Hans Schwippert (1899-1973): Demokratisches Bauen nach 1945
Er gilt als einer der Protagonisten des „Demokratischen Bauens“ nach dem II. Weltkrieg: Hans Schwippert hat in NRW, vor allem im Rheinland, eine Vielzahl von Bauwerken hinterlassen, an denen man bis heute den ganzheitlichen Ansatz und die Orientierung am Menschen und der Gemeinschaft ablesen kann. Ein Beitrag aus unserer Reihe „Retrospektive: Einflussreiche Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner in NRW“.
Hans Schwippert wurde am 25. Juni 1899 in Remscheid geboren. Nach dem 1. Weltkrieg studierte er Architektur in Hannover, Darmstadt und Stuttgart und wirkte später im Büro von Erich Mendelsohn in Berlin, wo er auch Ludwig Mies van der Rohe kennen lernte.
1927 wurde Schwippert durch Rudolf Schwarz an die Werkkunstschule in Aachen berufen. Noch im gleichen Jahr zog der junge Architekt nach Düsseldorf, wo er als Vorsitzender des Deutschen Werkbundes zum Professor an der Kunstakademie berufen wurde. Zu seinen frühen Arbeiten in der damals noch jungen Republik zählt das Bundeshaus in Bonn.
Der Begriff des „Demokratischen Bauens“ ist seither mit seiner Person untrennbar verbunden. Hans Schwippert blieb in dieser Zeit stets eine gewichtige Gegenstimme zu einem uneingeschränkten Bauwirtschaftsfunktionalismus der Wirtschaftsunderjahre.
Vom Haus zur Stadt – vom Möbel bis zum Städtebau
Hans Schwippert machte sich das Prinzip zu Eigen, das Haus als Stadt und die Stadt als Haus zu begreifen – weil seines Erachtens beide wesensgleich sind. Er verstand es, seine Häuser feinfühlig in den städtischen Kontext einzufügen.
Ausschlaggebend für seine persönliche Entwicklung war die Notlage unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, als er zum Leiter für Wiederaufbau der Provinz Nordrhein bestellt wurde. Seine Behelfsmöbel aus Korbgeflecht für Siedler machen die konkrete und funktionale Gestaltung deutlich, die Schwippert für richtig hielt.Vorausschauende, aus seinen Einsichten untermauerte Planungen entwickelte Hans Schwippert später auch beim Wiederaufbau von Aachen.
Schon das „Flicken“ der beschädigten und zerstörten Häuser war eingebunden in eine Langzeitplanung über Notbauten bis hin zu einer Strukturierung der Stadt auf der Grundlage der alten Grundrisse und innerstädtischen Bewegungsmuster.
Architektur im Dienst des Menschen - das Bauen als Dienst an der Bevölkerung - war für Hans Schwippert von zentraler Bedeutung. In seinem Verständnis war dieses der Begriff vom “Demokratischen Bauen“.
Schwipperts Aussagen zu Themen der Baukunst, der Werkpädagogik, der künstlerischen Erziehung, der industriellen Formgebung und zur Werkbundarbeit dokumentieren ein Werk, das geprägt war vom Einsatz für die Qualität des Lebens und die Erhaltung der Natur. Schwippert hat aus heutiger Sicht ein fundamentales Prinzip des ökologischen Denken und Handelns vorausgedacht.
Das Bauen von Hans Schwippert
Trotz seiner zurückhaltenden Formensprache zeigt sich Schwippert geprägt durchverschiedene Einflüsse: Vom Funktionalismus des Bauhauses über den Expressionismus Mendelsohns bis hin zum Sakralbau von Rudolf Schwarz und Emil Steffann. In seiner Person vereinigen sich Ratio und Emotion. Diese Wechselbeziehung gestaltet die Bauten Schwipperts auch in anderer Hinsicht. Formen nur um der Formen willen, also zum bloßen Schmuck der Bauten, verwandte Schwippert nie. Diese Zurückhaltung entsprang nicht einer Armut an Phantasie, sondern einer strengen inneren Disziplin. Hans Schwippert starb am 18. Oktober 1973 in Düsseldorf.
Wichtige Bauten
Atelierhaus Schwippert (1930), Kelberg/Eifel
Fronleichnamskirche (1930), Aachen (als Mitarbeiter von Rudolf Schwarz)
Haus Kraus (1934), Aachen
Plenarsaal des Bundestages (1948/49), Bonn
Haus des Architekten (1954), Düsseldorf
Verwaltungsbau der Industrie- und Handelskammer (1954), Münster
Haus der Wissenschaften (1960), Düsseldorf
Wohn- und Geschäftshaus Henkel, (1962), Düsseldorf
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