Herbst der Entscheidungen: Mitgestalten! - Ein Kommentar von AKNW-Präsident Ernst Uhing

Damit die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ihre berufspolitischen Vorschläge und Forderungen mit Nachdruck in die politische Debatte einspeisen kann, benötigen wir eine breite Unterstützung unserer Kammermitglieder.

03. November 2025
Ernst Uhing Präsidiumszimmer
Dipl.-Ing. Architekt BDB Ernst Uhing - Foto: Ingo Lammert

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der „Herbst der Reformen“ ist da! Die von der Bundesregierung angestrebten Modernisierungsimpulse, die unser Land wieder wettbewerbsfähiger und dynamischer machen sollen, haben mit dem „Bau-Turbo“ für unsere Branche konkrete Formen angenommen. Das am 9. Oktober vom Bundestag verabschiedete Gesetzespaket ermöglicht es in begründeten Fällen, von Lärmschutzvorgaben abzuweichen; zudem soll künftig auch in zweiter Reihe oder etwa auf Supermarktgebäuden gebaut werden dürfen. Das bietet Chancen, die es zu nutzen gilt!

Schlecht ist, dass die Bundesregierung – entgegen allen Warnungen der Architektenkammern und aus der Fachwelt – den Paragrafen 246e durchgesetzt hat, nach dem Kommunen von bauplanungsrechtlichen Vorschriften abweichen und damit neue Baugebiete ohne die sinnvollen Verfahrensschritte der Erstellung eines Bebauungsplans ausweisen dürfen.

Das Hauptproblem, das die Bau- und Immobilienbranche in Deutschland weiterhin lähmt, wird damit allerdings nicht gelöst: Wie Prof. Michael Grömling vom Institut der Deutschen Wirtschaft im Rahmen des 18. Internationalen Holzbaukongresses in Köln überzeugend darlegte, liegt das nämlich in den dauerhaft zu hohen Baukosten. Und dagegen, so der Ökonom auf dem von der Architektenkammer NRW mitgestalteten Fachkongress, helfe nur ein Absenken der Baustandards in Deutschland sowie die Hoffnung auf günstigere Hypothekenzinsen. Weniger verpflichtende Baustandards – das ist der Kern des „Gebäudetyp E“, den die deutschen Architektenkammern entwickelt haben, und der auf Bundesebene noch auf seine gesetzliche Implementierung wartet. Hier wie bei der Einführung einer „Oldtimerregelung“ für ein einfacheres Bauen im Bestand halten wir den politischen Druck aufrecht – versprochen!

Damit die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ihre berufspolitischen Vorschläge und Forderungen mit Nachdruck in die politische Debatte einspeisen kann, benötigen wir eine breite Unterstützung unserer Kammermitglieder. Diese Unterstützung können Sie im Laufe dieses Monats zum Ausdruck bringen, indem Sie sich an der „Kammerwahl 2025“ beteiligen. Alle fünf Jahre wählen unsere nun rund 33.000 Mitglieder eine neue „Vertreterversammlung“. Unser NRW-Architektenparlament ist das höchste Organ der AKNW und legt in jährlichen Tagungen die berufspolitischen Leitlinien fest. Unser Parlament der Architektinnen und Architekten, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner steht für eine gelebte berufsständische Selbstverwaltung – und sichert zugleich einen binnenpluralen Diskursraum: Die Kandidatinnen und Kandidaten werden von Berufsverbänden und freien Listen benannt, die jeweils bestimmte, durchaus unterschiedliche berufspolitische Schwerpunkte setzen. Bis zum 3. Dezember 2025 können Sie Ihre Stimme abgeben und damit die Ausrichtung der Kammerarbeit für die kommenden fünf Jahre mitbestimmen. Ich lade Sie sehr herzlich dazu ein: Nutzen Sie die Chance, gestalten Sie Ihre Architektenkammer Nordrhein-Westfalen mit!

Eine hohe Wahlbeteiligung ist politisch ein starkes Signal dafür, dass unser Berufsstand in NRW mit einer Stimme spricht. Es ist auch eine Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements, mit dem sich die künftig 161 Kolleginnen und Kollegen, die unsere nächste Vertreterversammlung bilden, für unsere Anliegen einsetzen werden. 

Glauben Sie mir: Der Rückhalt und die Unterstützung unserer Mitglieder ist für uns Mandatsträgerinnen und Mandatsträger unverzichtbar, um unsere Anliegen mit Verve in die Politik, die Fachöffentlichkeit und eine breite Bevölkerung vermitteln zu können. Das kann ich nach zwölf Jahren Präsidentschaft für die größte deutsche Architektenkammer nur bekräftigen.

Ich selbst werde mich nicht mehr um das Präsidentenamt bewerben. Da sich auch in den Gremien zahlreiche Wechsel abzeichnen und erstmals unsere Junior-Mitglieder zur Wahl aufgerufen sind, kündigt sich – aus Kammersicht – für die kommenden Wochen ein spannender „Herbst der Entscheidungen“ an. Bitte gestalten Sie ihn aktiv mit!

Es grüßt Sie herzlich

Dipl.-Ing. Ernst Uhing
Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

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