Ausloberpreis: Mehr Wettbewerbe im Wohnungsbau

Die Wohn+Stadtbau Wohnungsunternehmen der Stadt Münster GmbH erhält als erstes Wohnungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen den Ausloberpreis der Architektenkammer NRW. Das kommunale Wohnungsunternehmen der Stadt Münster wird geehrt, „weil es sich in vorbildlicher Weise für die Durchführung von Wettbewerben für seine Bauvorhaben eingesetzt hat“, begründete Ernst Uhing die Entscheidung. Der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen überreichte den „Ausloberpreis 2015“ am 20. April im Festsaal des Historischen Rathauses Münster.

22. April 2015von Christof Rose

„Die Wohn+Stadtbau hat seit vielen Jahren für eine große Zahl ihrer Projekte konkurrierende Verfahren ausgelobt und die Ergebnisse ausnahmslos realisiert“, erklärte Ernst Uhing im Rahmen der Preisverleihung. „Seit ihrer Beteiligung am Landeswettbewerb 2006 des Bauministeriums NRW und der Architektenkammer NRW hat die Wohn+Stadtbau ihre Wettbewerbsverfahren konsequent nach den geltenden Wettbewerbsregeln ausgelobt.“

Sandra Wehrmann, Geschäftsführerin der Wohn+Stadtbau, erläuterte die Motivation des Unternehmens, Architektenwettbewerbe auszuschreiben: „Für ein Wohnungsunternehmen ist es die beste Möglichkeit, die unter funktionellen, ökonomischen, ökologischen und ästhetischen Aspekten optimale individuelle Lösung für ein Bauprojekt zu finden. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das erste Wohnungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen sind, das diesen Preis erhält.“

Den Stolz teilten auch der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe und Stadtdirektor Hartwig Schultheiß. „Städtebauliche Wettbewerbe sind ein wesentlicher Bestandteil einer Stadtentwicklungs-Strategie“, unterstrich der Oberbürgermeister. Münster setze auf seine spezifische Identität, wozu städtebauliche Qualität in hohem Maße gehöre. Hartwig Schultheiß, der auch Planungsdezernent der Stadt Münster ist und zugleich den Vorsitz der Landesinitiative StadtBauKultur NRW ausfüllt, hob die Bedeutung des Ausloberpreises der Architektenkammer NRW hervor. „Der Ausloberpreis hat sich zu einer Marke entwickelt und ist ein wichtiges Instrument für die Förderung der Baukultur in Nordrhein-Westfalen“, erklärte Hartwig Schultheiß.

Der Autor und Fachjournalist Prof. Falk Jaeger ging in seiner Festansprache auf die besondere Bedeutung des Wettbewerbswesens für die Architekten, aber auch für die Gesellschaft ein. Wettbewerbe seien eigentlich ein etwas verrücktes Geschenk der Architektenschaft an die Gesellschaft. „Denn jeder Wettbewerb verbrennt Geld - meistens das der Architekten“, spitzte Jaeger zu. Dennoch stelle der Architektenwettbewerb ein wichtiges Gut für die Entwicklung städtebaulicher Projekte und oftmals auch wichtiger Einzelbauwerke dar. Es sei aber kritisch zu bewerten, dass die Anforderungen der Auslober an die Wettbewerbsteilnehmer immer stärker ausdifferenziert würden. Dass ein Newcomer wie Meinhard von Gerkan 1972 ein Projekt wie den Flughafen Tegel gewinnen konnte, sei heute nicht mehr denkbar. „Gleichwohl: Die Regeln für Planungswettbewerbe 2013 sind ein gutes Instrument, das alle an städtebaulicher Qualität Interessierten immer wieder bewerben müssen“, schloss Prof. Falk Jaeger.

Das Wohn+Stadtbau Wohnungsunternehmen der Stadt Münster geht dabei mit leuchtendem Beispiel voran: Mehr als 20 Wettbewerbe für Neubauprojekte hat die Wohn+Stadtbau in den vergangenen zehn Jahren ausgelobt. Zu den wichtigsten Projekten gehörten das Quartier Schulstraße (Wettbewerb 2006, Umsetzung von 2009 bis 2013) und das Projekt „Urbanes Wohnen mit der Sonne“ (Wettbewerb 2010, Umsetzung von 2012 bis 2015).

Die Architektenkammer NRW sieht die Verleihung des Ausloberpreises an die Wohn+Stadtbau auch als Motivation für andere Wohnungsunternehmen: „Wir hoffen, dass wir damit im Wettbewerbswesen neue Impulse setzen und weitere Unternehmen dazu angeregt werden, das Instrument des geregelten Wettbewerbs zur Optimierung ihrer Bauvorhaben zu nutzen“, unterstrich Kammerpräsident Ernst Uhing.

Info:
Der Ausloberpreis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen, die die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in ihrem Engagement für die Baukultur in unserem Land vergibt. Die Wohn+Stadtbau ist der achte Preisträger (2011: Regionale 2010 Agentur, 2008: BLB NRW Niederlassung Aachen, 2006: Bischöfliches Generalvikariat Münster; 2001: Stadt Hamm; 1996: Stadt Lemgo; 1994: Stadt Köln; 1992: Stadt Münster). Die Auszeichnung ist nicht dotiert. - Gegenwärtig werden in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr 60 bis 70 Wettbewerbsverfahren nach den anerkannten Wettbewerbsregeln durchgeführt (RPW 2013) und von der Architektenkammer NRW registriert.

Festvortrag Prof. Falk Jaeger

Dokumentation zum Ausloberpreis 2015

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