Fokus auf den Bestand
„Die Zukunft ist schon da: Wenn wir unsere gebaute Umwelt möglichst klimagerecht und funktional gestalten wollen, liegt das größte Potenzial im Bestand!“ Mit diesem Statement gab Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, einen starken Impuls für die Gespräche auf dem Sommerfest der AKNW, zu dem am 3. Juli rund 650 Kammermitglieder und Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden in die „Kantine“ nach Köln-Niehl gekommen waren. Der Ort hätte passender nicht sein können: Die zur Event-Location umgenutzte frühere Kantine eines großen Stoffherstellers bot mit ihrem Außenbereich den idealen Rahmen, um über Möglichkeiten zu einer besseren Nutzung des Gebäudebestandes, aber auch über notwendige Investitionen in neue Bauwerke zu diskutieren.
Nordrhein-Westfalen verfüge über einen Gebäudebestand von rund 9,3 Millionen Einheiten, führte Kammerpräsident Uhing aus. „Da muss man ansetzen. Deshalb brauchen wir die sogenannte Oldtimer-Regelung, mit der wir das Anliegen verfolgen, den Bestand zu schützen, zu bewahren und weiterzuentwickeln.“ Die AKNW fordere, dass bei Umbauten und Sanierungen die technischen Anforderungen des Baujahres gelten dürfen – nicht die heutigen Idealstandards. „Das ist nicht nur ressourcenschonend, sondern auch ein Beitrag zur Baukultur“, rief Ernst Uhing unter dem Applaus des Publikums.
Eine Vorlage, die Daniel Sieveke gerne in seinem Grußwort zum AKNW-Sommerfest aufgriff. „Wir brauchen ein Bewusstsein dafür, dass die Entwicklung dessen, was schon gebaut ist, der richtige Weg ist“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW. Es gehe darum, eine „Haltung zum Bestand“ zu entwickeln, „gegenüber einer gelebten Umbaukultur“. Nordrhein-Westfalen habe bereits die Grundlagen geschaffen, um einfacher und schneller bauen zu können. Es sei nun an der Bundesregierung, die zivilrechtlichen Regeln so zu gestalten, dass der „Gebäudetyp-E“ auch in der Praxis zur Anwendung kommen könne.
Staatssekretär Sieveke übermittelte beste Grüße von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach und dankte der Architektenkammer NRW für die vielfältigen Impulse, mit der die Architektenschaft das Planen und Bauen im Lande voranbringen wolle. Denn die Aufgaben, die aktuell vor uns lägen, seien gewaltig.
Das bekräftigte auch Gabriele Willems in ihrem Impulsbeitrag zum Sommerfest der Architektenkammer NRW. Die Geschäftsführerin es Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB NRW) erläuterte, dass die notwendige Sanierung des Bestandes und die steigenden Anforderungen des Umweltschutzes an den Bausektor mit neuen Aufgaben zur Stärkung der Infrastruktur verbunden werden müssten. „Wir haben 4100 Gebäude im Bestand“, erläuterte die BLB-Geschäftsführerin. Das Bauvolumen des BLB NRW liege bei mehr als einer Milliarde Euro im Jahr. Nun kämen über das Investitionspaket des Bundes weitere Aufgaben hinzu. „Das ist fordernd, aber auch eine Chance für uns alle“, sagte Gabriele Willems, die auch Mitglied der Architektenkammer NRW ist.
Mit den drei Impulsen war der Rahmen abgesteckt für zahlreiche baupolitische und planungspraktische Gespräche, zu der das AKNW-Sommerfest einen entspannten Rahmen in bester sommerlicher Atmosphäre bot. Zu den Gästen, mit denen die Kammermitglieder in den Austausch treten konnten, zählten u.a. die baupolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen, Jochen Ritter (CDU), und Arndt Klocke (Bündnis 90/GRÜNE) sowie Ralf Stoltze (MdL SPD).
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