„Museum des Jahres“: Kunstkritiker ehren Krefelder Kunstmuseen
Die Kunstmuseen Krefeld haben von Kunstkritikern den Titel „Museum des Jahres“ erhalten. Seit ihrer Gründung vor über 120 Jahren setzen sich die Museen der Niederrheinstadt für die enge Verbindung von Kunst, Design und Architektur ein. Auf diesem ursprünglichen Fundament entsteht ein „experimentierfreudiges Ausstellungsprogramm, das auch weitere künstlerische Disziplinen aufnimmt und sich aktuellen Themen widmet“, hieß es bei der Ehrung am 10. September durch die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes AICA.
In den beiden von Ludwig Mies van der Rohe errichteten Bauhausvillen Haus Lange und Haus Esters erhielten internationale wie regionale Künstlerinnen und Künstler regelmäßig „Carte Blanche“, um eigene Ideen zu realisieren. Dies sei „ein Weg, um am Puls der Zeit zu bleiben“, und unterstreiche die enge Verbindung von Kunst, Architektur oder Design in stets dialogischer Form, hieß es in der Laudatio.
Damit ist das seit 2016 von Katia Baudin geleitete Museum mit seinen drei Standorten richtungsweisend in der gegenwärtig wieder diskutierten spartenübergreifenden Mehrstimmigkeit künstlerischer Disziplinen. Mit frühen Ausstellungen zu den Nachkriegs-Künstlern Yves Klein, Joseph Beuys oder Gerhard Richter hat Krefeld zudem internationale Museumsgeschichte geschrieben, urteilten die Kritiker.
Zwei weitere Auszeichnungen für herausragende Ausstellungen gingen nach Port-au-Prince (Haiti) und Berlin. Als „Ausstellung des Jahres 2022“ ehrte die AICA Deutschland eine Inszenierung der Gruppe Atis Rezistans | Ghetto Biennale aus Haiti in der ehemaligen Kirche St. Kunigundis während der Kasseler documenta fifteen. Deren Gründer André Eugène und Leah Gordon waren dank der Unterstützung durch das Auswärtige Amt und privater Spenden der AICA-Mitglieder aus Port-au-Prince und London nach Krefeld angereist.
Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Ina Brandes erklärte bei der Preisverleihung, die Krefelder Kunstmuseen hätten mit der „Qualität und der Relevanz“ ihrer Ausstellungen Maßstäbe gesetzt. Die geglückte Verbindung von bildender und angewandter Kunst trage dazu bei, Krefeld im In- wie Ausland als „unverwechselbaren Standort in der Museumslandschaft zu verorten“, erklärte Nordrhein-Westfalens Kulturministerin.
Die Kunstmuseen der Niederrheinstadt sind nach den Worten des Präsidenten von AICA Deutschland, Kolja Reichert, beispielhaft für den historisch gewachsenen Reichtum der deutschen Kunstlandschaft: „Durch allseitige Kürzungen privater und öffentlicher Kulturetats steht dieser Reichtum derzeit auf dem Spiel“, kritisierte Reichert: „Die AICA setzt sich auf vielen Ebenen für ihren Erhalt ein, auch durch die jährlichen Auszeichnungen herausragender künstlerischer und kuratorischer Arbeit.“ Von Kunst und Kritik hängen nach den Worten des deutschen AICA-Präsidenten „Zukunftssinn, gesellschaftliche Vorstellungskraft und eine vielfältige Gesellschaft“ ab.
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