Kommentar: Willkommen in den Digital Twenties!

Die digitale Revolution durchdringt praktisch alle Lebensbereiche und wird vermutlich unsere globale Weltgemeinschaft gravierend verändern. Den Berufsstand der Architektinnen und Architekten berührt die Digitalisierung in besonderer Weise und in mehreren Dimensionen - Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte

16. Januar 2020
AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte - Foto: Lohnzich

Liebe Kollegin,
lieber Kollege!

Könnte ich Sie „tracken“? Vermutlich schon. Sie mich auf jeden Fall. Denn wir alle hinterlassen ununterbrochen digitale Spuren, sei es im Internet, über unsere Smartphones, über Bank-, Bezahl- oder Bestellsysteme und an unzähligen weiteren Stellen. Die digitale Revolution durchdringt praktisch alle Lebensbereiche und wird vermutlich unsere globale Weltgemeinschaft ähnlich verändern, wie dies die industrielle Revolution ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bewirkt hat. Unsere Art zu arbeiten, zu kommunizieren, uns zu unterhalten - also zu leben.

Der Prozess der Digitalisierung begann bereits Ende des letzten Jahrhunderts. Aktuell wird diskutiert, inwieweit die beginnenden 2020er Jahre das Jahrzehnt sein werden, in dem die vielfältigen Einzelstränge, die bislang die zunehmende mikroelektronische Durchdringung einzelner Prozesse oder Abläufe ausgemacht haben, zusammenwachsen und sich (möglicherweise) zu einem einheitlichen digitalen Lebensmodell entwickeln werden. Erleben wir die „Digital Twenties“?

Die Digitalisierung berührt den Berufsstand der Architektinnen und Architekten in besonderer Weise und in mehreren Dimensionen: Zum einen wird unser Arbeitsalltag digitaler und vernetzter, was ebenso praktisch wie bildhaft im „Building Information Modeling“ (BIM) zum Ausdruck kommt. Aber auch unsere Kommunikation mit den unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern im Zuge von Planungsverfahren wird sich ändern - von der vernetzten Abstimmung bis zum digitalen Bauantrag, an dem unser nordrhein-westfälisches Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung gegenwärtig arbeitet. Nicht zuletzt sind die Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner dieses Landes auch grundsätzlich gefordert, ablesbare Entwicklungen in ihrer Arbeit zu berücksichtigen, um Planungsleistungen für Bauherren und Auftraggeber zu erbringen, die als zukunftsfest gelten können. Dies betrifft die Bereiche „Digitale Stadt“ genauso wie die technologische Ausformung der Infrastruktur; dies gilt für „Smart living“ in gleichem Maße wie für intelligente Baustoffe und bautechnische Systeme.

Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen beschlossen, den Megatrend „Digitalisierung“ als Leitthema der Arbeit der AKNW aufzugreifen. Wir bündeln damit bereits bestehende Papiere, Arbeitsgruppen und Veranstaltungsformate und weiten diese aus. Sie finden dazu im Regionalteil NRW dieser Ausgabe des Deutschen Architektenblattes auf den folgenden Seiten verschiedene Berichte und Hinweise sowie Einladungen zu Veranstaltungen. Denn wir wollen das neue Jahr nutzen, um unmittelbar in eine vertiefende Analyse und Debatte einzusteigen. So sind wir vom 11. bis 13. Februar auf der neuen Messe „digitalBau“ in Köln aktiv; im März starten wir unsere neue Vortragsreihe „Digital Mondays“, in der wir jeweils einen Detailbereich der Digitalisierung näher beleuchten werden. Die „Digital Mondays“ werden auch deutlich machen, dass „Digitalisierung“ nicht allein eine technische Entwicklung beschreibt; wichtiger noch ist die Frage nach den Konsequenzen, sei es in politischer, (bau-)kultureller oder sozialer Hinsicht.

Auch der große „Internationale Architektenkongress“, den die Architektenkammer NRW alle zwei Jahre durchführt, wird sich vom 11. bis zum 13. Juni in Danzig mit dem Leitthema „Digitalisierung“ auseinandersetzen. Hier werden renommierte Fachleute aus ganz unterschiedlichen Disziplinen ihre spezifische Sichtweise auf die „Digitale Revolution“ präsentieren und zur Diskussion stellen.

Natürlich werden wir den fachlichen Diskurs mit Praxishinweisen, Positionspapieren und schriftlichen Dokumentationen untermauern, um einen kontinuierlichen Wissenstransfer sicher zu stellen. Denn klar ist auch: Die Digitalisierung bietet Chancen und birgt Risiken. Wir wollen den Prozess der digitalen Revolution konstruktiv begleiten und für eine ökologisch und gesellschaftlich zukunftsorientierte Gestaltung unserer gebauten Umwelt nutzen.

Und falls Sie mich „tracken“ wollen - nicht nötig. Treffen wir uns lieber auf den verschiedenen Digitalisierungsveranstaltungen der kommenden Wochen und Monate. Ganz real.

Es grüßt Sie Ihr

Klaus Brüggenolte
Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
brueggenolte@aknw.de

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