PSE-Ausstellung - Ein Pionier der Nachkriegsmoderne
„Seine Bauten in den 1950er Jahren waren gestalterisch und technisch absolut wegweisend.“ Mit diesen Worten würdigte der aktuelle Hausherr im Mannesmann-Hochhaus am Düsseldorfer Rheinufer, NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, den Architekten und vielfältigen Künstler Paul Schneider von Esleben. PSE, wie er seine Werke zeichnete, gehörte zu den prägenden Architekten der Nachkriegszeit. Bis in die 1970er Jahre war er einer der erfolgreichsten, einflussreichsten und auch schillerndsten Vertreter der Planungsbranche. Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst (M:AI) und die Architektenkammer NRW würdigen den bedeutenden Architekten gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen seit dem 23. August – dem 100. Geburtstag Schneider von Eslebens - mit einem umfassenden Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm.
Gebäude waren für Paul Schneider von Esleben Gesamtkunstwerke, die er bis ins Detail durchgestaltete. Die Innovationskraft PSE’s zeigt sich in seinen Düsseldorfer Bauten wie der gläsernen Haniel-Großgarage (1950–1953), dem Mannesmann-Hochhaus (1955–1958) als erstem deutschem Nachkriegshochhaus und der Rochuskirche (1952–1955). Sein großes Interesse an der bildenden Kunst manifestierte sich beim Bau der Düsseldorfer Rolandschule (1961), wo er mit Günther Uecker, Heinz Mack, Otto Piene und Joseph Beuys zusammen arbeitete. Mit dem Flughafen Köln-Bonn gelangen ihm 1966 – 70 ein typologisch einflussreicher Entwurf sowie ein Verkehrskonzept, die beide weltweit Nachahmung fanden.
Zu Gast: Claudia Schneider-Esleben
„Mein Vater war ein vielseitiger Gestalter, der nicht nur Bürohochhäuser, Kulturzentren, Schulen, Wohnhäuser und Kirchen entwarf, sondern auch Möbel, Schmuck und seine eigene Yacht“, erinnerte sich Claudia Schneider-Esleben. Die in Hamburg lebende Architektin war eigens zur Ehrung ihres Vaters zurück nach Düsseldorf gekommen, um am 23. August in einer doppelten Matinee im NRW-Wirtschaftsministerium und im Haus der Architekten die zweiteilige Ausstellung „Paul Schneider von Esleben – Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ zu eröffnen. Mit bewegenden Worten erinnerte Claudia Schneider-Esleben an die Vielseitigkeit und Vitalität ihres Vaters, der ihr stolz in der Weihnachtszeit den visuellen Tannenbaum präsentiert habe, den er durch entsprechende Schaltung von Bürolichtern auf die Fassade des Mannesmann-Hochhauses zeichnen ließ. Eine Idee, die bis heute von den Nachfolge-Nutzern gepflegt wird.
Innovation und Aufbruch
Der Präsident der Architektenkammer, Ernst Uhing, verwies in seiner Begrüßung zur Ausstellungseröffnung auf die große Innovationsfreude und Durchsetzungskraft, mit der der noch junge Paul Schneider von Esleben ungewöhnliche Bauten plante und realisieren konnte. „Seine frühen Bauwerke sind die architektonische Manifestierung des Zukunftsglaubens und der Aufbruchstimmung jener Jahre“, beschrieb Uhing die Ausdrucksstärke der genannten PSE-Bauten. Auch sein Selbstverständnis als Künstler-Architekt, der modernste Techniken (etwa aus dem Flugzeugbau) mit skulpturaler Architektursprache verband, sei prägend für die junge Bundesrepublik gewesen.
