„Architektur & Medien“ mit (v. l.): Thomas Schmidt (SSP), Santana Gumowski (UmBauLabor), Stephan Hermsen (NRZ), Cornelia Wegerhoff (freie Radiojournalistin, u.a. WDR), Sarah Brasack (stellv. Chefredakteurin Kölner Stadtanzeiger), Christof Rose (Abteilungsleiter AKNW) und Prof. Andreas Schümchen (HS Bonn/Rhein-Sieg - IMEA). – Foto: Melina Beierle/Architektenkammer NRW

Storytelling, Emotion und Fakten

Sind die Arbeit im Gebäudebestand und die neue Umbaukultur weniger „sexy“ als neue Bauwerke - vor allem für die Medien? Diese Frage stand - provokativ - im Mittelpunkt der 5. Fach- und Forschungskonferenz „Architektur & Medien“, zu der die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg in das DuMont-Medienhaus in Köln eingeladen hatte.

13. September 2024von Christof Rose

„Umbau ist ein spannendes Zeitungsthema“, stellte Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des Kölner Stadtanzeigers, gleich zu Beginn der Tagung klar. Für die regionale und lokale Berichterstattung sei die Gestaltung der gebauten Umwelt immer ein Thema, egal ob Neubau oder Bestand. „Es muss Bedeutung für unsere Leserinnen und Leser haben - und spannend beschrieben werden können“, so Brasack.

Zu der Fachtagung hatten Kammer und Hochschule Medienschaffende, Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen sowie Kolleg*innen eingeladen, die Kommunikationsarbeit für Architekturbüros leisten oder in der Architekturvermittlung tätig sind. „Wir wollen das Format nutzen, um das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Journalistinnen und Journalisten einerseits sowie Architekturschaffenden andererseits zu verbessern“, stellte Christof Rose, Abteilungsleiter „Medien und Kommunikation“ der Architektenkammer NRW, in seiner Einführung heraus. Dazu waren u.a. zwei Journalist*innen als Impulsgeber eingeladen worden.

„Jeder Baukran ist eine potenzielle Nachricht“, bekräftigte Stephan Hermsen. Der Leiter der Kulturredaktion der NRZ (Essen) gab als gemeinsame Basis von Architekt*innen und Journalist*innen das Interesse an der gebauten Lebenswelt aus.

Megathema Klimawandel – auch für Zeitungen

„Umbauthemen können sehr spannend sein, wenn die Menschen einbezogen werden.“ Geschichte trete den Menschen in Form von Bauwerken entgegen, weshalb auch Denkmal und Denkmalschutz immer Berichtsanlässe sein könnten. Insbesondere ungewöhnliche Bauwerke und Umnutzungen seien attraktive Medieninhalte. „Menschen schauen gerne anderen Menschen ins Wohnzimmer“, so Stephan Hermsen. Als „Megathema“ sah der langjährige Tageszeitungsmacher den Klimawandel. Die NRZ habe dazu eine ganze Serie gemacht. Dabei spielten exemplarische Objekte und konkrete Beispiele eine wichtige Rolle, etwa zur energetischen Sanierung von Häusern, zur Nutzung regenerativer Energien für private Bauherren und zu An- und Umbau. Weitere Themen, die Stephan Hermsen ansprach, war die Umnutzung leerfallender Kirchen, Leerstand in de Cities und „Lost Places“. „Mit interessanten Geschichte und konkreten Fakten kommen Sie auch in die Zeitung“, motivierte Hermsen das Auditorium. „Bitte sprechen Sie uns an.“

Kino im Kopf

Wie Architektur für das Radio hörbar gemacht werden kann, erläuterte Cornelia Wegerhoff. Die freie Journalistin arbeitet u.a. für WDR 3 und WDR 5. Schon als Kind habe sie der Gang auf die Baustelle fasziniert, berichtete die Tochter eines Bauzeichners und -technikers. Die Geräusche, die es auf einer Baustelle gibt, könne man hervorragend nutzen, um Radio zu „Kino im Kopf“ zu machen. Schon mit der puren Beschreibung einer Baustellensituation konnte Wegerhoff das Publikum in ihren Bann ziehen. „Wenn Sie uns Radioleute einladen, denken Sie gerne mit daran, dass wir Geräusche brauchen. Bitte nicht durchfeudeln und die Handwerker in die Pause schicken!“

