Le Corbusier in der Holzhütte

In ihrer beliebten Reihe „Architektur und Film“ präsentierte die Architektenkammer NRW in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf im November/Dezember 2022 unter dem Titel „Modern Minds“ vier Filme über die Architektin und Designerin Eileen Gray sowie den Schweizer Architekten Le Corbusier. Am 27. November wurde in einem „Special“ in der Architektenkammer NRW im Düsseldorfer Medienhafen zudem der Film „Le Cabanon par Le Corbusier“ gezeigt und zu einem Talk mit dem finnischen Regisseur Rax Rinnekangas sowie dem deutschen Bestsellerautoren Bernhard Schlink eingeladen.

28. November 2022von Christof Rose

„Das, was wir heute vorhaben, ist eine Premiere“, begrüßte AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann die rund 80 Gäste des Special im Foyer der Architektenkammer NRW. „Wir machen heute Kammer zum Kino!“ Lehrmann verwies darauf, dass die „cineastische Leckerbissen“ der Reihe „Architektur und Film“ in der Regel in allen vier Programmkinos („BlackBox“ Düsseldorf, „SweetSixteen“ Dortmund, „Lichtwerk“ Bielefeld und „Roxy“ Münster) vor ausverkauften Häusern spielten.

Der finnische Autor und Regisseur Rax Rinnekangas hatte den deutschen Juristen und Autoren Bernhard Schlink vor 20 Jahren in Berlin kennengelernt. In dem von Océane Gonnet (Filmmuseum Düsseldorf) moderierten Austausch erläuterte Rinnekangas, dass er seit seiner Jugend ein Faible für Architektur habe. „In den 1960er Jahren wurde meine gebaute Umwelt im Norden Finnlands vollständig umgebaut; das hat mich geprägt.“

Für Bernhard Schlink war es die Liebe zur Architektur der Jahrhundertwende, die ihn packte und bis heute fasziniert. „Auch die Architektur der klassischen Moderne würde niemals die Augen beleidigen“, meinte der Autor, der eigentlich Jurist und Richter ist und in seinen Büchern (u.a. „Der Vorleser“) häufig die Frage nach der Gerechtigkeit in den Wechselfällen des Lebens stellt. Dazu im Kontrast sehe er vielfach die Stadtentwicklung der Nachkriegszeit, die vieles zerstört habe.
Als Regisseur beschäftige er sich mit der filmischen Arbeit mit der Zeit, erläuterte Rax Rinnekangas seinen Ansatz. Man habe die Macht, in Sekunden Banken zu überfallen, sich scheiden zu lassen oder Städte in die Luft zu sprengen. Sein Film „Le Cabanon par le Corbusier“ sei dagegen wie ein Zen-Übung zu verstehen. Alles sei langsam und kontemplativ. „Architektur auf dieser Stufe ist ein Kunstwerk, das in Ruhe gelesen werden muss“, so der finnische Regisseur.
Rinnekangas zeigte sich fasziniert von Le Corbusier, weil er „wie ein Architekturgott“ viele junge Architektinnen und Architekten des 20. Jahrhunderts massiv beeinflusst habe. Und nachdem er die riesigen Wohnmaschinen entworfen hatte und in einem großzügigen Appartement in Paris lebte, baute „Le Corbu“ 1952 seine nur 16 m2 umfassende, sehr einfach gehaltene Hütte „Le Cabanon“. Seine Frau Gallis starb bereits 1957; Le Corbusier kam aber in seine Hütte an der französischen Riviera. „Er verbrachte seine August-Wochen dort und ging auch regelmäßig im Mittelmeer schwimmen“, berichtete Rinnekangas, der sich intensiv mit Le Corbusier auseinandergesetzt hat.  

Bernhard Schlink zeigte sich vom ruhigen, intensiven Duktus des knapp 60minütigen Films seines Freundes Rax Rinnekangas begeistert. „Das Gebäude wird hier selbst zum Akteur“, meinte er. Die Hütte selbst sah Bernhard Schlink allerdings als „eine Kopfgeburt“ von Le Corbusier. „Das ist spannend, aber nicht für ein echtes Leben im Alltag geeignet.“

Rax Rinnekangas gestaltete seinen Film als Autor in einer buchähnlichen Struktur, in Kapiteln, mit einem Erzähler. Der Film ist in Finnisch produziert. „Das ist mir wichtig, weil vieles im Leben und in der Kunst ein Geheimnis bleibt. Jeder muss es für sich selbst interpretieren“, so der aus Lappland stammende Autor und Regisseur Rinnekangas.

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