Bachelor-Studiengänge: Bedingt willkommen
Sind Bachelor made in Germany in deutschen Unternehmen willkommen? Jein. Zu diesem Schluss kam 2005 die erste Bachelor-Absolventenstudie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Nach Beobachtung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat sich die Situation seither kaum verbessert.
Viele Fragen zu den Bachelor-Abschlüssen sind fast zehn Jahre nach dem Bologna-Beschluss unbeantwortet. Auf Unverständnis und Ablehnung stieß bei einer Befragung des Institute of International Education (IIE) und der Agentur Educational Credential Evaluators ein Bachelor-Abschluss nach nur drei Studienjahren.
AKNW fordert Mindeststudiendauer von acht Semestern
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen fordert für das Architekturstudium eine Mindeststudiendauer von acht Semestern, da die umfassenden und komplexen Inhalte, die den Studierenden vermittelt werden bzw. von ihnen erarbeitet werden müssen, nicht auf sechs Semester komprimiert werden können. Außerdem ist es schlichtweg unmöglich für die Studenten, innerhalb von drei Studienjahren Auslandserfahrung zu sammeln oder die von Bologna geforderten sogenannten Soft Skills wie interkulturelles Wissen, Kommunikations-, Konflikt- und Teamfähigkeit zu erwerben.
Absolventen von sechssemestrigen Studiengängen stehen in Nordrhein-Westfalen außerdem vor dem Problem, dass ihr Kurzstudium sie nicht zum Erwerb der Berufsbezeichnung „Architekt/in“ befähigt, da das Baukammerngesetz dazu eine Mindeststudiendauer von acht Semestern fordert.
Keine Verwässerung akademischer Grade
Wenn sich die Branche der Architekten und Stadtplaner weiter nach vorne bewegen soll, braucht sie vor allem junge Menschen, die über fundiertes Spezialwissen und Schlüsselqualifikationen wie betriebwirtschaftliches Denken, analytische Fähigkeiten, Führungsstärke und Internationalität verfügen. Benötigt werden Nachwuchskräfte, die studiert haben, um einen Beruf zu erlernen - und nicht um über einen Abschluss zu verfügen. Aber auch mit Blick auf die Qualität der Abschlüsse müssen wir Bestrebungen entgegenwirken, die eine Verwässerung akademischer Grade zum Ziel haben.
Eines steht fest: Für Architekten und Stadtplaner ist der Bologna-Prozess, auf den sich Ende der 90er Jahre immerhin 45 europäische Staaten geeinigt haben, kein großer Wurf. Ziel war „die Schaffung eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen“.
Wenn sich aktuell der Deutsche Industrie- und Handelskammertag und der Deutsche Handwerkskammertag bemüht, Handwerkern, Industriemeistern und Kaufleuten das Recht zuzusprechen, sich als Bachelor Professional zu bezeichnen, sollten die Kultusminister und Hochschulrektoren dies als Warnung verstehen und dem Treiben Einhalt gebieten.
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