Vielfalt statt Einfalt!

Ein Kommentar von AKNW-Vizepräsident Klaus Brüggenolte

26. Juni 2025
Brüggenolte
Dipl.-Ing. Architekt VAA Klaus Brüggenolte - Foto: Mike Gretry

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in immer mehr Staaten auf der Welt zeichnet sich eine Abwendung von demokratischen Strukturen ab. Dazu zählt auch, dass Bestrebungen zu einer diversen Gesellschaft, die allen Bürgerinnen und Bürgern gerecht wird, teilweise wieder zurückgefahren werden. Erste Konzerne haben ihre Diversitätsprogramme eingestellt, entsprechende Aktienfonds zeichnen Verluste.

Als Architektenschaft müssen wir mit aller Kraft für Vielfalt streiten. Kreatives Arbeiten war immer schon darauf angewiesen, dass unterschiedliche Gruppen und Menschen aufeinandertreffen, dass Argumente ausgetauscht und Meinungen im Diskurs entwickelt werden. Nur so entsteht gesellschaftlicher Fortschritt, und nur auf dieser Basis können auch individuelle, innovative und qualitätvolle Architekturen entwickelt werden.

In der Sommer-Doppelnummer des Deutschen Architektenblattes werden Sie in unserem Regionalteil Nordrhein-Westfalen den Begriff „Vielfalt“ in zahlreichen Berichten und Überschriften lesen. Das ist keine zufällige Häufung, sondern Ausdruck der Bemühungen Ihrer Architektenkammer NRW – im Einklang mit den anderen Länderkammern und unserer Bundesarchitektenkammer – Diversität zu fördern und einzufordern.

„Vielfalt bauen!“ – So lautete beispielsweise das bundesweite Motto zum diesjährigen „Tag der Architektur“. Als ausgesprochener Fan unseres jährlichen Architekturfestivals kann ich bekräftigen, wie lebendig und inspirierend die Gespräche an den Bauten und Objekten sind, die am Tag der Architektur für eine interessierte Öffentlichkeit geöffnet sind. Deutlich wird hier stets: Architektur wird erst im persönlichen Erleben vor Ort und im Austausch greifbar – sei es zwischen Fachkolleginnen und -kollegen oder unter den Besuchern und Gästen, die das Gespräch mit den Urhebern suchen.

156 neue oder erneuerte Bauwerke waren in diesem Jahr in NRW zu besichtigen, viele tausend Architekturfans haben das Angebot unserer Kolleginnen und Kollegen angenommen. Ihnen gilt ein großer Dank, denn an keinem anderen Tag im Jahr befassen sich so viele Menschen intensiv mit Architektur in ihrer gesamten thematischen Bandbreite – und baulichen Vielfalt.

Dass Diversität einen echten Mehrwert darstellt, haben verschiedene Studien eindrucksvoll belegt. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Chancengleichheit für alle – unabhängig von Herkunft oder Geschlecht.

Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen hat sich deshalb gerne am WIA-Festival beteiligt, das in diesem Jahr zum ersten Mal bundesweit durchgeführt wurde. Mit dem „WIA-Opening im Westen“ haben wir in unserem Baukunstarchiv NRW eine Plattform für den fachlichen Austausch und für das persönliche Netzwerken geboten. So unterschiedliche Partner-Institutionen wie die TU Dortmund, die Ingenieurkammer-Bau NRW und unsere Landesinitiative Baukultur NRW haben sich daran beteiligt und ihre spezifischen Anliegen zum Thema „Women in Architecture“ vor rund 100 Teilnehmenden vorgetragen.

Unser WIA-Symposium „Mehrwert Diversität“ führte – nur eine Woche später – 450 Kolleginnen und Kollegen online zusammen. Die Zahlen zeigen, wie groß der Gesprächsbedarf in Fragen der Chancengleichheit und der Vielfalt ist.

Die gesellschaftliche Vielfalt spiegelt sich zunehmend auch in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Das berufspolitische Zusammenarbeiten etwa von angestellten Kammermitgliedern (zu denen ich mich zähle) mit freischaffenden Kolleginnen und Kollegen funktioniert in den Gremien reibungslos. Dass wir mit den Junior-Mitgliedern künftig mehr junge Menschen in den Gremien haben werden, wird die ehrenamtliche Arbeit weiter anregen.

Wie sich die Gremien Ihrer Architektenkammer NRW ab dem nächsten Jahr zusammensetzen, entscheiden Sie – die Mitglieder – im Zuge der Kammerwahl 2025, die im Herbst starten wird. Unsere Kammerarbeit und unsere Gremien werden vermutlich vielfältiger werden. Eines aber bleibt: Die NRW-Architektenschaft ist mit ihren mehr als 32.000 Mitgliedern und aktuell 1.300 Junior-Mitgliedern eine starke Gemeinschaft!

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Dipl.-Ing. Klaus Brüggenolte

Vizepräsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

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