Stadtplanung, Architektur und Kriminalprävention - eine interdisziplinäre Aufgabe
Sicherheit, Funktionalität und Gestaltung sind die kennzeichnenden Merkmale, die zum po-sitiven Image eines Wohngebietes beitragen und so auch zu Marketingargumenten im Wohnungsbau werden. Sichere, von Kriminalität unbelastete Stadtviertel tragen wesentlich zum Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl der in ihnen lebenden Menschen bei. Um gemeinsam das Ziel „Sicherer Städtebau“ zu verfolgen und Synergien zu nutzen, sind die Architektenkammer NRW und das Landeskriminalamt NRW im Spätsommer 2008 eine Kooperation eingegangen.
Sicherheit, Funktionalität und Gestaltung sind die kennzeichnenden Merkmale, die zum positiven Image eines Wohngebietes beitragen und so auch zu Marketingargumenten im Wohnungsbau werden. Sichere, von Kriminalität unbelastete Stadtviertel tragen wesentlich zum Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl der in ihnen lebenden Menschen bei. Um gemeinsam das Ziel „Sicherer Städtebau“ zu verfolgen und Synergien zu nutzen, sind die Architektenkammer NRW und das Landeskriminalamt NRW im Spätsommer 2008 eine Kooperation eingegangen. Die Blickwinkel beider Partner erscheinen zunächst unterschiedlich:
- Architekten und Stadtplaner als kreative Gestalter unserer „baulichen“ Umwelt, die neben technischen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und ästhetischen Aspekten den Grundsatz der Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit berücksichtigen,
- die Polizei NRW als Expertin auf den Gebieten der Verfolgung von Straftaten und Kriminalprävention mit Kenntnissen über Täterverhalten, Tatzeiten, Schwachstellen in Wohnquartieren, die Einbruchs- und Straßenkriminalität sowie Sachbeschädigungen wie Vandalismus und Graffiti fördern.
Beiden gemeinsam ist das Interesse, dass sich die Menschen in ihren Wohnungen und ihrem Wohnumfeld wohl, sicher und zu Hause fühlen.
Leitmotive der auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgelegten Kooperation sind:
- Aufenthaltsqualität, soziale Verantwortung und Identifikation der Anwohner mit dem Wohnumfeld werden erreicht, wenn Architektur- und Stadtplanungskonzepte neben Wohlfühlaspekten auch Sicherheit und Sicherheitsvorkehrungen beinhalten.
- Wertigkeit und Wehrhaftigkeit führen zu einem ganzheitlichen Konzept.
Ausgangspunkte
Angsträume zu entschärfen und von vorneherein Kriminalitätsbrennpunkte zu vermeiden, Innenstädte, Wohn- und Gewerbegebiete sicherer zu machen und die Lebensqualität der Anwohner und der dort arbeitenden Menschen zu erhöhen, sind die gemeinsamen Anliegen von Polizei, Stadtplanung und Architektur. Vorbildliche Projekte städtebaulicher Kriminalprävention sind z.B. die 2008 mit dem Landespreis Innere Sicherheit ausgezeichneten Projekte „Bochum - Wohnsiedlung Sonnenleite“ und „Essen-Rüttenscheid - Quartier 4“, in denen es zu einer Beteiligung der Polizei kam:
- Die Hochhaussiedlung Sonnenleite in Bochum-Langendreer war noch vor wenigen Jahren durch Anonymität, leer stehende Wohnungen, mit Graffiti verschmierte Wände und viele andere Straftaten wie Sachbeschädigungen und Diebstähle gekennzeichnet. 2005 nahmen sich Vertreter von Polizei, Stadt, einer Wohnungsbaugesellschaft und der Universität vor, die Bedingungen in der Problemsiedlung zu verbessern. Die hellere und einsehbarere Gestaltung der Eingänge beispielsweise, das Einstellen zusätzlicher Hausmeister, die auch noch nach Einbruch der Dunkelheit arbeiten, das Initiieren von Mieterfesten und die Verbesserung von Angeboten für Kinder und Jugendliche sind nur einige der neuen Maßnahmen.
- In der Essener Ordnungspartnerschaft ist die Polizei an der Planung von Neubauprojekten beteiligt, so auch in Essen-Rüttenscheid im Neubaugebiet „Quartier 4“. Hier führte ihre Kooperation mit den Planern beispielsweise zu einer besseren Beleuchtung des Gebiets und einer Bewohnerstruktur, die alle Altersgruppen umfasst.