Die Wertschätzung für Sanierungen könne gesteigert werden, wenn die „Vorher“-Situation dargestellt werden kann. Im Radio solle sich das als Geschichte erzählen, durch Architekt*innen oder auch Nutzer*innen oder Nachbarn. „Storytelling“ sei ein Schlüsselelement für den medialen Erfolg im Radio- und im Podcast-Journalismus. „Begeistern wir erst mal. Dann können Sie auch Fakten und Inhalte vermitteln.“

Gezielte Kommunikationsarbeit notwendig

Über die Bedeutung von Architekturkommunikation für sein Büro sprach der Bochumer Architekt Thomas Schmidt von SSP Architekten und Ingenieure. „Tue Gutes, und zeige es“, laute die Strategie von SSP, mit über 200 Mitarbeitenden eines der größten Planungsbüros in NRW. Beim Bauen im Bestand gehe es immer (auch) um Geschichten, Emotion und Identifikation. Schmidt präsentierte einige Projekte, die Bestandsentwicklungen waren – und erfolgreich in die mediale Berichterstattung eingespeist werden konnten: etwa der Umbau des Kortum-Kaufhauses in Bochum, die Sanierung des Büro- und Stammhauses der WDR-Mediagroup in Köln, die WiSo Fakultät der Universität Köln von Riphahn.

„Auch kleine Projekte lassen sich durchaus den Medien vermitteln“, betonte Thomas Schmidt. Man müsse allerdings auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit betreiben. „Wir nehmen in jedem Jahr konsequent am ‚Tag der Architektur‘ teil.“ Zudem reiche SSP viele sanierte Objekte zu Auszeichnungsverfahren ein. „Wir stellen viele Objekte auf Messen, in Vorträgen und Büchern öffentlich vor - und sprechen Redaktionen gezielt an.“ Auch die Sozialen Medien würden genutzt; sowie Podcasts und Filme.

Authentische Hausgeschichte(n) aus dem UmBauLabor

Santana Gumoswski, Projektleiterin der Landesinitiative Baukultur NRW, stellte das neue „UmBauLabor“ in Gelsenkirchen-Ückendorf vor. Seit einem halben Jahr vermittelt das Team des UmBauLabors Wege zur Sanierung des Gebäudebestandes an eine breite Öffentlichkeit. „Wir arbeiten aktiv mit Studierenden und gehen auch in Gespräche mit der Nachbarschaft“, betonte Architektin Gumowski. „Wir müssen Bilder und Narrative erzeugen, damit die Leute verstehen: Wow, so viele Potenziale stecken in diesem Gebäude.“

Ziel des UmBauLabors, das von der Landesinitiative Baukultur NRW betrieben wird, sei es u.a., den Umbau erlebbar zu machen und vor Ort konkret erfahrbar zu gestalten. Studierende etwa haben bereits kleine Eingriffe in das Gebäude vorgenommen und Bauprojekte am Gebäude durchgeführt. Für die Nachbarschaft gebe es beispielsweise über Seminare zum Thema „Umgang mit Schimmel im Altbau“. Über alle Maßnahmen werde auch mit den Medien gesprochen, so Santana Gumowski. Das UmBauLabor erzähle als Bauwerk der Jahrhundertwende mit seinen (Berg-)Schäden authentische Geschichten. „Je konkreter das jeweilige Thema, desto größer ist die Berichtswahrscheinlichkeit.“

Fortsetzung folgt…

Das Format der Fach- und Forschungskonferenz „Architektur & Medien“ habe sich wieder einmal bewährt, resümierte Prof. Andreas Schümchen von der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg als Tagungsmoderator. „Die rege Diskussion hat aber auch gezeigt, dass es Bedarf gibt, die kreativen Berufe Architektur und Medien noch enger zu verknüpfen“, so Prof. Schümchen, der an der HS Bonn/Rhein-Sieg das „Institut für Medienanalyse und -entwicklung (IMEA)“ leitet.

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