NRW-Architekten im Ausland

NRW-Architekten im Ausland: Bauen auf Mallorca

Arbeiten, wo andere Urlaub machen? Als Architekt auf der beliebten Ferieninsel Mallorca im Mittelmeer tätig zu sein, hört sich zunächst wie ein Traum an. Was der Markt für Architekten dort wirklich bietet, berichten Tom Bolzen und Katja Mehring vom Büro Bolzen, Mehring & Partner aus Mönchengladbach.

10. Mai 2005von Sybille Eck

Tom Bolzen und Katja Mehring hatten das Glück, gleich zu Beginn ihrer Laufbahn drei Investorenwettbewerbe für sich entscheiden zu können. Dies war der Startschuss für die Gründung von BMP im Jahre 1997. Parallel zur Realisierung der gewonnenen Wettbewerbe in Deutschland nahmen die beiden regelmäßig auch an Wettbewerben in Spanien und Mallorca teil. Hierbei bildeten sie ein Team mit spanischen Kollegen, die sie im Auslandsstudium in Madrid kennen gelernt hatten. „Damals boomte die Baubranche auf den Balearen“, erinnert sich Tom Bolzen an die Anfangszeiten des Büros. Schon bald hatte das junge Team mehrere Aufträge auf Mallorca akquiriert. Es handelte sich um deutsche Bauherren, die dort zunächst ein gewerblich genutztes Gebäude, später dann ihr Privathaus bauen ließen. Nachdem diese beiden Projekte erfolgreich abgewickelt worden waren, folgten weitere Interessenten für Privatvillen.  

Die Aufbruchsstimmung von damals ist jedoch in den letzten Jahren einer zunehmenden Trägheit gewichen. Durch Moratorien (Baustopps) ging die Zahl der Bauaufträge in den vergangenen zwei Jahren deutlich zurück, so der junge Architekt. „Momentan macht es wenig Sinn, als Architekt nach Mallorca zu gehen, da durch die aktuelle Politik ein baufeindliches Klima erzeugt wird“, so die Einschätzung von Tom Bolzen. Die Begründung für die strengeren Vorschriften sei allerdings gut nachvollziehbar, beruft man sich dabei doch auf den Umweltschutz und will einer weiteren Zersiedelung der Landschaft entgegenwirken. Dennoch trifft der Baustopp auch BMP und seine Kunden, die teilweise seit Monaten auf eine Baugenehmigung warten – die Grundstücke sind längst bezahlt, die Pläne fertig, Angebote wurden bereits eingeholt. Doch die Zusage lässt weiter auf sich warten.  

Architektenausbildung 

Die Architektenausbildung in Spanien ist nach Bolzens Auffassung umfassender als in Deutschland. Im Berufsleben deckt der fertige spanische Architekt in der Regel ein größeres Feld ab als seine deutschen Kollegen. Statische Berechnungen sowie die komplette Haustechnik mit Sanitär-, Heizungs-/Lüftungsanlage und Elektroplanung fallen durchaus mit in seinen Zuständigkeitsbereich. Fachingenieure werden erst ab einer gewissen Komplexität der Bauaufgabe hinzugezogen.  

Berufsausübung 

Generell können ausländische Architekten in Spanien unabhängig arbeiten. Dafür ist eine Registrierung bei der jeweiligen regionalen Kammer erforderlich, die durch Erbringung einschlägiger Nachweise in Form beglaubigter und übersetzter Urkunden innerhalb eines Zeitraums von sechs bis zwölf Monaten zu erlangen ist. Theoretisch kann ein ausländischer Architekt selbständig in Spanien arbeiten. Es empfiehlt sich jedoch, zunächst die Kooperation mit einem spanischen Kollegen zu suchen, der das Procedere des Baugenehmigungsverfahrens kennt. Der hohe bürokratische Aufwand kann eigentlich nur durch sprachkundige, erfahrene Architekten in einem einigermaßen angemessenen Zeitrahmen erledigt werden. Es ist sehr hilfreich, sich im Vorfeld gute Spanischkenntnisse anzueignen. Wer auf Mallorca arbeiten will, sollte auch Grundkenntnisse des Katalanischen mitbringen, denn dieses wird dort als erste Sprache gesprochen. 

Tipps 

Interessenten sollten sich zurzeit eher dem spanischen Festland zuwenden, da dort die Konjunktur noch relativ gut ist. Allerdings dürfte nach Einschätzung von Bolzen im Bereich Kernsanierung, Denkmalschutz, Restaurierung von Altbauten durchaus ein Bedarf an Fachkräften auch auf Mallorca bestehen. Wer sich auf diesem Gebiet kompetent fühlt, könnte so trotz des Baustopps auf Mallorca zu Aufträgen gelangen. 

Adressen:
Consejo Superior de los Colegios de Arquitectos de Espana
www.arquinex.es/consejo

Interviewpartner:
Tom Bolzen, BMP, Mönchengladbach; Tel.: (0 21 61) 24 88 78
info@architekten-bmp.de

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