Oft helfen also schon einfache Veränderungen, wie zusätzliche Straßenlaternen oder das Zurückschneiden von dichten Büschen, das Verbauen vandalismusresistenter Materialien oder die rasche Beseitigung von Graffiti an Hauswänden, damit sich die Menschen sicherer fühlen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Zusammenfassung von Kriminalprävention, Stadtentwicklung und Architektur in Gesamtkonzepten sind damit ein erfolgreicher Baustein beim Bau einer sicheren Stadt.Polizeiliche Analysen haben gezeigt, dass Täter Tatorte und -objekte nach Faktoren auswählen, die die Tatausführung begünstigen. Kriminologische Untersuchungen beschreiben als wesentlichen Faktor zur Vermeidung von Sachbeschädigungen an Gebäuden wie Vandalismus und Graffiti insbesondere deren werterhaltende Instandhaltung. Ein zerbrochenes Fenster, das nicht sofort ersetzt wird, zieht weitere Zerstörungen nach sich, mit der Folge, dass durch die zunehmende Verwahrlosung des Stadtbildes ein Angstraum entsteht („Broken Windows“). Neben der Instandhaltung spielen aber auch z.B. die Trennung oder Aufteilung von Räumen (Zonierung) und die Einsehbarkeit (natürliche Überwachung[4]) durch bauliche Maßnahmen entscheidende Rollen („Defensible Space“).
Wesentliche Faktoren bei Wohnungseinbrüchen sind nicht nur Bau- und Nutzungsstrukturen, sondern auch das Vorhandensein von Sicherungseinrichtungen. Einbrecher bevorzugen Tatobjekte, bei denen sie von einem schnellen, anonymen, risikolosen Arbeiten ausgehen. Mit Blick auf die Täterarbeitsweisen beim Wohnungseinbruch bestätigt die „Kölner Studie 2006“ der Vorbeugungsdienststelle des Polizeipräsidiums Köln den bedeutenden Einfluss von Sicherungstechnik auf die Sicherheit von Quartieren. Diese Untersuchungen machen auch deutlich, dass es um Faktoren und deren Wechselwirkung geht, auf die Architekten, Stadtplaner und Polizei aufgrund ihrer sich ergänzenden Kenntnisse einwirken können, so dass Tatgelegenheiten und damit die Gefährdung in Stadtvierteln und Wohnquartieren minimiert werden und Gelegenheitstäter davon absehen, Wohnungseinbrüche oder Sachbeschädigungen zu begehen. formatierbarer Potenziellen Tätern den Zugang zu „einladenden Tatörtlichkeiten“ zu erschweren und ihr Entdeckungsrisiko wesentlich zu erhöhen, kann bei noch intensiverer Berücksichtigung kriminalpräventiver Aspekte im Städtebau, bei stetigen Modernisierungsmaßnahmen, Wohnumfeldverbesserungen und nicht zuletzt bei zunehmender Installation von Sicherungstechnik im Wohnungsbau gelingen. Die Kriminalstatistik NRW weist für das Jahr 2008 bei vielen Delikten einen Rückgang der polizeilich erfassten Straftaten aus. Dieser Trend soll mit der Kooperation von Polizei, Stadtplanung und Architektur in NRW weiter fortgesetzt werden.
Erfahrungen aus anderen Bereichen zeigen, dass sich Kooperationen und Initiativen von Polizei und Wirtschaft lohnen, wenn es darum geht, Tatgelegenheiten und damit Straftaten zu reduzieren. Der serienmäßige Einbau von Wegfahrsperren beispielsweise hat dazu geführt, dass der Diebstahl von Fahrzeugen nennenswert zurückging. Zum Vergleich: 1995, dem Jahr mit den meisten Einbrüchen, lag die Zahl um mehr als 20 000 Straftaten höher als heute.
Bemerkenswert ist, dass sich die Zahl der im Versuch stecken gebliebenen Taten 2008 im Vergleich zu 2007 wieder um 2 Prozent erhöhte. Das heißt, die Einbrecher konnten ihre Taten nicht vollenden. Der wichtigste Grund dafür ist, dass die Menschen ihr Eigentum immer besser durch den Einbau von Sicherungstechnik schützen. Dies ist nicht zuletzt ein Ergebnis der sicherheitstechnischen Fachberatung der polizeilichen Beratungsstellen. Dort können alle Interessierten erfahren, mit welchen sicherungstechnischen Möglichkeiten sie Häuser oder Wohnungen schützen können. Mechanische Sicherungstechnik ist unverzichtbar, um Wohnungseinbrüchen wirkungsvoll begegnen zu können.
Fazit
Schon die ersten Arbeitsergebnisse der Kooperation des Landeskriminalamts und der Architektenkammer NRW machen deutlich: Von der Kooperation profitieren alle: Architekten, Polizisten, aber in erster Linie die Menschen, die sich in ihrem Wohnquartier heimisch und sicher fühlen wollen. Die Frage „Wohlfühlkonzepte anstelle von Sicherheitsvorkehrungen“ stellt sich den Kooperationspartnern nicht (mehr). Ganzheitliche Konzepte berücksichtigen beide Aspekte.
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