M:AI NRW: "Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar."
In Deutschland fehlen bezahlbare Wohnungen: Den Bedarf beziffert Bundesbauministerin Barbara Hendricks mit etwa 350 000 Wohnungen pro Jahr. In Nordrhein-Westfalen hatte die Landesregierung bereits zu Beginn der neuen Legislaturperiode 2014 verschiedene Maßnahmen beschlossen. So stehen mit dem Wohnraumförderungsprogramm 2016-2017 jährlich 1,1 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung.
"Vor diesem Hintergrund zeigen wir mit unserer Ausstellung 'Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar.', dass Wohnen ein gesellschaftlich aktuelles, wichtiges und zugleich vielschichtiges Thema ist", sagt Ursula Kleefisch-Jobst, Geschäftsführende Generalkuratorin des Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI).
Was beeinflusst unsere Ansprüche an das Wohnen, und wie werden diese in bauliche Gestalt übersetzt? Welche Akteure sind am Wohnungsbau beteiligt - von den Gestaltern bis hin zu den Bauherren? Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen beeinflussen den Bau? Die Ausstellung vom 14. September bis zum 30. Oktober verdeutlicht, dass die Mangelware Wohnung eine soziale Frage ist, die entscheidend zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beiträgt - und das nicht erst, seit mehr Menschen nach Deutschland einwandern bzw. flüchten.
Für das heutige Problem des bezahlbaren Wohnens nennt Ursula Kleefisch-Jobst mehrere Gründe: den Verkauf von großen sozialen Wohnungsbaubeständen ab den 1990er Jahren, die Entlassung vieler Bestände aus der Mietpreisbindung auch in Zukunft, gestiegene Baustandards und immer weniger Baugrundstücke in den Städten, in die aber viele Menschen verstärkt zurückziehen.
Zudem sind unsere Ansprüche an das Wohnen sind gestiegen: Heute nutzen wir pro Kopf fast vier Mal so viel Wohnfläche wie um das Jahr 1900. "Unsere Lebensstile erfordern heute flexiblere Lösungen als das Standardmuster 'Küche. Diele. Bad.'", erläutert Ursula Kleefisch-Jobst.
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ist Projektpartner der Ausstellung; ebenso das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes, die NRW Bank, der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen, der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Landesverband Nordrhein-Westfalen und die Landesinitiative StadtBauKultur NRW. Die Ausstellung wird in einer alten Werkshalle auf dem früheren Betriebsgelände der Firma Clouth präsentiert. Ein passender Ort, entstehen hier doch gegenwärtig rund 1000 neue Wohnungen - eines der größten Siedlungsprojekte in Köln.
Aufruf „Stadt wollen!“ als Ausstellungsbeitrag
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen ergänzt die Ausstellung „Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar.“ des M:AI NRW mit einem weiteren Themenmodul, das ab Mitte September im Haus der Architekten zu sehen sein wird. Unter dem Motto „Stadt wollen!“ stellt die AKNW auf Klapptafeln 20 zentrale Thesen und Positionen zum Städtebau in Deutschland vor.
Die AKNW fordert u.a. eine behutsame, aber konsequente Nachverdichtung des Bestandes, die Wiedervereinigung von Wohnen und Arbeiten in den Quartieren, eine soziale Mischung in den Wohnquartieren und eine Wiederbelebung des geförderten Wohnungsbaus, um auf überforderten Wohnungsmärkten allen Bevölkerungsgruppen Mietwohnungen anbieten zu können.
Die Kammer fokussiert in ihren Thesen auch auf die Morphologie der europäischen Stadt: „Zur Rezeptur der Stadtbaukunst gehört ein klares Bekenntnis zur Parzelle. Sie ist Garant für Vielfalt und robuste Basis für den kontinuierlichen Wandel“, heißt es in dem Papier.
Eine ausführliche Darstellung der Analyse und der Thesen der Architektenkammer NRW wird ergänzend in einem Booklet „Stadt wollen!“ ausliegen, das im Haus der Architekten mitgenommen werden und auf unserer Homepage ab Mitte September heruntergeladen werden kann.
Die AKNW will ihre Thesen zur Diskussion stellen und plant für den Abend des 20. September 2016 einen Impulsvortrag mit Aussprache.
Infos
"Alle wollen wohnen. Gerecht. Sozial. Bezahlbar." Ausstellung des M:AI NRW auf dem Clouth-Gelände (Halle 18) in Köln-Nippes. 14. September bis 30. Oktober 2016. Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr, Sa, So von 11.00 - 18.00 Uhr; Do 11.00 - 19.00 Uhr. Die Architektenkammer NRW zeigt ihren Teil der Ausstellung vom 20. September bis 30. Oktober im Haus der Architekten.
Info: www.mai.nrw.de/wohnen
Teilen via