Betreutes Wohnen mit Qualität und Siegel
Wohnen für ältere Menschen mit Qualitätsstempel - diese Aussage steckt hinter dem „Kuratorium Qualitätssiegel Betreutes Wohnen“, einem Verein aus Akteuren der Wohnungs- und Planungswirtschaft mit dem Land Nordrhein-Westfalen und Verbraucherorganisationen - unter ihnen auch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Bis heute trugen bzw. tragen 50 Wohnprojekte für ältere Menschen das Qualitätssiegel. Welche Kriterien es dabei zu erfüllen gibt, und welche Vorteile das Erlangen des Qualitätssiegels mit sich bringt, erläuterten der Vorsitzende des „Qualitätssiegels Betreutes Wohnen“, Alexander Rychter vom Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen, mit Vertreterinnen der Geschäftsstelle des Siegels am 27. April in einem Online-Webinar.
Hintergrund der gemeinsamen Bemühungen des Kuratoriums „Betreutes Wohnen“ sei es, Unsicherheiten bei Verbrauchern und Investoren aufzulösen, führte VdW-Direktor Alexander Rychter aus, denn die Begriffe „Betreutes Wohnen“ oder „Service Wohnen“ seien nicht gesetzlich geregelt oder geschützt. Dazu habe der Verbund einheitliche Standards entwickelt, um die Qualitäten vom Baukörper über die Betreuungsleistungen bis hin zur Vertragsgestaltung solcher Wohnprojekte überprüfen und im positiven Fall öffentlich hervorheben zu können. „Es geht uns dabei sowohl um eine Planungshilfe für Investoren und Planer als auch um eine Orientierungshilfe für Nachfrager“, erklärte der langjährige Vorsitzende des Qualitätssiegels. Bei der Einführung im Jahr 2005 habe man sich zunächst auf den Neubau konzentriert; aber schon vier Jahre später wurde das Siegel um den Aspekt „Bestand“ erweitert. 2011 wurde das Siegel „Seniorengerechtes Wohnen“ ergänzt.
Die Geschäftsführung des „Qualitätssiegels Betreutes Wohnen“ liegt seit dem Jahr 2009 bei InWis, dem Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung in Bochum. Katrin Witthaus prüft für „InWis Forschung und Beratung“ die Anträge auf Erteilung des Siegels. Wie sie darstellte, erfolgt die Prüfung in zwei Stufen:
Zunächst wird auf Grundlage eingereichter Unterlagen geprüft, welche Kriterien die Wohnanlage erfüllt. Anschließend erfolgt eine Prüfung vor Ort. „Die Kriterien werden kontinuierlich angepasst“, erklärt Katrin Witthaus. In jüngster Zeit seien etwa Anforderungen der DIN 18040 eingearbeitet worden. Bei positivem Ergebnis werde das Siegel für drei bis fünf Jahre erteilt. Seit Einführung wurden rund 50 Siegel vergeben, aktuell befänden sich 15 weitere in der Prüfung. „Wer einmal das Siegel erhalten hat, bleibt in der Regel am Ball und achtet darauf, das Niveau zu halten“, berichtete Katrin Witthaus aus der Praxis.
Was wird geprüft?
Zu den abgefragten Qualitätskriterien gehören die Felder „Bauwerk und Umfeld“, „Grundservice“, „Wahlservice“ und „Vertragsgestaltung“. Dabei seien die baulichen Aspekte für Bestandsgebäude die schwierigsten, denn: „Was gebaut ist, ist gebaut“, so Katrin Wittmann. Zentral seien barrierearme bzw. –freie Gestaltung, sowohl des Bauwerks selbst als auch der Freianlagen und des städtebaulichen Umfelds.
„Wir orientieren uns immer am geltenden Bauordnungsrecht“, ergänzte Alexander Rychter, der Direktor des VdW RW. Dies sei angesichts der hohen Entwicklungsdynamik in diesem Bereich eine ständige Herausforderung. Engagiert sind im Kuratorium Betreutes Wohnen“ von Beginn an auch die NRW-Ministerien für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung.
Was bringt das Siegel?
Für Bewohnerinnen und ihre Angehörigen bringt das Qualitätssiegel Betreutes Wohnen vor allem Sicherheit. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn das Landeswappen am Tor prangt und man weiß, dass eine Qualitätsprüfung erfolgt ist“, so Katrin Witthaus.
Björn Plenius, Siegelträger vom Bauträger „IBAC Consulting Werte und Wohnen“, erläuterte, dass das Gefühl der Sicherheit für ältere Menschen ein wichtiges Wohnbedürfnis sei. Das gelte für Einbruchssicherheit, aber auch für die Sicherstellung ärztlicher Versorgung und insgesamt für eine Wohlfühlatmosphäre. „Unverzichtbar ist auch ein Treffpunkt im Haus, um sich austauschen zu können und Kontakte zu pflegen. Alles das, was früher auf dem Markt erledigt wurde“, stellte Plenius dar. Für ihn ist das Qualitätssiegel Betreutes Wohnen nicht nur eine Qualitätsprüfung der eigenen Projekte, sondern auch ein Marketinginstrument. „Natürlich entfaltet so ein Siegel besondere Überzeugungskraft auf potenzielle Interessenten.“ Die Kosten von 3000 bis 5000 Euro für die Siegel-Prüfung und -Erteilung rechneten sich für einen Immobilienentwickler sehr schnell.
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