Arbeiten im Ausland - „Netzwerk Architekturexport“ zeigt Strategien und Praxisbeispiele auf
„Man braucht Offenheit, Interesse an anderen Ländern und Kulturen und einen langen Atem.“ Mit diesen Worten brachte Erasmus Eller, der seit 20 Jahren erfolgreich Projekte in Russland realisiert, seine Erfahrungen auf den Punkt. Eller war einer von sechs Architektinnen und Architekten, die auf dem NAX-Symposium „Planen und Bauen international - Strategien & Best Practice aus NRW“ am 29. Oktober im Haus der Architekten in Düsseldorf darüber berichteten, wie ihnen der Sprung auf fremde Märkte gelungen ist.
Das Büro Eller + Eller aus Düsseldorf baut in Russland hauptsächlich Bürogebäude für deutsche Konzerne. „Wir bieten deutsche Qualität, sind allerdings in der Regel teurer als örtliche Konkurrenten“, erläuterte Erasmus Eller. Deshalb gelte es immer wieder zu beweisen, dass „die Marke“ Architektur aus Deutschland zu Recht international einen guten Ruf genießt.
Die Spielregeln des jeweiligen Landes kennen
Ähnliche Erfahrungen hat auch das Dortmunder Büro Gerber Architekten gemacht. Marius A. Ryrko, der bei Gerber seit zwei Jahren den asiatisch-pazifischen Raum betreut, stellte heraus, dass das Arbeiten in China zwar reizvoll, aber nicht ohne Risiken sei. „Man muss sehr darauf achten, dass Honorare fest vereinbart und auch gezahlt werden.“ Die Achtung des Urhebers und seiner Rechte sei weiterhin in China problematisch. Gerber Architekten arbeite teilweise „gegen Vorkasse“.
Hohe Rechtssicherheit im europäischen Ausland
Die Rechtssicherheit ist bei Aufträgen im EU-Ausland deutlich höher, berichtete Zbigniew Pszczulny von SOP (Düsseldorf) von der Arbeit in seinem Heimatland Polen. SOP hatte für die EM 2012 Fußballstadien in Warschau und Breslau sowie Flughäfen in Breslau und Danzig realisiert. „Das sind Aufgaben, für die es in Polen wenig qualifizierte Büros gibt“, umriss Pszczulny die Marktlage im Nachbarland. Die Vergabe in Polen laufe ähnlich wie in Deutschland. „Wichtig ist es, vor Ort ein starkes Partnerbüro zu haben“, riet Pszczulny. Eine Erfahrung, die alle Redner auf der NAX-Veranstaltung bestätigen konnten.
Partnerbüro vor Ort in Kombination mit Projektteams aus eigenen Fachleuten
Das Düsseldorfer Architekturbüro HPP versucht deshalb in der Regel, eigene Projektteams auf die Beine zu stellen, die sich um die großen Vorhaben im Ausland kümmern, berichtete Werner Sübai. Wie Architekturbüros, die im Ausland aktiv werden, geeignete Mitarbeiter finden und halten können, thematisierte Prof. Dr. Bert Bielefeld. Der Dortmunder Architekt forderte vor allem die Bereitschaft, sich mit fremden Kulturen auseinander zu setzen, und eine gewisse Lebenserfahrung, bevor ein Architekt für längere Zeit ins Ausland geschickt wird.
„Netzwerk Architekturexport“ - Erfolg im Ausland ist mehr als reine Strategie
Alle Referenten waren sich einig in der Einschätzung, dass der Gang ins Ausland nicht allein strategisch geplant werden könne. „Man braucht ein Startprojekt, um Erfahrungen zu sammeln und Kontakte knüpfen zu können“, resümierte Erasmus Eller. Auch Prof. Sabine Keggenhoff, die erfolgreich Wohnhäuser auf Mallorca plant und realisiert, berichtete, dass sie über einen deutschen Bauherrn eher zufällig auf der Baleareninsel tätig geworden sei. „Wenn man sich mit einem guten Projekt empfiehlt, spricht sich das herum“, so ihre Erfahrung. Wobei Sabine Keggenhoff auch von zahlreichen Problemen in der Baupraxis berichten konnte - von Bestechungsversuchen über ungelernte Bauarbeiter bis zu Genehmigungskonflikten mit den örtlichen Behörden. Dennoch, so das gemeinsame Fazit, lohne sich der Gang ins Ausland: „Es ist eine große Bereicherung“, meinte Frédéric Ripperger vom Büroverbund RSAA aus Köln. „Nicht zwingend finanziell, aber auf jeden Fall für die persönliche Entwicklung als Architekt, für das Büro und das Renommee.“
Rund 50 Architektinnen und Architekten waren ins Haus der Architekten gekommen, um sich über die Arbeit im Ausland zu informieren. Die Vorträge wurden ergänzt von Kaj Faust (VHV Versicherungen) zum Thema Versicherungsschutz für Auslandsprojekte und Oliver Fleschentraeger (Lanxess Deutschland) zum Thema „farbiger Beton“.
Das Netzwerk Architekturexport (NAX) wurde 2002 von der Bundesarchitektenkammer gegründet. Es unterstützt deutsche Architekturbüros dabei, im Ausland tätig zu werden. Dazu stellt NAX Kontakte her, informiert auf Veranstaltungen im In- und Ausland und unterhält eine umfassende Länder-Datenbank. www.nax.bak.de
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