Tag der Architektur 2025: „Wir wollen mit Qualität begeistern!“
Sich von neuer und erneuerter Architektur inspirieren zu lassen – diese Gelegenheit bot sich am 28. und 29. Juni mit dem „Tag der Architektur“ bundesweit. In Nordrhein-Westfalen waren 156 Wohnhäuser, Quartiere, Gärten und Grünanlagen in 80 Städten und Gemeinden für Besucherinnen und Besucher geöffnet. „Eine tolle Chance, Architektur-Konzepte erläutert zu bekommen und Inspirationen zu sammeln“, begründete Besucherin Sabine Steinleitner ihre Motivation, den Umbau eines Bürohauses aus den späten 1950er Jahren in ein modernes Wohngebäude in Düsseldorf zu besuchen. – Eine von insgesamt rund 15.000 Interessierten, die vor Ort mit Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen ins Gespräch kamen.
Umbau imFokus
Zahlreiche Umnutzungen zeigten an diesem „Tag der Architektur“ in Nordrhein-Westfalen, wie sich der Gebäudebestand nutzen lässt, um neuen Anforderungen gerecht zu werden, ohne weitere Flächen zu versiegeln. So stellte der Büro-Technik-Spezialist Michael Zgoll in Korschenbroich gemeinsam mit Architekt Dominik Wanisch (ehem. JSWD) den Umbau des alten, mehrere Jahre bereits ungenutzten „Blecherhof“ in moderne Büroarbeitswelten für 30 Mitarbeitende sowie einen Showroom vor. „Wir richten uns an anspruchsvolle Kundschaft sowie Architektinnen und Architekten“, erläuterte Zgoll den mehr als 100 Interessierten, die den neuen Blecherhof von außen und innen kennenlernen wollten. „Unser Ziel war deshalb: Den Charme der alten Scheune erhalten, neue Baukörper behutsam ergänzen und insgesamt unsere Kunden mit qualitätvoller Architektur zu begeistern.“
Neubau mit Perspektive
Unter dem bundesweiten Motto „Vielfalt bauen!“ präsentierte der „Tag der Architektur 2025“ auch Neubauten – die sich allerdings deutlich Aspekten der Nachhaltigkeit verschrieben hatten. So erläuterte Architekt Xaver Egger (sehw architektur) in Essen die neue „Interimsschule in Holz-Modulbauweise“, die in den nächsten Jahren Klassen benachbarter Schulen, die dringend saniert werden müssen, aufnehmend wird. „Perspektivisch plant die Stadt, das Gebäude auch für andere kommunale Nutzungen dauerhaft in Betrieb zu halten“, so Xaver Egger. Das Gebäude selbst überzeugte die Besucher*innen durch seine lichte, durch das Material Holz geprägte Atmosphäre sowie ein attraktives Erscheinungsbild, zu dem auch der öffentlich zugängliche Pausenbereich gehört.
Die große Zahl an Schul- und Bildungsbauten, die in diesem Jahr in NRW-Kommunen am „Tag der Architektur“ vorgestellt wurden, verwies auf die den Bedarf an zusätzlichen Schulplätzen sowie die Notwendigkeit, den Sanierungsstau an Schulgebäuden endlich aufzulösen.
