Bauhaus NRW: „Städtebaulicher Online-Dialog“ des NRW-Bauministeriums

Wie verändern sich unsere Städte und der ländliche Raum? Unter dieser Fragestellung hat das nordrhein-westfälische Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung einen neuen „Städtebaulichen Dialog zur Lunch-­Time“ gestartet. In der Reihe spricht NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach mit renommierten Gästen aus Architektur, Stadtplanung und Stadtforschung.

06. Oktober 2021von Christof Rose

Den Auftaktimpuls zum Thema „Öffentliche Räume kreativ gestalten“ gab am 4. Oktober Lilli Lička, Professorin an der Universität für Bodenkultur (Wien/Österreich) und Leiterin des Instituts für Landschaftsarchitektur (ILA) des Departments Raum, Landschaft und Infrastruktur. Ihre Schwerpunkte sind die urbane Entwicklung, die Gestaltung von Freiraum sowie das Themenfeld Aneignung. „Die Gebäude in der Stadt werden mehr und auf kleinerer Fläche“, sagte Prof. Lička voraus. „Zu schaffen machen wird uns in Europa der demografische Wandel.“ In NRW werde zwar kein Zuwachs der Bevölkerung prognostiziert, aber eine erhebliche Zunahme an Alten. Dringender Handlungsbedarf bestehe zudem in der Klimafolgenanpassung. Als positive Beispiele in NRW benannte sie den Landschaftspark Duisburg-Nord und das Projekt „Mittleres Paderquellgebiet“ in Paderborn (WES LandschaftsArchitektur), bei denen Flächen entsiegelt und neues Grün in die Stadt gebracht worden sei.

Lilli Lička empfahl, mehr Bewegungs- und Aufenthaltsräume im Freien zu schaffen und konsequent neue Mobilitätsformen jenseits des motorisierten Individualverkehrs zu anzuregen. Nicht zuletzt gelte es, klimatisch erträgliche Lebensbedingungen zu bewahren, wozu die bodengebundene Vegetation ausgeweitet werden müsse. „Entsprechende Vorgaben müssten im Bauordnungsrecht verankert werden. Dazu braucht es auch den Mut der politisch Verantwortlichen“, unterstrich Lička.

Die notwendigen Klimafolgenanpassungen griff auch der zweite Gesprächspartner des Online-Dialogs auf, Stadtplaner Markus Lehrmann. Der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen forderte, dass die Städte „schnell robuster“ gemacht werden müssten. Dies gehe ganz pragmatisch am besten im öffentlichen Raum, der zentral sei für die Verbindung von neuer Mobilität, mehr Grün und einer behutsamen Innenverdichtung. „In dieser dreifachen Innenentwicklung liegt der Schlüssel für die notwendige Weiterentwicklung unserer Städte“, erklärte Lehrmann. Entsprechende Maßnahmen der Öffentlichen Hand würden auch auf private Investoren ausstrahlen. Dazu werde es hilfreich sein, Bilder zu schaffen, die Menschen einbinden und überzeugen könnten.

„Eine kluge Stadt baut vor“, meinte Ministerin Ina Scharrenbach. Die Städte und Gemeinden seien in Fragen des ökologischen Umbaus und der Aufwertung der Innenstädte gegenwärtig sehr engagiert vor Ort; das Bauministerium wolle dieses Engagement verstärken und habe deshalb Anfang Oktober den dritten Call zum Förderprogramm „Leben findet INNENstadt“ ausgerufen.

Prof. Lilli Licka hob die Bedeutung des Prinzips der „Schwammstadt“ hervor, bei der das Wassermanagement mit dem Stadtgrün verbunden werde. „Das Pflanzen von Bäumen ist notwendig und nachhaltig, wenn diese Prinzipien beachtet werden.“ Auch Markus Lehrmann unterstrich, dass Grün traditionell Lebensqualität von Kommunen steigere. Dazu könnten Nachbarschaften eingebunden und belebt werden, etwa über Baumpatenschaften oder „Parkranger“.

Der Online-Dialog ist eingebettet in das Konzept „Bauhaus Nordrhein-Westfalen“ der NRW-Landesregierung. Als Beitrag zum „Europäischen Bauhaus“ soll aufgezeigt werden, dass Nordrhein­Westfalen bereits heute „als Vorreiterland für innovative Lösungen und umfassende Förderungen im Bereich Flächen­ und Stadtentwicklung, Städtebau und Bauwirtschaft“ gilt. Der Fokus liegt dabei auf zukunftsweisenden Konzepten: Digitalisierung beim Planen und Bauen, Förderung der Verwendung ökologischer Bauprodukte, Entwicklung von Gemeinden im ländlichen wie im städtischen Raum mit neuen Flächen­, Energie­, Wohn­, Mobilitäts-­ und Umweltlösungen.

Info unter www.bauhaus.nrw.

Die weiteren Termine des Städtebaulichen Online-Dialogs:

  • 13.12.21: Ellen van Loon, Office for Metropolitan Architecture (OMA), Rotterdam
  • 09.02.22: Barbara Vogt, Head of Board of Trustees - White Arkitekter, Linköping/Schweden. Den Link erhalten Interessierte nach formloser Anmeldung via E-Mail: julia.prinz@mhkbg.nrw.de.

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