NRW lebt: Leben ohne Schranken

„Die enorme Resonanz zeigt doch, wie wichtig für uns Architekten und Stadtplaner das Thema ist!“ Einer der gut 200 Teilnehmer an der „NRW.lebt“-Veranstaltung „Leben ohne Schranken - barrierefrei Wohnen und Arbeiten“ unterstrich das Bedürfnis, sich über politische Zielvorstellungen und praktische Lösungskonzepte für die Planung auszutauschen. Dazu bot die Veranstaltung im Rahmen der AKNW-Aktionsplattform „NRW.lebt“ am 9. September in Bielefeld einen attraktiven Rahmen.

11. September 2014von Christof Rose

„Es ist gut, dass wir öffentlich zeigen, wie wichtig uns das Thema ‚Barrierefreiheit‘ in Zeiten der Inklusion und einer immer älter werdenden Gesellschaft ist“, unterstrich auch Ernst Uhing. In seiner Einführung wies der Präsident der Architektenkammer NRW darauf hin, dass gerade einmal drei bis vier Prozent der Wohnungen in NRW als barrierefrei oder zumindest barrierearm gelten können. „Hier gibt es einen gewaltigen Bedarf!“

Tief beeindruckt zeigten sich die Teilnehmer von einem Vortrag zweier Studierender der Universität Bielefeld, die mit Fotos und sehr persönlichen Schilderungen anschaulich darlegten, wo es selbst bei einer Institution mit hohem Problembewusstsein weiterhin an der baulichen Umsetzung hapert. Roswitha Rother und Phillip Möhle vom Referat für Studierende mit Behinderungen ließen erahnen, warum das Studium für einen jungen Mann im Rollstuhl oder eine taube Studentin mit Hörimplantat doppelt so lange dauern kann wie für Kommilitonen ohne Handicap.„Man ist nicht behindert, sondern man wird behindert“, erklärte Norbert Killewald, der Beauftragte der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung in NRW. Auch er betonte, dass Barrierefreiheit nicht allein auf die Inklusion für Menschen mit Gehbehinderungen abziele. „In einer alternden Gesellschaft werden Hörprobleme und nachlassende Sehkraft uns immer stärker beschäftigen.“

Unterstützt wurde diese Aussage durch Zahlen, die Hans Jörg Rothen von der Bertelsmann Stiftung präsentierte. Im Jahr 2050, so seine Ergebnisse, würden 40 - 45 % der Deutschen älter als 60 Jahre sein. „Solchen Daten sind am besten auf der Quartiersebene zu verstehen“, meinte Rothen. „Dort werden die praktischen Folgen für jeden von uns erlebbar. Und hier fehlen tatsächlich schon heute bezahlbaren barrierefreie Wohnungen.“ Rothen plädierte dafür, das Konzept einer präventiven Sozialpolitik zwingend auf die Wohnraumversorgung auszuweiten. „Dass sich das langfristig rechnet, müssten eigentlich auch Haushälter und Rechnungsprüfer verstehen“, meinte der Forscher.

Beispiele dafür, wie eine solche Politik konkret umgesetzt werden kann, zeigten Michael Seibt und Tim Witt von der „Freien Scholle“ in Bielefeld. Aus Lemgo stellten Architekt Christian Decker und Projektsprecher Jens Conrad den „Pöstenhof“ vor, ein generationenübergreifendes Wohnprojekt.

Die Vorträge:

<link file:18166 _blank download barrierearmer lebensraum forderungen an die>"Ein barrierearmer Lebensraum - Forderungen an die Landesregierung" - Norbert Killewald, Landesbehindertenbeauftragter in NRW

<link file:18165 _blank download ohne>"Besser ohne Barrieren" - Michael Seibt, Timo Witt (Freie Scholle, Bielefeld)

<link file:18168 _blank download situation von körperlich und sensorisch beeinträchtigten studierenden im>"Die Situation von körperlich und sensorisch beeinträchtigten Studierenden im Alltag" - Roswitha Rother, Philipp Möhle (RSB Bielefeld)

<link file:18167 _blank download lemgo ohne schranken miteinander>"Pöstenhof Lemgo - Ohne Schranken miteinander leben" - Christian Decker (h.s.d. Architekten), Jens Conrad (Pöstenhof, Lemgo)

Weitere Informationen auch auf der Internetplattform von "NRW lebt."

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