M:AI-Ausstellung im 1:1-Modell
Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) nimmt das Jubiläumsjahr zum Anlass, sich in einer Ausstellung dem Arbeiten und Leben des Architekten zu widmen. Die Ausstellung wird an zwei Orten gezeigt: Einerseits in dem von Schneider von Esleben entworfenen Mannesmann-Hochhaus am Rheinufer in Düsseldorf. „Es ist ein absoluter Glücksfall, dass unser Ausstellungsort gleichzeitig – gewissermaßen als ein 1:1-Modell – Teil dieser Architekturausstellung ist“, hob Dr. Ursula Kleefisch-Jobst, Direktorin des M:AI, anlässlich der Matinee am 23.08.15 hervor. Mit der Ausstellung wolle das M:AI NRW nicht allein den Architekten PSE würdigen, sondern auch die Diskussion um den Umgang mit der Architektur der Nachkriegsjahre voran bringen.
Die Marke PSE
Der zweite Teil der Ausstellung steht unter dem Titel „Die Marke PSE – zwischen Erhalt und Abriss“ und wird im Haus der Architekten im Medienhafen präsentiert. Hier zeigt die Architektenkammer NRW nicht nur die Architektur von PSE, sondern stellt auch den Menschen vor. Paul Schneider von Esleben war ein begnadeter Zeichner und Karikaturist, ein Sportler und Bon Vivant. Kurzinterviews mit Kollegen und Zeitgenossen fangen die Facetten der vielschichtigen Persönlichkeit ein.
Beide Teile der Ausstellung zeichnen ein umfassendes Bild von Leben und Werk des Künstler-Architekten Paul Schneider von Esleben. Dem Kurator der Ausstellung, dem Düsseldorfer Kunsthistoriker und Architekturjournalisten Paul Andreas, gelingt es, sowohl thematische Schwerpunkte in der Architektur von PSE als auch die Entwicklung der Persönlichkeit anschaulich zu vermitteln. Das liegt auch an der überzeugenden Ausstellungsarchitektur: Martin Sinken (sinken architekten, Köln) hat ein modular aufgebautes Wandsystem aus Würfeln entwickelt, das Texten, Objekten und Monitoren Platz bietet und in seiner Struktur an die stark an Rasterung orientierte Architektur Paul Schneider von Eslebens anknüpft.
Künstlerische Interventionen zu PSE
Zum Aktionsprogramm rund um den 100. Geburtstag Paul Schneider von Eslebens gehören auch drei künstlerische Interventionen, die Absolventen des Düsseldorfer Lichtkünstlers und Kunstlehrers Prof. Mischa Kuball realisieren konnten. Dazu gehört eine Plakataktion von Johannes Post, der unter dem Schlagwort „PSE PLANT“ einige nicht realisierte Entwürfe von Paul Schneider von Esleben auf großen Fotomontagen in den Düsseldorfer Stadtraum stellte – und damit die Frage aufwirft, was wäre wenn PSE diese Bauten hätte realisieren können.
Benjamin Zibner zeigt die fotografische Arbeit „Bastide Blanche“, mit der er sich dem alten Weingut Domaine La Vieille Bastide“ nähert, das PSE Anfang der 1970er Jahre in der Provence kaufte und nach seinen Vorstellungen ausbaute.
Mit dem Flughafen Köln/Bonn, den Schneider von Esleben auf dem Höhepunkt seiner Architektenkarriere 1966 - 70 baute, befasste sich Alexander Basile mit einem Filmprojekt. „A possible scenario…“ beobachtet Menschen, die den Flughafen nutzen, und thematisiert die Wechselwirkung zwischen Bauwerk und Benutzer.
Noch bis zum 23. September erleben!
Die PSE-Aktionswochen laufen bis zum 23. September 2015. Partner sind das Wirtschaftsministerium NRW als Mieter des Mannesmann-Hochhauses sowie die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.
Haus der Architekten. Ausstellung: 23.08. bis 23.09.15. Zum Tag des offenen Denkmals zeigt die Architektenkammer NRW von 10 bis 18 Uhr die Ausstellung zu Paul Schneider von Esleben.
Die wichtigsten Bauwerke von PSE in NRW finden Sie auf www.baukunst-nrw.de.
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