Umfrage: Verhaltene Geschäftserwartungen bei den deutschen Architekturbüros

Die wirtschaftliche Lage der Architektur- und Planungsbüros wurde von den Kammermitgliedern zur Jahresmitte mehrheitlich noch positiv bewertet: In der jüngsten Befragung durch die Bundesarchitektenkammer (BAK) bezeichnen sie 56 Prozent als gut, 32 Prozent als befriedigend. Ein gutes Zehntel der Büros (12 Prozent) befindet sich in einer schlechten wirtschaftlichen Lage. - Damit hat sich die Situation der Büros im Vergleich zur BAK-Befragung vom Januar 2023 nicht wesentlich verändert.

10. August 2023von BAK / Christof Rose

Die Erhebung erfolgte vom 15.5. bis 16.6.2023 durch das Forschungsbüro Reiß & Hommerich als Online-Befragung. Insgesamt antworteten 15.659 Kammermitglieder (17,4 %; NRW: 20,7 %).

Der Auftragsbestand der Büros reicht demnach im Mittel für acht Monate. Im Vergleich zum Januar ist die Reichweite des Auftragsbestands leicht um zwei Monate gestiegen (jeweils Median). Für die nächsten 12 Monate erwartet mit 36 Prozent allerdings ein Drittel der Büroinhaberinnen und Büroinhaber eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage des eigenen Büros. Nur ein halb so hoher Anteil (18 Prozent) rechnet mit einer Verbesserung der Situation.
Im Vergleich zum Januar 2023 ist der Anteil der wirtschaftlich gut aufgestellten Büros leicht um drei Prozentpunkte gestiegen. Die differenzierte Betrachtung zeigt, dass die Geschäftslage in größeren Büros besser ist als in kleineren und dass vor allem Ein-Personen-Büros überdurchschnittlich häufig wirtschaftliche Schwierigkeiten haben.(19 %).

Zudem ergibt die Analyse, dass Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten sich besonders häufig über eine gute Geschäftslage freuen können.
Für das weitere Jahr 2023 sehen viele Büros große Herausforderungen auf sich zukommen. Die meistgenannten Aspekte waren dabei steigende Baukosten, gefolgt von zurückgestellten Aufträgen oder Projektpausen, verzögerten Genehmigungen durch die Bauverwaltung, fehlender Verfügbarkeit von Handwerksbetrieben und bauausführenden Unternehmen, Inflation und Verzögerungen auf der Baustelle durch Personalengpässe bei den bauausführenden Betrieben. Deutlich seltener als noch im Januar 2023 werden Lieferengpässe bei Baumaterial, steigende Bürokosten und schwankende Preise genannt. In diesen Punkten hat sich die Lage offenbar entspannt.

Häufiger als am Anfang des Jahres haben die Büros demgegenüber mit Kapazitätsengpässen im eigenen Büro und steigenden Gehaltskosten zu kämpfen.
Gründe für die konjunkturelle Eintrübung liegen BAK-Erkenntnissen zufolge darin, dass bereits im Frühjahr der Auftragsmangel im Bau zunahm, womit auch die Neuaufträge für Architekten zurückgehen. Ursächlich sind u.a. Baukostensteigerungen, die Zinsentwicklung und geänderten Förderbedingungen, die die Bautätigkeit erschweren.

Ein Teilergebnis, das im Auge behalten werden muss: Rund ein Fünftel der Büros mit fünf und mehr Beschäftigten hat oder fürchtet in diesem Jahr Liquiditätsengpässe.

 

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