Fachtagung Innenarchitekten: Wettbewerbe als Chance begreifen!

Wie können Innenarchitektinnen und Innenarchitekten das Instrument des Architektenwettbewerbs besser erschließen? Diese Frage diskutierten etwa 60 Kolleginnen und Kollegen am 25. August auf einer Fachtagung im Haus der Architekten. „Wir wünschen uns, dass mehr Wettbewerbe für Innenarchitekten geöffnet werden“, erklärte AKNW-Präsident Ernst Uhing in seiner Begrüßung. Allerdings müssten die Vertreter der Fachrichtung das Wettbewerbswesen ihrerseits auch aktiv nutzen. Mit der Tagung betrat die Architektenkammer NRW Neuland: Der Bundesgeschäftsführer des BDIA, Constantin von Mirbach, der eigens aus Berlin angereist war, lobte den Ansatz und stellte fest, dass es bundesweit noch keine Debatte dieser Art gegeben habe.

26. August 2016von Christof Rose

Etwa 15 bis 18 konkurrierende Verfahren, zu denen speziell auch Innenarchitekten eingeladen waren, habe es im Schnitt der vergangenen fünf Jahre bundesweit pro Jahr gegeben, beschrieb AKNW-Vorstandsmitglied Jochen König einführend die Situation. Der Aachener Architekt, der den Ausschuss „Wettbewerbs- und Vergabewesen“ der Kammer leitet, machte als einen Grund für diesen geringen Wert das mangelnde Bewusstsein von Auslobern für die Kompetenzen und das Tätigkeitsspektrum der Fachrichtung Innenarchitektur aus. „Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, das zu ändern“, appellierte König an den Berufsstand. Die AKNW werde ihre Wettbewerbsberater entsprechend auf das Thema hinweisen. Denn Wettbewerbe seien nicht nur wichtig für die Gesellschaft insgesamt, sondern auch für jedes in diesem Bereich aktive Büro: „Die Teilnahme an Wettbewerben dient nicht zuletzt der Außendarstellung, insbesondere der Kompetenz und Exzellenz“, erinnerte König.

Bestätigt wurde diese Einschätzung von Monika Lepel. Die Kölner Innenarchitektin ist mit ihrem Büro Lepel + Lepel seit vielen Jahren im Wettbewerbswesen erfolgreich. „Wir haben uns bewusst so aufgestellt und bearbeiten den Wettbewerbsmarkt systematisch.“ Monika Lepel riet ihren Kolleginnen und Kollegen, Auslobungen gezielt zu scannen und sich bei Auslobern auch proaktiv ins Gespräch zu bringen. „Wettbewerb muss man auch wollen“, so die Haltung der Kölner Innenarchitektin.

Mut und den Willen zur persönlichen Weiterentwicklung stellte auch Prof. Sabine Keggenhoff in den Mittelpunkt ihres Impulsvortrags. 71 Prozent der Bauinvestitionen gingen heute in den Bestand - das sei ein ungeheures Potenzial für die Fachrichtung. Einen Wettbewerbsbeitrag zu erarbeiten, sei immer auch ein persönlicher Gewinn. „Es fördert unsere Kreativität, macht den Kopf frei und gibt einen regelrechten Kick“, meinte die Arnsberger Innenarchitektin und Architektin, die mit ihrem Büro schon verschiedene Aufträge über Wettbewerbe gewinnen konnte. „Wir machen Wettbewerbe, um wettbewerbsfähig zu bleiben!“

Innenarchitekten müssten „mehr an Wettbewerbe ran“, forderte Stefan Schopmeyer. Der Münsteraner Architekt ist seit etwa zehn Jahren überwiegend in der Wettbewerbsberatung tätig und hat schon viele Verfahren initiiert und begleitet. Er warb für das Instrument des geregelten RPW-Wettbewerbs als rechtlich sicheres Verfahren, das dem Bauherrn eine Vielfalt von Lösungsansätzen und die Möglichkeit zur Auswahl der besten Lösung biete. Wichtig sei, Auslobern nahezulegen, nicht nur Architekten, sondern auch Innenarchitekten zur Teilnahme an Wettbewerben einzuladen. Martin Müller, der die Fachrichtung „Innenarchitektur“ im AKNW-Vorstand vertritt, machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass Innenarchitekten, die die uneingeschränkte Bauvorlageberechtigung haben, prinzipiell zu allen Verfahren eingeladen werden könnten. Aber auch alle anderen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten in NRW hätten die juristische Qualifikation, klassische Bestandsarbeiten zu übernehmen. Letztlich müsse es primär darum gehen, Auslobern dieses Faktenwissen zu vermitteln.

Ein Auslober, der viele Wettbewerbe durchführt und dazu immer wieder auch Innenarchitekten eingeladen hat, ist die Evangelische Kirche von Westfalen. „Wir führen in jedem Jahr etwa fünf konkurrierende Verfahren durch“, erläuterte Roland Berner, der als Architekt seit 23 Jahren im Baureferat der EK tätig ist. „Wettbewerbe stellen für uns ein optimales Verfahren dar, um unsere Gemeinden zu guten Lösungen ihrer Bauaufgaben zu begleiten.“ Die Realisierungsquote der Wettbewerbe, welche Gemeinden der Evangelischen Kirche von Westfalen auslobten, liege bei über 90 Prozent. Roland Berner kündigte an, künftig verstärkt darauf achten zu wollen, ob ausgelobte konkurrierende Verfahren sich auch oder speziell für Innenarchitekturbüros eignen. Er müsse aber - ähnlich wie die Wettbewerbsberater der AKNW - die zuständigen Gremien jeweils von dem vorgeschlagenen Vorgehen überzeugen.

Jochen König kündigte in seinem Resümee an, dass die Architektenkammer NRW eine Argumentations und Arbeitshilfe erstellen werde. „Das tolle am Wettbewerb ist: Jeder hat eine Chance, wenn man an sich glaubt und hart arbeitet.“ 

Vorträge (Auswahl)

Vortrag von Jochen König (PDF)

Vortrag von Prof. Sabine Keggenhoff (PDF)

Vortrag von Roland Berner (PDF)

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