Wir haben die Wahl: Bauen voranbringen! - Ein Kommentar von AKNW-Präsident Ernst Uhing

Das Ziel, das Bauen in unserem Land einfacher, damit kostengünstiger und insgesamt wieder attraktiv zu machen, wird prinzipiell von allen politischen Kräften geteilt. Wir werden weiter mit großer Entschlossenheit für die Umsetzung dieser Strategie kämpfen - die einen wichtigen Wachstumsimpuls für die Wirtschaft in Deutschland geben kann.

19. Dezember 2024
Ernst Uhing Präsidiumszimmer
Foto: Ingo Lammert

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn Sie mich fragen, welche Themen die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im bald beginnenden Jahr 2025 ganz oben auf der Agenda hat, kann ich klar und deutlich antworten: Wir müssen den Wohnungsbau in unserem Land endlich wieder voranbringen! Das ist wirtschaftlich, sozialpolitisch und für eine gute Entwicklung unseres Landes zwingend geboten.

Mit diesem gesamtgesellschaftlich wichtigen Ziel in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind viele weitere Herausforderungen verbunden, die wir in den kommenden Monaten berufspolitisch intensiv bearbeiten werden. Der Wohnungsbau muss - wie das Bauen insgesamt - in Deutschland kostengünstiger möglich sein. Um das zu erreichen, brauchen wir das „Gebäudetyp-E-Gesetz“, mit dem das Abrücken von Komfort-Normen rechtssicher möglich werden soll. Dieses innovative Konzept der deutschen Architektenkammern ist Ende 2024 vom Bundeskabinett verabschiedet worden. Nach dem „Ampel-Aus“ ist allerdings zu befürchten, dass die Beschlussfassung im Bundestag nicht mehr in dieser Legislaturperiode erfolgen wird. Das ist mehr als ärgerlich, darf uns aber nicht entmutigen.

Neben dem „Gebäudetyp-E“ wollen wir auch eine „Oldtimer-Regelung“ für die Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestandes durchsetzen. Diese soll Bestandsschutz für die Regeln der Technik und die öffentlich-rechtlichen Anforderungen aus dem Baujahr des jeweiligen Bestandsobjektes ermöglichen. Nur so wird die Weiternutzung von Altbauten, die ökologisch zwingend geboten ist, auch ökonomisch für Investoren und Bauherren interessant.

Das Ziel, das Bauen in unserem Land einfacher, damit kostengünstiger und insgesamt wieder attraktiv zu machen, wird prinzipiell von allen politischen Kräften geteilt. Wir werden weiter mit großer Entschlossenheit für die Umsetzung dieser Strategie kämpfen - die einen wichtigen Wachstumsimpuls für die Wirtschaft in Deutschland geben kann. Denn unser Wirtschaftszweig schafft nicht nur Wohnraum, Arbeitsstätten und Infrastruktur, sondern trägt auch entscheidend zur Lebensqualität und zum wirtschaftlichen Wohlstand bei. Unsere Arbeit als Architektinnen und Architekten, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner prägt das Gesicht unserer Städte und Dörfer und beeinflusst das tägliche Leben der Menschen. Durch innovatives und nachhaltiges Planen und Bauen können wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung leisten.

Um das umsetzen zu können, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Förderkulissen neu justiert werden. Die Bundesarchitektenkammer und die Bundesingenieurkammer haben deshalb gemeinsam mit 16 Verbänden der planenden Berufe ihre „Forderungen zur Bundestagswahl 2025“ zu aktuellen Kernfragen in Architektur und Stadtplanung in 13 Punkten gebündelt. Wir bringen diese Forderungen in Nordrhein-Westfalen in den politischen Diskurs ein. Neben den genannten Themen gehören dazu auch der Ausbau und die Sanierung von Infrastrukturen, die Finanzierung von Klimaanpassungsstrategien, eine faire und mittelstandsfreundliche Vergabe, die Überarbeitung des Architekten- und Ingenieurvertragsrechts - und die Novellierung HOAI.

Hier sehe ich einen weiteren Schwerpunkt unserer berufspolitischen Arbeit: Wir brauchen eine moderne, zukunftssichere und den heutigen Anforderungen und Gegebenheiten angepasste Honorarordnung mit einer fairen Vergütung für alle Fachrichtungen. Hier darf es keine Ungleichbehandlung geben. Wir werden uns bei der künftigen Bundesregierung intensiv für eine schnellstmögliche Novellierung einsetzen.

Voraussichtlich im Februar wird die vorgezogene Bundestagswahl stattfinden. Lassen Sie uns gemeinsam die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen und die aktuellen politischen Turbulenzen für eine konstruktive, aber auch eindringliche Ansprache der Parteien nutzen. Eine starke und zukunftsorientierte Bau- und Planungsbranche ist entscheidend für den nachhaltigen Weiterbau unserer Städte und Gemeinden und für eine gute Entwicklung unseres Landes und unserer Heimat.

Ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2025 wünscht Ihnen mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dipl.-Ing. Ernst Uhing

Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

uhing@aknw.de

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