Jetzt endlich loslaufen! - Ein Kommentar von AKNW-Präsident Ernst Uhing
Es herrscht eine Aufbruchstimmung in der Branche, die zum Ausdruck bringt, was das Planen und Bauen ausmacht: Ziele setzen, nach vorne schauen - und loslaufen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn Sie sich - wie ich als Läufer - für Sport begeistern können, dann kennen Sie das große Kribbeln vor dem Anpfiff oder dem Startsignal zu einem großen Lauf: Man ist vorbereitet, man hat sich Ziele gesteckt - und will, dass es endlich losgeht.
Mit einem ganz ähnlichen Gefühl blicken wir gegenwärtig auf die neue Bundesregierung, wenn es um das Planen und Bauen in Deutschland geht. In zahllosen Kongressen und politischen Gesprächen haben wir in den vergangenen Jahren Strukturen analysiert, Defizite aufgezeigt, Lösungsstrategien entwickelt. Jetzt wollen - und müssen - wir endlich loslaufen!
Erfreulich ist, dass die Koalition unter Leitung von Bundeskanzler Friedrich Merz ein eigenständiges Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gebildet hat. Damit wird der großen gesellschaftlichen Bedeutung und Dringlichkeit dieses Aufgabenfeldes politisch Rechnung getragen - und eine zentrale Forderung der deutschen Architektenschaft erfüllt. Unsere neue Bundesbauministerin Verena Hubertz wird sich - als gelernte Betriebswirtin, Managerin und Unternehmerin - sicherlich strategisch und hoffentlich mit einigem Pragmatismus der Ziele annehmen, die vor uns liegen. Die Ministerin trainiert übrigens, so steht es in ihrer Vita unter Hobbies, für ihren zweiten Halbmarathon.
Die Grundlagen sind geschaffen; jetzt muss es darum gehen, die aus den beteiligten Branchen erarbeiteten Konzepte in konkrete Baumaßnahmen zu überführen. Das beeindruckende Infrastrukturpaket von 500 Milliarden Euro, das über die nächsten zwölf Jahre zur Verfügung steht, sollte den entsprechenden Schub geben - für den notwendigen Wohnungsbau, für die Sanierung von Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, für die Ertüchtigung und Weiterentwicklung von Straßen, Brücken, Kanälen und Schienennetzen. Es handelt sich - zu Recht - nicht um Konsumausgaben, sondern um Investitionen in die Zukunft. Deshalb ist es richtig, dass innerhalb des gigantischen Investitionspaketes 100 Milliarden Euro fest für Klimaschutz und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft vorzusehen sind.
Wie nachhaltige Stadtentwicklung aussehen kann, war Anfang Mai zwei Tage lang Thema der „polis Convention“ in Düsseldorf. Die Messe fokussiert auf die Planungsbranche sowie kommunale Akteurinnen und Akteure. „Wir wagen den Deep Dive”, hatten die Veranstalter über die „polis 2025“ geschrieben, die mit 7.500 Teilnehmenden und 320 Ausstellern mittlerweile zu den bundesweit größten Fachmessen der Planungsbranche gehört, und die (erneut) unter der Schirmherrschaft von Ina Scharrenbach, unserer NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, stand.
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen war Partnerin auf dem Stand des Landes NRW und konnte in mehreren Panel-Debatten zentrale Anliegen der NRW-Architektenschaft kommunizieren: So habe ich unsere Vorschläge für den „Gebäudetyp-E“ und eine „Oldtimer-Regelung“ für das Bauen im Bestand ebenso erläutern können wie die Strategie der „Dreifachen Innenentwicklung“.
Viele Kolleginnen und Kollegen aus der Ebene der Dezernatsleitungen sowie von Planungsämtern und Bauabteilungen großer Unternehmen machten die „polis“ im Gespräch mit Kammermitgliedern aus Architektur- und Planungsbüros zu einem lebendigen Forum des Austausches. Deutlich wurde, dass viele Kommunen und Unternehmen mit wichtigen Stadtentwicklungsprojekten in den Startlöchern stehen. Der BLB NRW berichtete davon, alleine in Organleihe für den Bund die dreifache Menge an Bauprojekten in Infrastruktur und militärischen Liegenschaften realisieren zu müssen. Nordrhein-Westfalens Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer erläuterte im Talk mit mir, dass wir in NRW noch mehr als 80.000 große Brachflächen haben, die auf ihre städtebauliche Entwicklung warten.
Insgesamt war mein Eindruck: Es herrscht eine Aufbruchstimmung in der Branche, die zum Ausdruck bringt, was das Planen und Bauen ausmacht: Ziele setzen, nach vorne schauen - und loslaufen!
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Dipl.-Ing. Ernst Uhing
Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
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