Das Land Nordrhein-Westfalen soll künftig nur noch Bauwerke errichten, die nicht mehr Energie verbrauchen, als sie selber produzieren. Das forderte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen heute (25.10.10) auf dem NRW-Architektentag in Düsseldorf. Der Präsident der Architekten und Stadtplaner in NRW, Hartmut Miksch, erklärte vor rund 300 Architekten und Gästen aus Politik, Bauwirtschaft und -verwaltung, das Land brauche dringend eine an Nachhaltigkeitszielen orientierte Baupolitik: „Wir können Nordrhein-Westfalen vom Energieproduktionsland Nr. 1 zum Energiezukunftsland Nr. 1 in Deutschland und Europa machen!“ Miksch schlug den anwesenden Baupolitikern der Landtagsfraktionen und dem NRW-Bauminister außerdem vor, gemeinsam eine „Architekturpolitik für NRW“ zu entwickeln, die eine städtebauliche Landesentwicklung „aus einem Guss“ ermöglichen könne.

25. Oktober 2010

„Architekturpolitik“ versteht sich aus Sicht der Architektenkammer als ein breit gefasster Politikansatz, der sich nicht auf Planungsaufgaben im engeren Sinne beschränkt, sondern darüber hinaus gesellschaftspolitische Entwicklungen wie den demografischen Wandel oder sozialpolitische Herausforderungen wie die Wohnraumversorgung einbezieht. Kammerpräsident Miksch stellte auf dem NRW-Architektentag in der Düsseldorfer Rheinterrasse einen integrativen Ansatz vor, zu dem beispielsweise die Definition baupolitischer Ziele, bedarfsgerechte Investitionen in den Wohnungsbau, eine nachhaltige, an den Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung ausgerichtete Stadtentwicklung, faire Marktchancen für Architekten und die Förderung der Baukultur gehören. „Diese Aspekte der Planungs- und Bauwirtschaft müssen zu einer in sich stimmigen, nach vorne weisenden Handlungsstrategie für das Land zusammengefügt werden“, forderte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Der Zuschnitt der Ministerien innerhalb der neuen Landesregierung biete zu einem solchen Ansatz große Chancen, sagte Hartmut Miksch an die Adresse des Ministers für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr, Harry K. Voigtsberger. 

Einen Schwerpunkt seiner Ausführungen legte der Präsident der Architektenkammer NRW auf die „Herausforderung, unsere Städte und Gemeinden energetisch für die Zukunft zu rüsten“. Angesichts der Tatsache, dass mehr als 70 Prozent der Wohngebäude in Nordrhein-Westfalen über keinen oder nur sehr eingeschränkten baulichen Wärmeschutz verfügen, bestehe ein großer Handlungsbedarf, der gegenwärtig noch nicht erfüllt werde. „Hier brauchen wir Anreiz- und Fördersysteme, mit denen man viel mehr erreichen kann als mit Vorschriften und Geboten“, mahnte Miksch. Das Land Nordrhein-Westfalen sei in der Pflicht, als Bauherr selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen und im Neubaubereich mit innovativen, energiesparenden Bauten Maßstäbe zu setzen. „Damit investieren wir nicht nur in die Zukunft unseres Landes, sondern verbinden auch baukulturelle Ansprüche mit bauwirtschaftlichen Export-Chancen“, warb Miksch für ein konzertiertes Vorgehen. 

Der „NRW-Architektentag“ ist eine zentrale berufspolitische Veranstaltung der rund 30.000 Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in Nordrhein-Westfalen, die alle zwei Jahre in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt durchgeführt wird. Neben der landespolitischen Diskussion standen in diesem Jahr auch die - durchweg guten - Erfahrungen der europäischen Nachbarn mit ihren Konzepten einer bewusst formulierten „Architekturpolitik“ im Blickpunkt; es referierten u. a. Prof. Wolf D. Prix (coop himmelb(l)au, Wien), Prof. Anna Brunow (Präsidentin der Staatlichen Kommission für Baukunst, Helsinki) und Dr. Cilly Jansen (Direktorin der Stiftung Architectuur Lokaal, Amsterdam).

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