Nachruf: Hanns Uelner (1935-2025)

Der Architekt und langjährige Vorsitzende des Deutschen Werkbunds Hanns Uelner ist im August im Alter von 90 Jahren verstorben. Der Künstler Dr. Thomas Schriefers nimmt in einem persönlichen Nachruf von seinem guten Freund und Kollegen Abschied.

17. September 2025

Für Hanns Uelner (1935-2025)

Am 19. August 2025 ist Hanns Uelner im Alter von 90 Jahren in Rheinbreitbach verstorben. Er war Architekt, seit vielen Jahrzehnten sehr aktives Werkbundmitglied, lange verantwortlich tätig im Vorstand und viele Jahre Vorsitzender des DWB NW.

Geboren wurde Hanns Uelner 1935 in Köln, wo sein Vater die Deutschen Werkstätten Dresden Hellerau im Rheinland repräsentierte und im Richmodis-Haus ein Einrichtungshaus führte. Freundschaften der Eltern zu bedeutenden Formgebern ihrer Zeit prägten Hanns Uelner seit seiner Kindheit. So war auch der Architekt Bruno Paul ein enger Freund der Familie, was sich nicht zuletzt auch in dessen Entwürfen für Möbelstücke der Uelnerinschen Wohnung in Köln niederschlug. Bis zuletzt hat Hanns Uelner mit einigen dieser von ihm sehr geliebten Gegenstände gelebt.

In seinem Tagebuch berichtet er an einer Stelle von einschneidenden Erlebnissen im Krieg, so zum Beispiel von seinem Weg durch das noch brennende Köln vom Bahnhof nach Hause. Unwissend, ob das Haus noch steht und die Familie unversehrt ist. Ein nachvollziehbar verstörendes Erlebnis, das sich tief in seine Erinnerungen eingebrannt hat. Zerstörung und Verlust haben dann dazu beigetragen, dass früh sein Interesse am Bauen und Aufbauen entstand. Folgerichtig strebte der junge Hanns Uelner ein Architekturstudium an.

Der Wiederaufbau der zerstörten Städte in Deutschland wurde zum Auftakt: Ein Baupraktikum in Köln (1955) und im Folgejahr dann der Beginn seines Architekturstudiums an der RWTH Aachen, das er - nach einem Auslandsjahr an der École Superieur des Beaux Arts in Paris (Studium bei Prof. Candilis) sowie einem Arbeitsaufenthalt in London im Büro Shepard, Robson & Partners - mit dem Diplom bei Prof. Erich Kühn in Aachen abschloss.

Kühn hatte in Nordrhein-Westfalen ab 1947 das Amt für Landespflege eingerichtet und vertrat seit 1953 in Aachen die Lehre im Rahmen des Lehrstuhls für Städtebau und Landesplanung. Hanns Uelner schloss sein Studium dort 1966 ab. Die Aufgabe der Diplomarbeit lautete: Entwerfen Sie ein Museum für Städtebau in Aachen. Es würde diesen Rahmen sprengen, seine umfangreiche Bautätigkeit zwischen 1963 und 2003 auch nur ansatzweise darzustellen, doch sollte erwähnt werden, dass Hanns Uelner - parallel zu seiner Tätigkeit im Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebau auch noch eine Referendarausbildung mit der 2. Staatsprüfung abschloss. Er hätte also auch ins Amt gehen können, was er dann aber nicht tat.

Die Möglichkeit, aktiv durch seine Bauten im urbanen Raum zu intervenieren, mit präfabrizierten Modulen zu experimentieren und Bauten zu sanieren, schien ihm wohl als freier Architekt und Stadtplaner sinnvoller. Zudem engagierte er sich in der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landschaftsplanung und im Deutschen Werkbund, in dessen Vorstand er bald gewählt wurde.

Er war zeitlebens von der Idee beseelt, dass sich Künstler, Architekten, Designer, Kunsthandwerker und Unternehmer gemeinsam um die Gestaltung der Umwelt kümmern sollten. Hanns Uelner fühlte sich dem über Jahrzehnte verpflichtet, weshalb er zeitweilig die Werkbund-Geschäftsstelle sogar in sein Büro integrierte, auch wenn durch das zusätzlich angewachsene Arbeitaufkommen die Grenzen des Leistbaren zuweilen erreicht wurde. Er war stets davon überzeugt, dass ein Bund wie der DWB wegen seiner interdisziplinären Ausrichtung der geeignete Katalysator ist, jene Kräfte zu binden, die
geeignet sind, auch die Städte menschlicher zu machen. Als langjähriger DWB-Vorsitzender hat er nie nachgelassen, sich dafür leidenschaftlich einzusetzen.

Wir haben uns kennengelernt, als ich in den DWB berufen wurde. Das ist fast 40 Jahre her. Später durfte ich mit Hanns Uelner Architekturwettbewerbe machen und einige Wohnungsbauprojekte begleiten. Im Vorstand des Deutschen Werkbundes dachten wir im Kreis ähnlich Gesinnter über den ökologischen Umbau der Städte nach und debattierten oft. Unvergesslich sind die Werkbund-Gänseessen, zu denen Hanns Uelner und Christina Lergon-Rüter nach Bonn in die Michaelstr.5-7 einluden. Es waren opulente Feste barocken Ausmaßes, reich an sinnlichen Genüssen.

Die vielen, von ihm sorgfältig bewahrten, Zeugnisse eines lebenslangen Engagements für die Gestaltung der Umwelt, Wohnen und Städtebau, künden von einem Leben in ständigem „Auf dem Wege sein“, an keiner Stelle bereit, bei möglicherweise auftretenden Schwierigkeiten aufzugeben, sondern stattdessen kraftvoll und zäh weiterzumachen.

Bewegung, nicht Ruhestand war Hanns Uelners Sache. Dafür wollte er fit sein, weshalb er konsequent täglich Gymnastik betrieb. Ich bewundere die Disziplin, mit der er dies bis zuletzt durchzog. 

Mit seinem Tod verliere ich einen guten Freund und der Deutsche Werkbund eines seiner aktivsten Mitglieder. Hanns Uelner hat über Jahrzehnte ohne viel Aufhebens seine Zeit und Arbeitskraft für den DWB eingesetzt. Er war da, wann immer er gebraucht wurde. Hanns Uelner und die Arbeit des DWB NW sind über Jahrzehnte nicht voneinander zu trennen. Die Verbindung bleibt.

Dr. Thomas Schriefers, 11.09.2025

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