Xaver Egger nutzte den TdA 2025, um Überzeugungsarbeit zu leisten: Viele der Besucher*innen kamen aus der Nachbarschaft. Nach der Führung zeigten sie sich begeistert von der Qualität des Modulbaus. „Wir hatten einen Containerbau befürchtet“, berichtete eine Nachbarin. „Dieses Gebäude ist aber eine Bereicherung für den hiesigen Schulcampus.“
Für Architekt Xaver Egger liegt genau darin die Stärke des „Tags der Architektur“: Man könne ins Gespräch kommen. „Was wir vor Ort erläutern und konkret durch Begehung zeigen können, hat eine ungleich größere Überzeugungskraft als jede Planzeichnung oder jedes Online-Video.“
Angebote für eine alternde Gesellschaft
Auf die Anforderungen einer alternden Gesellschaft reagierten Nattler Architekten im Auftrag der „olivyo development“ in Duisburg am Kaiserberg mit einem Neubau, der in zentraler Lage seniorenfreundliches Wohnen mit Serviceangeboten schuf. „Damit haben wir ein untergenutztes Grundstück aufgewertet, auf dem zuvor ein Supermarkt stand“, schilderte Architekt Michael Schatte den Hintergrund. Ziel des Objektes sei, private Wohneinheiten mit Gemeinschaftsräumen und Serviceangeboten zu verbinden, erläuterte Architekt Michael Schmid, Leiter Projektentwicklung bei olivyo development. Das rege Besucherinteresse belegte die Notwendigkeit, derartige Angebote in unseren Städten zu realisieren.
Qualität durch Landschaftsarchitektur
Ein weiteres Leitthema des diesjährigen „Tags der Architektur“ war die Anpassung von Bauwerken und Freiräumen an die Folgen des Klimawandels. In Herten freuten sich Landschaftsarchitektin Isabella de Medici (Planungsbüro DTP) und Sarah Loch von der Stadt Herten (Abteilungsleiterin Stadterneuerung) über zahlreiche Besucher*innen, die Details über die Umgestaltung der Ewaldstraße - Teil der fußläufigen City - erfahren wollten. „Es ist wertvoll, mit Anwohnern und Interessierten aus weiter entfernten Stadtteilen auf diese Weise ins Gespräch zu kommen, um die besonderen Qualitäten dieser Stadterneuerungsmaßnahme hier vor Ort erklären zu können“, sagte Sarah Loch für die Stadt Herten.
„Vielfalt bauen“
Der „Tag der Architektur“ bewies in NRW wieder einmal, warum diese bundesweite Veranstaltung der deutschen Architektenkammer zugleich das größte und medial resonanz-stärkste Architekturevent des Jahres ist: Hier kommen Fachleute und Laien zusammen, um über Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung zu sprechen. Hier wird über Hintergründe diskutiert, werden Schwierigkeiten und Umsetzungsvarianten erörtert, wird über Gestaltqualität und soziale Funktionalität im Quartier gerungen.
Das bundesweite Motto „Vielfalt bauen“ war in den 156 Objekten, die es in NRW auf Einladung der Mitglieder der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen zu sehen gab, auf jeden Fall umfassend und eindrucksvoll ablesbar.
„Viele der Objekte, die unsere Mitglieder präsentieren, sind spiegeln sowohl den Wandel im Planen und Bauen als auch gesellschaftliche Herausforderungen, für die unser Berufsstand konkrete Lösungen entwickelt“, erklärte der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Ernst Uhing, in einem Pressestatement. So habe sich der Schwerpunkt der Projekte vom Neubau auf die klimaschonende Weiterentwicklung des Gebäudebestandes verlagert. „Architektur hat immer auch einen gesellschaftlichen Auftrag“, unterstrich Kammerpräsident Uhing. Dies komme bei inklusiven Wohnprojekten ebenso zum Ausdruck wie bei Nachbarschaftskonzepten und an Kita- und Schulbauten.
Der „Tag der Architektur“ jährte sich in NRW bereits zum 30. Mal.
Hintergrund: „Tag der Architektur“
Der „Tag der Architektur“ hat sich bundesweit als Architekturevent vor Beginn der Sommerferien fest etabliert. Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekt*innen sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner sind vor Ort, um gemeinsam mit ihren Auftraggebern neue oder erneuerte Bauten vorzustellen, die Besonderheiten der Architektur zu erläutern und Fragen der Besucher zu beantworten. Vorgestellt werden in Nordrhein-Westfalen Bauten, die in den vergangenen fünf Jahren in unserem Bundesland realisiert wurden; für Objekte der Landschaftsarchitektur und Stadtplanung gilt eine Frist von acht Jahren.
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