AKNW-Forum auf dem Holzbaukongress (v.l.): Christof Rose (stellv. Geschäftsführer AKNW und Moderator des Forums), Prof. Stefan Krötsch (HTWG Hochschule Konstanz), AKNW-Präsident Ernst Uhing, Prof. Jonas Tratz (FAKT Office for Architecture) und Jörg Usinger (Behnisch Architekten) - Fotos: Simon Adenauer / Architektenkammer NRW

On Top! AKNW auf dem Holzbaukongress in Köln

„Effizientes Bauen mit Holz im urbanen Raum“ - so lautete das Leitthema des 18. Europäischen Kongresses zum Holzbau (EBH), der am 9. und 10. Oktober im Kölner Gürzenich stattfand und mit 700 Teilnehmenden erneut zu den größten Fachkongressen zum Bauen mit Holz gehört. Als Partnerin des Kongress gestaltete die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen erneut ein großes Architektur-Fachforum unter dem Motto „On Top! – Bestandserweiterungen in Holzbauweise“.

10. Oktober 2025von Christof Rose

Wie kann mit Holz in die Höhe gebaut werden? Welche Aufstockungen sind möglich? Welche Erfahrungen gibt es aus der Praxis? – Zu diesen Fragen gaben drei Architekten Antworten und zeigten Best-Practice-Beispiele. 

„Das Bauen mit Holz ist nicht nur ressourcenschonend und klimafreundlich, sondern kann auch wertvolle Beiträge zu einer zeitgemäßen Weiterentwicklung unserer Baukultur liefern – gerade im Bereich der Bestandsentwicklung und des Denkmalschutzes.“ Mit dieser programmatischen Aussage führte Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, in das Architekturforum der AKNW auf dem Holzbaukongress ein. 

Wirtschafts- und Innovationstreiber Holz

„Holzbau ist längst kein Nischenthema mehr“, bekräftigte auch Dr. Martin Berges, Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW. Für ein waldreiches Flächenland wie Nordrhein-Westfalen (28 % der Landesfläche seien bewaldet) könne der Holzbau ein „Game-Changer“ werden, der Klimaschutz mit dem notwendigen Wohnungsbau und wirtschaftlichen Zielen verbinden könne. Da der Werkstoff Holz der Atmosphäre aktiv CO2 entziehe und zugleich als Wirtschaftsfaktor weiter an Bedeutung gewinne, sei Holz, das dauerhaft verbaut werde, ein Beitrag zum Klimaschutz. „Die Zeit drängt, der Klimawandel wartet nicht auf uns“, appellierte Dr. Berges an das Auditorium in Köln, das sich aus Akteur*innen der Disziplinen Architektur, Ingenieurbau, Handwerk sowie Produktherstellung zusammensetzte.

Als aktuelle Herausforderungen benannte Staatsekretär Martin Berges: 

  1. Wiederbewaldung und Walderneuerung.
  2. Die praktische Umsetzung der baurechtlichen Möglichkeiten zum Bauen mit Holz, deren Voraussetzungen das Bauministerium geschaffen habe.
  3. Das Schaffen von Akzeptanz bei Planer*innen, Bauherr*innen, Behörden und in der breiten Bevölkerung.

Klimaneutral bis 2045?

Wie können wir bis zum Jahr 2045 treibhausgas-neutral werden? Strategien und Konzepte stellte Dr. Veit Bürger vom Öko-Institut in Freiburg vor. „Ich erlebe aktuell, dass dieses Ziel in der Gesellschaft infrage gestellt wird“, bedauerte Dr. Bürger. „Das ist dramatisch. Die steigenden Meeresspiegel werden auch uns ganz konkret betreffen.“ Das Ziel Klimaschutz sei „nicht verhandelbar“.

