Zum Tod von Jürgen Overdiek (1954 - 2007)

Offene Arbeitswelten

Kein Rückblick auf ein abgeschlossenes Lebenswerk – diese Retrospektive macht den Versuch, die Arbeit eines Architekten zu würdigen, der durch einen tragischen Unfall aus dem Leben und mitten aus der Arbeit gerissen wurde. Neben dem Archi-tekturbüro unter seinem Namen und der Projektentwicklungs- und Servicegesellschaft „Kai 18“, deren alleiniger Gesellschafter er war, hatte Jürgen Overdiek noch zum Jahresbeginn die Projektgesellschaft „COVER“ zur Übernahme der Aktivitäten der Gewerbeimmobilienabteilung RGI der RAG in Essen gegründet, zusammen mit deren bisherigem Geschäftsführer Georg Conzen als Partner. Für zwei laufende Projekte in Düsseldorf ist COVER mit Kai 18 federführend, das Karlstadt Carrée im Bankenviertel an der Kasernenstraße und Loft 12, ein Büro- und Hotelkomplex auf dem Gelände von Rheinmetall im Düsseldorfer Norden, zusammen 30 000 Quadratmeter Nutzfläche, geplant von Jürgen Overdiek als Architekt und engagiert betreut von Jürgen Overdiek als Bauherr.

13. März 2007von Dr. Gudrun Escher

Overdiek war der Älteste der Düsseldorfer Trias mit Karl Heinz Petzinka und Christoph Ingenhoven. Alle drei hatte sie an der RWTH Aachen studiert und 1982 bzw. 1984 ihr Diplom bei Wolfgang Döring absolviert, bevor sie in wechselnden Büropartnerschaften begannen, das Architekturgeschehen durch eine Sprache der Reduktion und zugleich innovativen technologischen Ausrichtung entscheidend zu beeinflussen. Für Overdiek selbst waren die Auszeichnung mit einem Hochschulpreis und dem Architektur-Förderpreis des Landes NRW 1984 frühe Bestätigung sowie das Jahr als Stipendiat der Villa Massimo in Rom.                      

Das Werkverzeichnis benennt bekannte Bauwerke wie das Stadttor Düsseldorf mit Petzinka, oder mit Ingenhoven die Sparkasse Berliner Allee, die mehrfach preisgekrönte Wohnbebauung am Duisburger Innenhafen und das Kapuzinerkarree Aachen, ebenso Pläne für den Hauptbahnhof Stuttgart und den Düsseldorfer Kö-Bogen.        

Bereits 1996 hatte Overdiek die Projektentwicklung aus der Architektentätigkeit ausgegliedert und „Kai 18“ als eigenes Unternehmen etabliert. 2004 vollzog er dann parallel den Schritt zum selbstständigen, klein besetzten Entwurfsbüro, „um wieder richtig zu bauen“, wie er sagte. Immer blieb er den Entwurfsprinzipien treu, offene und motivierende, flexibel bespielbare und effektiv nutzbare Arbeits- und Wohnumgebungen zu schaffen, die Signale setzen wie etwa die Hauptverwaltung von Sandvik in Düsseldorf, die noch in diesem Jahr bezugsfähig sein wird.                 

Die Bürobezeichnung „Overdiek Architekten Stadtplaner“ macht deutlich, dass es ihm nicht nur um das einzelne Gebäude ging, sondern um den städtebaulichen Kontext und die Entwicklung lebensfähiger und zukunftweisender Stadträume. So entwarf er zuletzt Konzepte für ein Wohngebiet im Duisburger Süden, ein ehemaliges Hafengelände in Mülheim an der Ruhr oder den Bebauungsplan für den Böhler Park in Meerbusch mit anspruchsvollen Stadtvillen. Auch für das Gelände der Pfleiderer AG am Standort Gütersloh hatte er neue Ideen.                

Am Düsseldorfer Medienhafen erarbeitete Overdiek nach Objekten in der Kai- und Speditionsstraße mit Christoph Ingenhoven das Umnutzungskonzept für die Plange Mühle mit Geschäften und Gastronomie im Erdgeschoss und Büros in den oberen Etagen, Fertigstellung 2003. Dabei gingen Bestandserhaltung und neue Ergänzung Hand in Hand. Sowohl Ingenhoven als auch die Büros von Overdiek haben hier im eigenen Haus Quartier bezogen. So sind die Wege kurz und die Kooperation gesichert, denn auch dies ist als eine Leistung zu würdigen:          

Alle Unternehmungen von Jürgen Overdiek sind voll handlungsfähig, die Arbeit wird in seinem Sinne fortgeführt.

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