Die Akteurinnen und Akteure des Vergabetags 2024 (v.l.): Dr. Alexander Petschulat (IK-Bau NRW), Dr. Felix Hoeppner (MHKBD NRW), Dr. Timo Munzinger (Deutscher Städtetag), Simone Raskob (Umweltdezernentin Stadt Essen), Ernst Uhing (Präsident AKNW), Prof. Johannes Kister (ksg architekten), Christof Rose (Abteilungsleiter Kommunikation AKNW, Moderation) und Jochen König (Vors. Ausschuss „Wettbewerb und Vergabe“ der AKNW)

Vergabekultur weiterentwickeln!

Am 27.08.2024 fand der Vergabetag NRW zum Thema „Planungsleistungen qualitativ und mit wenig Aufwand vergeben“ im Baukunstarchiv NRW in Dortmund statt. Die Architektenkammer NRW hatte kommunale Vertreterinnen und Vertreter sowie Mitglieder aller Fachrichtungen eingeladen, um einen Tag über das aktuelle Vergaberecht zu diskutieren. Dass das Thema viele Menschen in NRW bewegt, zeigte die schnelle Ausbuchung der Veranstaltung und das große Teilnehmerfeld von über 160 Personen.

09. Oktober 2024von Christine Dern

Schon in seiner Begrüßungsrede betonte Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, die Bedeutung einer guten Vergabekultur, die integrativer Bestandteil einer hohen Qualität in der Baukultur sei. Uhing verwies auf die Notwendigkeit einer professionellen Betreuung von Vergabeverfahren - möglichst aus dem Kreis der Fachleute, die über die vergaberechtliche Betrachtung hinaus auch eine inhaltlich gute Ausschreibung gewährleisten könnten. Nur so werde ein Maximum an Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Baukultur erreicht. Hier sei insbesondere der Planungswettbewerb das Mittel der Wahl zur Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen.

In weiteren Vorträgen wurde der Schwerpunkt immer wieder unterschiedlich gelegt und aus verschiedenen Blickrichtungen das Thema Vergabe von Planungsleistungen betrachtet.

Qualitätswettbewerb vor Preiskonkurrenz

Der Vorsitzende des Ausschusses „Wettbewerb und Vergabe“ der AKNW, Jochen König, stellte dar, wie sich die Vergabeverfahren aktuell entwickeln. Er warnte aus Sicht der Planungsbranche davor, die Verfahren noch weiter weg von qualitativen Kriterien hin zu reinen Preiswettbewerben zu verschieben.

Kommunale Vorbildfunktion

Die Vorbildfunktion der öffentlichen Bauherrschaft wurde durch Essens Planungsdezernentin Simone Raskob anhand mehrerer guter Planungswettbewerbe der Stadt Essen dargestellt. Neben zahlreichen Schulbauwettbewerben werden in Essen auch Wettbewerbe für kleine Bauten (wie das Eingangsgebäude des Grugaparks) über ein konkurrierendes Verfahren ausgeschrieben. Ein aus Sicht der Architektenkammer NRW vorbildliches Wettbewerbsengagement, was der Stadt Essen im Jahr 2022 den „Ausloberpreis“ der AKNW einbrachte.

Landeswettbewerb 2024 in Aachen

Als besonders vorbildliches Verfahren mit einfachsten Auswahlkriterien zur Teilnahme am Planungswettbewerb stellte Dr. Felix Hoepner vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen den „Landeswettbewerb 2024“, welcher vom Studierendenwerk Aachen und der Stadt Aachen in Kooperation mit der Architektenkammer NRW durchgeführt wird. Hier konnte sich jeder mit der Qualifikation „Architekt/in“ bewerben, und die Auswahl erfolgte durch Los: Ein Verfahren, das insbesondere auch jungen und kleinen Büros die Möglichkeit zur Teilnahme am Planungswettbewerb ermöglicht.

Partizipation möglich

Der Vergabetag NRW 2024 wurde auch unter Beteiligung des Deutschen Städtetags NRW durchgeführt, weshalb Dr. Timo Munzinger (Deutscher Städtetag) über die Möglichkeiten der Partizipation in Planungswettbewerben berichten konnte. Er betonte, dass die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern ausschließlich in Planungswettbewerben und in keinen anderen Vergabeverfahren sinnvoll möglich sei, und zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, die in Abstimmung mit der AKNW in Wettbewerbsverfahren aufgegriffen werden können.

Richtig vergeben

Wie Vergaben gesetzeskonform und zugleich sinnvoll gestaltet werden können, stellte Dr. Alexander Petschulat, Justiziar der Ingenieurkammer-Bau NRW, dar. Er erläuterte insbesondere sehr anschaulich, wie das „Burgi-Gutachten“ einsetzbar ist, um den Aufwand bei der Vergabe von Planungsleistungen möglichst gering zu halten.

Zeit und Kosten einsparen

Die zweite Hälfte des Vergabetags der AKNW widmete sich der praktischen Umsetzung der rechtlichen Grundlagen. Prof. Johannes Kister, Mitglied im Kammerausschuss „Wettbewerb und Vergabe“, erläuterte den Zusammenhang zwischen der Durchführung eines guten Vergabeverfahrens, insbesondere eines Planungswettbewerbs, und den sich daraus ergebenden Vorteilen für Kosten und Termine im Gesamtplanungsprozess. Verständlich konnte er aufzeigen, dass der Wettbewerb, wenn man den Zeitbedarf bis zu einer genehmigungsfähigen Planung betrachtet, sich weder verzögernd auf den gesamten Planungsprozess auswirkt noch zusätzliche Kosten verursacht. Beides könne sogar positiv ausfallen, insbesondere bei einer professionellen Wettbewerbsbegleitung.

Wettbewerbe als Bestandteil der Baukultur

Der letzte Vortrag von Maria Chudzian (Drees & Huesmann Stadtplaner) fasste den Zusammenhang zwischen Vergabe und Baukultur noch einmal zusammen und zeigte an einem Beispiel zu einem Umbau eines Schulgebäudes auf, dass nur durch den Einbezug von Qualität in den Vergabeprozess solch hervorragende Ergebnisse erzielt werden können.

Beratungsangebot der AKNW

Wie die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen sich dafür einsetzt, dass mehr Wettbewerbe ausgelobt werden, stellte Christine Dern vor. Ihre klare Botschaft lautete, dass die AKNW Kommunen und Mitglieder gerne zu den Themen der Vergabe berät und auf ihrer Webseite ein breites Angebot an Informationsmaterialien bereithält.

Das Schlusswort oblag der Veranstalterin des Vergabetages 2024, der Architektenkammer NRW. Jochen König und Präsident Ernst Uhing hoben noch einmal die Notwendigkeit von guten Vergaben unter Beteiligung von Planungsqualität hervor. Zudem dankten sie allen Anwesenden für die rege Beteiligung auch in den Diskussionen und Rückfragen, die professionell von Christof Rose, Abteilungsleiter Medien + Kommunikation der AKNW, moderiert worden waren.

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