Ausstellung „Güterbahnhof Düsseldorf - Visionen und Konzepte“
Das Bahngelände zwischen den S-Bahnhöfen Derendorf, Werhahn und Zoo gehört zu den größten städtebaulichen Potenzialen der nordrhein-westfälischen Landeshaupt. - Im Rahmen ihrer Diplomarbeiten haben sich fünf Absolventinnen der „Moskauer Hochschule für Architektur (MARCHI)“ mit der Frage befasst, wie das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Düsseldorf-Derendorf entwickelt werden könnte. Die Architektenkammer NRW zeigt bis zum 20. Oktober in Kooperation mit der Fachhochschule Düsseldorf die Konzepte und Visionen der Moskauer Nachwuchs-Architektinnen in der Ausstellung „Güterbahnhof Düsseldorf: Visionen und Konzepte - Moskauer Diplomanden entwerfen für Düsseldorf“ im Haus der Architekten.
„Manchmal hilft bei der Lösung einer schwierigen Aufgabe der Blick von außen weiter“, führte Dr. Christian Schramm, Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, am 6. Oktober im Haus der Architekten in die Ausstellung ein. Die Absolventen der angesehenen Moskauer Hochschule für Architektur hätten ihre Entwürfe fernab lokaler Detailkenntnisse und kommerzieller Zwänge entwickeln können. „Die hohe Qualität der hier gezeigten Arbeiten beweist, dass die Absolventinnen sich intensiv und sehr professionell mit der Fragestellung auseinander gesetzt haben“, betonte Schramm.
Die Ausstellung präsentiert vier Ansätze, die von den Moskauer Nachwuchs-Architektinnen entwickelt wurden:
1. Schwerpunkt Büro- und Wohnungszonen
Entsprechend dem Wunsch nach einer Belebung der Innenstadt reservieren die MARCHI-Absolventinnen Kamilja Panina und Vera Rebrova ein Drittel der Planfläche für den Wohnungsbau. Im nördlichen Teil des Plangebietes sehen sie ergänzend Industriebereiche vor, da sich in diesem Gebiet bereits alte und neue Industriebetriebe befinden. Daneben sind Flächen für Grünanlagen eingeplant.
Im harten Kontrast zu der eher kleinteiligen, vielfältigen Bebauung der umgebenden Stadtquartiere schlägt das Moskauer Duo vor, eine große Form zu gestalten, die wie eine Linie aus einem lang gezogenen organischen Strukturkomplex wirken würde. Eine Achse des organischen Strukturkomplexes führt entlang der Eisenbahnlinie. Teil dieser Struktur soll ein großer Gebäudekomplex für Büro- und Arbeitsstätten werden, der die vorhandene Umgebung nicht erdrückt. Der Komplex soll ein Sozial-, Kultur- und Arbeitszentrum enthalten und damit für eine hohe Nutzerfrequenz sorgen.
Im Idealfall, so das Konzept der Moskauer Absolventinnen, würde die Bahnlinie überdeckelt, um die heute getrennten Stadtteile zu verbinden und um Raum für Sozialflächen sowie einen Park oder einen Fußgängerboulevard zu schaffen.
2. Verdichteter urbaner Raum
Die Idee der Modernisierung des Güterbahnhofs Derendorf von Elena Kornilova besteht in der Verbindung des Verkehrs mit dem Raum, der durch Schienenwege getrennt ist. Es soll kein Komplex geschaffen werden, der von der Stadt isoliert ist, sondern eine einheitliche lebenswerte Umgebung.
Der polyfunktionale Komplex ihres Entwurfs weist eine Hauptachse und einen Fußgängerboulevard auf, der in einem großen Stadtpark anfängt und zickzackförmig durch den ganzen Sektor geführt wird. Er bildet Erholungs- und Unterhaltungsplätze. Der Baukomplex schließt Büros, Hotels, Wohnhäuser, zahlreiche Handelszonen, Unterhaltungsareale und Dienstleistungsbetriebe ein.
Vorgeschlagen wird die Tieferlegung der Schienenwege um 10 Meter (unter Erdbodenniveau) und die Errichtung einer funktionalen Plattform über den Gleisen (6 m über das Erdbodenniveau). Das schafft zusätzlichen Raum für Einwohner der Stadt und ihre Gäste. Die Plattform ist gleichzeitig eine perfekte Schalldämmung für die Bewohner der nahe gelegenen Häuser und für die Angestellten der Büros. Auf der Plattform sind Parkplätze, Grünpflanzungen und zahlreiche Erholungsplätze vorgesehen.
Die geplante Bebauung hat eine hohe Bebauungsdichte. Das entspricht der Umgebung und bietet die Grundlage für eine moderne Gestalt der Stadtstruktur, die Motive der alten und neuen Architektur in sich vereinigt.
3. Bahnanlagen integrieren!
Die Diplomandengruppe Alexandra Shumakova, Anna Barbaian und Marianna Mamleeva befasste sich intensiv mit der Frage, wie die Gleisanlagen in die Entwicklung der Brachfläche einbezogen werden können und wie insbesondere die Barriere, die die Eisenbahnstrecke am östlichen Cityrand von Düsseldorf bildet, überwunden werden kann. Die jungen Architektinnen empfehlen die Errichtung einer schützenden Wand entlang der Eisenbahntrasse. Nach ihren Vorstellungen sollte sich das gesamte neue Stadtquartier organisch in die vorhandene Bebauung einfügen. Entsprechend folgt ihr Entwurf der Trassenführung der Bahngleise. Sinnbild und Ausgangspunkt des Konzeptes war das Bild eines Dinosaurierskelettes, das auf dem Rücken liegt.
Das Plangebiet wird dabei in drei funktionelle Zonen geteilt: industrielle Bauten, öffentliche Bauten und Wohnbauten. Das Industriegebiet wird mit folgenden Einrichtungen bebaut: Feuerwache, verschiedene Autozentren und Garagen. An öffentlichen Bauten sind geplant: Handelskomplex mit Supermarkt, Museum, Bibliothek, Kunstschule, Fitness-Center und Bürogebäude. Der zentrale Teil des Gebietes wird durch schützende Strukturen abgeschirmt und lässt zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten zu. Diese Struktur schützt auch vor dem entstehenden Lärm und den Vibrationen, die durch den Bahnverkehr entstehen. Zur anderen Seite, dem Wohngebiet, sind großzügige Öffnungen geplant.
4. Eco-town Düsseldorf
Ein vierter Entwurf befasst sich mit der Frage, ob man die große Brachfläche entlang der Bahntrasse nicht im Kern für eine parkähnliche Struktur nutzen sollte, die Grün in die City bringt. Das Gelände könnte außerdem durch einige wenige, in ihrer Form durchaus expressive Solitärbauten strukturiert und aufgewertet werden.
„Güterbahnhof Düsseldorf: Visionen und Konzepte Moskauer Diplomanden entwerfen für Düsseldorf“
06. - 20. Oktober 2005
Haus der Architekten (Zollhof 1, 40221 Düsseldorf-Medienhafen)
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 8.00 - 17.00 Uhr
Eintritt frei
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