Wo stehen wir gegenwärtig im Klimaschutz? Das Minderungsziel (65 % gegenüber 1990) bis 2030 sei grundsätzlich in greifbarer Nähe. Allerdings liege dies vor allem am Auslaufen der Kohlefeuerung; „der Gebäudesektor hängt den Zielen hinterher und ist ein Sorgensektor“, sagte Dr. Bürger. Insgesamt werde die Zielvorgabe der CO2-Neutralität bis 2045 nicht erreicht.

Was sind die Schlüsseltechniken der Wärmewende? „Wir können nicht länger auf die Dämmung setzen. Wichtiger sind Wärmepumpen und Wärmenetze, d.h. Fernwärme, sowie Solarthermie zur Produktion von Warmwasser“, zeigte sich Dr. Bürger überzeugt. Die Wärmepumpe werde im laufenden Jahr erstmals den Absatz von Gaskesseln übertreffen. Ein guter Ansatz sei die „Kommunale Wärmeplanung“, zu der nun alle Kommunen verpflichtet seien. Die Wärmeplanung initiiere Prozesse vor Ort, und sie gebe den Bürgerinnen und Bürgern Orientierung für ihre Investitionsentscheidungen. „Policy matters!“

Wirtschaftliche Lage in Deutschland

Prof. Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln diagnostizierte: „Deutschland kommt konjunkturell nicht aus der Schockstarre seit der Pandemie.“ Die fehlende Investitionsneigung liege „wie Blei“ auf der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Bauinvestitionen seien seit 2021 rückläufig, die Ausrüstungsinvestitionen ebenfalls. Auch das gesellschaftliche Konsumklima sei „grottenschlecht“. Warum dies so ist, sei schwer zu erklären. „Offenbar hält eine multiple Verunsicherung an.“

Deutschland habe sich zudem seit Beginn der 2020er Jahre von der globalen Wirtschaft abgekoppelt. Über viele Jahrzehnte habe der Anteil der deutschen Exporte der globalen Importnachfrage entsprochen. In den letzten Jahren habe sich die deutsche Wirtschaft aber entkoppelt. 

Auch die Immobilienwirtschaft leide an der wirtschaftlichen Stagnation, knüpfte Alexander Rychter, Direktor der Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen (VdW RW), an den Vortrag von Prof. Grömling an. Deutschlandweit befänden sich 31 % der Mehrfamilienhäuser in den Energieeffizienzklassen F bis H; die notwendigen Investitionen für Sanierungsmaßnahmen lägen bei 263 Mrd. Euro im Jahr – „eine völlig unrealistische Summe“, so Rychter. Deshalb bewege sich der Wirtschaftszweig weg von der weiteren Dämmung und Effizienzsteigerung bei Gebäuden und hin zu einer konsequenten CO2-Betrachtung. Das größte Problem seien seit 2020/21 die Baupreise, die sich völlig vom Preisindex entkoppelt hätten. Auch die Bruttobauzeit habe sich fast verdoppelt. Die Politik müsse immer mehr fördern, um bezahlbaren Wohnungsbau überhaupt noch zu ermöglichen, aktuell über 200.000 Euro Baukredit je Wohneinheit. „Das kann so nicht weitergehen, das ist eine wohnungspolitische Sackgasse“, erklärte der Direktor des VdW RW.

Lösungsansätze könnten aus Sicht der NRW-Wohnungswirtschaft im seriellen bzw. modularen Neubau liegen; und hier könne Holz ein wichtiger Faktor sein. „Nicht jedes Gebäude muss eine Individuallösung sein.“ Auch das Sanieren müsse serieller erfolgen, etwa nach dem Vorbild des niederländischen „Energiesprong“-Verfahrens. Durch eine Standardisierung des Sanierungsprozesses könnten etwa die großen Werkssiedlungen an Rhein und Ruhr gut durchsaniert werden.

Der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing, verwies in der Saaldebatte auf die konkreten Fortschritte, welche die Einführung des Gebäudetyps-E sowie der Oldtimer-Regelung für die Bestandserneuerung bringen würde. „Wenn uns dies gelingt, werden wir als Branche insgesamt große Schritte vorankommen“, zeigte sich Uhing optimistisch.

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