Stiftung Deutscher Architekten – Ergebnisse des „Sommerseminars 2009“

Sommerseminar: Architekten-Nachwuchs präsentiert Ideen für Gemeinden an der Volme

Welche Stärken verbinden die vier Gemeinden Meinerzhagen, Halver, Kierspe und Schalksmühle, welche Schwächen können durch ein gemeinschaftliches Vorgehen ausgeglichen werden? Und wie lässt sich dieser Prozess durch planerisch-städtebauliche Maßnahmen forcieren? - Antworten auf diese Fragen der vier Gemeinden im Märkischen Kreis gaben am vergangenen Wochenende 23 angehende Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner. Als Teilnehmer des diesjährigen Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten entwickelten sie Ideen und Konzepte, die sie zum Abschluss am Sonntag Nachmittag (23.08.09) der interessierten Öffentlichkeit vorstellten.

24. August 2009von Christof Rose

„Oben an der Volme - ein Fluss verbindet“, so lautete das Motto und die Aufgabenstellung für die Nachwuchs-Architektinnen und -Architekten. Der Titel des 10. Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten bezog sich auf ein Projektvorhaben, mit dem die Volme-Kommunen sich im Rahmen der REGIONALE 2013 beschäftigen wollen. Kein glücklicher Ansatzpunkt, urteilten die Seminarteilnehmer nach intensiver Recherche und Diskussion vor Ort.  

Ergebnisse der Arbeitsgruppen 

„Die Volme ist zwar ein verbindendes Element, aber nicht stark genug, um als Identifikationsträger nach außen zu wirken“, erläuterte Stephanie Hagen aus Balve, die das Studium der Stadtplanung erfolgreich absolviert hat. Ihre Gruppe schlug einen Perspektivwechsel vor: Die vier Kommunen müssten sich als eine Stadt mit dann 70.000 Einwohnern betrachten, die jeweils dezentrale Schwerpunkte herausbilden müsse. „Angesichts der demografischen Entwicklung können einfach nicht alle Gemeinden alles vorhalten!“Die Arbeitsgruppen des Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten wurden von renommierten Architekten und Stadtplanern betreut. Architekt/Stadtplaner Prof. Arno Brandlhuber, Architekt/Innenarchitekt Daniel Kas, Landschaftsarchitekt Stephan Lenzen, Architekt Prof. Markus Neppl und Stadtplanerin Prof. Dr. Hildegard Schröteler-von Brandt zeigten sich nach den drei Seminartagen mit ihren Seminaristen einig, dass die Zukunft für die Volme-Kommunen in einem engen Miteinander bestehen müsse. „Die Städte müssen auf Gemeinsamkeiten setzen und damit ihre oft beklagte Profillosigkeit überwinden“, betonte Daniel Kas, „radikaler noch, als es bisher geplant wird.“  

So diagnostizierte die Arbeitsgruppe des angehenden Stadtplaners Martin Hellriegel aus Essen eine „Diskrepanz an der Volme“. Der Fluss werde bislang in den Gemeinden beinahe ignoriert; ihn zu aktivieren, sei eine Chance, die noch ergriffen werden müsste. Hellriegels Gruppe erarbeitete ein Konzept, nach dem jede der vier Kommunen eine klar definierte Beziehung zur Volme städtebaulich herausarbeiten sollte: Meinerzhagen den Aspekt „Volme-Quelle“, Halver die „Volme-Wege“ (da der Fluss ca. sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt verläuft), Kierpse die „Volme-Kraft“ (der Fluss spielt historisch eine zentrale Rolle wegen der Nutzung der Wasserkraft) und Schalkmühle schließlich das „Volme-Erleben“ (der Fluss läuft durch den Ortskern, ist bislang im Stadtbild aber kaum präsent).Nicht den Fluss im Tal, sondern die Höhenzüge, welche die vier Volme-Kommunen umfassen, nahm eine weitere Arbeitsgruppe in den Fokus. Ein historisch gewachsener „Höhenweg“ müsse als verbindendes Element gestärkt und herausgearbeitet werden, empfahl Silvia Kaiser, die in Düsseldorf Innenarchitektur studiert hat. Neue Aussichtspunkte, Sichtachsen, Landmarken und andere Gestaltungselement könnten die touristische Nutzung des Höhenwegs stärken und die Wegeverbindung zu einem Identität stiftenden Imagefaktor werden lassen. 

Einig waren sich die Seminaristen mit ihren Betreuern, dass Meinerzhagen, Halver, Kierspe und Schalksmühle auf ein dezentrales Zukunftskonzept setzen müssten, das mit zahlreichen punktuellen Kraftzentren zu einer Profilbildung der Region führen könne. So empfahl die vierte Arbeitsgruppe beispielhaft, den Kulturbahnhof Halver als Magneten weiter zu entwickeln, der auf die ganze Region abstrahlen könne. Resonanz der Kommunen und der REGIONALE 2013

Der Bürgermeister der Stadt Halver, Dr. Bernd Eicker, griff die vorgestellten Ideen und Konzepte der Nachwuchs-Architekten und -Stadtplaner dankbar auf. „Sie haben uns wertvolle Hinweise und Impulse gegeben, von denen wir vieles in unsere weiteren Überlegungen einbeziehen werden.“ Für die Stiftung Deutscher Architekten zog Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW das Fazit, dass die Suche nach Stärken sich gelohnt habe. „Die Seminarteilnehmer haben mit dem frischen Blick von außen Potenziale entdeckt, die man als Bewohner der Region gar nicht mehr bewusst wahrnimmt“, meinte Lehrmann. Diese Stärken gelte es nun auszubauen. „Für eine schrumpfende Region ist nicht unbedingt das Neu-Bauen ein Allheilmittel, sondern oft das Profilieren bestehender Stärken und manchmal auch das Warten.“ Der Geschäftsführer der REGIONALE 2013, Dirk Glaser, lobte das Engagement und den Mut der jungen Planer. „Sie haben an vielen Stellen quer gedacht und ganz neue Ansatzpunkte in unsere Projektideen eingebracht“, so Glaser. Er versprach, die Ergebnisse des Sommerseminars der Stiftung Deutscher Architekten in die weitere Projektentwicklung zur REGIONALE 2013 einzubeziehen.

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