Sprachen zur Vernissage (v. l.): Ernst Uhing (Präsident AKNW), Nina Frense (Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur des Regionalverbands Ruhr RVR) und Doris Törkel (Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes Düsseldorf) – Fotos: Christof Rose

Relaunch der Revierparks: Zukunft für die „big five“

Die „Revierparks“ im Ruhrgebiet sind Grün- und Freizeitflächen von großem Erholungswert. Mit der Ausstellung „Revierparks in der Metropole Ruhr: Gestern - Heute - Morgen“ rücken die Architektenkammer NRW und der Regionalverband Ruhr noch bis zum 2. Juni die Bedeutung dieser Naherholungsoasen innerhalb einer der am dichtesten besiedelten Regionen Europas in den Blickpunkt. Die Ausstellung wurde am 2. Mai mit einer Vernissage in der ARCHITEKTENKAMMER.NRW eröffnet.

24. Mai 2023von Christof Rose

Die fünf Parks, die sich wie eine Perlenkette durch den Norden der Metropole Ruhr ziehen, sind noch heute wichtige Naherholungsorte, prägnante Bestandteile der Grünen Infrastruktur der Region und Teil ihrer Geschichte. Von den ersten Ideen in den 1920er Jahren über die Eröffnung in den 70er Jahren bis hin zum Blick in die Zukunft als revitalisierte Parks verfolgt und antizipiert die Ausstellung die Entwicklung der Revierparks, die aktuell im Zuge des Förderaufrufes „Grüne Infrastruktur“ des Landes NRW bis Mitte 2023 mit neuem Leben erfüllt werden.

Naturnah, inklusiv, einladend

Wie Nina Frense, Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur des Regionalverbands Ruhr, erläuterte, werden die Parks revitalisiert, ökologisch aufgewertet und barriereärmer umgestaltet. „Die gesellschaftlichen Herausforderungen haben sich verändert“, sagte Nina Frense in ihrer Begrüßung zur Vernissage. „Heute wollen wir die Flächen inklusiv und ökologisch weiterentwickeln.“ Ziele seien u. a. die Entsiegelung der Böden, die Schaffung von artenfreundlichen Wiesen und die Anlage von Biotopen. „Es geht aber auch darum, Familien mit allen Altersstufen barrierefrei in und durch die Parks kommen zu lassen.“

Von Anfang an habe das Projektteam auf eine partizipative Entwicklung der Revierparks gesetzt. So habe der RVR eigens Ansprechpartner*innen beauftragt, die Werkstätten vor Ort durchführten. Unverzichtbar sei die Fachkompetenz von Landschaftsarchitektinnen und -architekten.

Kammer fordert zweiten Studiengang in NRW

Auch der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing, hob die besondere Verantwortung der Fachrichtung Landschaftsarchitektur für den ökologischen Um- und Weiterbau unserer Städte und Regionen hervor. „Die Revierparks belegen anschaulich, dass Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten unsere gestaltete Umwelt langfristig formen.“ Öffentliche Parkanlagen seien nicht nur wichtig für die Lebensqualität in verdichteten Regionen, sondern auch eine Verpflichtung für die Städte und Verbände. Uhing nutzte den Anlass der Vernissage, um auf den Nachwuchsmangel in der Landschaftsarchitektur hinzuweisen. „Für die Anpassung unserer gestalteten Umwelt an die Klimafolgen benötigen wir dringend eine weitere Hochschule zur Ausbildung künftiger Kolleginnen und Kollegen“, appellierte Ernst Uhing unter dem Applaus des Publikums an die Politik.

Orte der Erinnerung und der Zukunft

Doris Törkel, Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes Düsseldorf, sprach von den „big five“ - eine Bezeichnung, die eigentlich für die fünf bedrohten Großtierarten des afrikanischen Kontinents stehe. „Die Revierparks kann man im positiven Sinne als ‚big five‘ bezeichnen“, so Doris Törkel. Sie verwies auf die lange Freiraumtradition im Ruhrgebiet, die ein wichtiger Teil der Volksparkbewegung der 1920er Jahre gewesen sei. „Die Revierparks wurden zwar erst in den frühen 1970er Jahren gestaltet, hatten aber vielfach gestaltete Grünzüge als Vorgänger“, erinnerte Törkel. Grundlage bildeten damals eine umfassende Untersuchung sowie Architekturwettbewerbe, begleitet von einer elfköpfigen, interdisziplinären Expertengruppe. „Aus meiner Sicht sind die Revierparks einzigartige Werke der Landschaftsarchitektur, die bundesweit in Größe, Konzeption und Qualität sonst nirgends zu finden sind“, meinte Doris Törkel. „Nach dem erfolgreichen Relaunch müssen wir künftig über den dauerhaften Schutz und eine erlässliche Pflege nachdenken“, forderte die Leiterin des Gartenamtes der Landeshauptstadt Düsseldorf.

„Revierparks in der Metropole Ruhr: Gestern - Heute - Morgen“

Bis zum 2. Juni in der ARCHITEKTENKAMMER.NRW; Eintritt frei.

Zum Interview mit Markus Schürmann von ST Freiraum Landschaftsarchitekten, verantwortlich für die Weiterentwicklung des Revierparks Vonderort in Oberhausen.

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