Retrospektive: Dieter G. Baumewerd (1933-2015)
Mit Beharrlichkeit suchte der Architekt Dieter Baumewerd in der Abwägung von Argument und Gegenargument die jeweils beste Lösung einer Aufgabe. Erst im Dialog mit Auftraggebern und Nutzern konkretisierten sich die Entwürfe. Dialogisch auch die Ausgestaltung der Architektur selbst, wo Innenräume in den Dialog mit dem Außen treten, wo gebaute Form den Dialog mit Werken der Bildenden Kunst sucht, wo Menschen und Einrichtungen im Dialog mit dem Raum leben. Nicht zuletzt blieb der Dialog zwischen Historie und Gegenwart eine Herausforderung in der Praxis bei den zahlreichen Aufgaben der Sanierung und Ergänzung von Bestandsbauten. Das Thema beschäftigte Dieter Baumewerd auch in der Theorie, im Kontext der Lehrtätigkeit im Fach Architektur an der Fachhochschule Dortmund von 1971 – 1996, sowie im Hinblick auf den Berufsstand des Architekten als Landesvorsitzender des BDA NRW von 1987 – 1991.
Als Sohn des Architekten Wilhelm Baumewerd in Ostpreußen geboren, wuchs Dieter Baumewerd nach Flucht und Vertreibung in Münster auf. Dort begann er auch seine berufliche Ausbildung als Tischler, Zimmermann und schließlich Zeichner im Architekturbüro des Vaters, bevor er an die Kunstakademie Düsseldorf wechselte zu Hans Schwippert und Rudolf Schwarz, in dessen Büro er noch als Student mitarbeitete. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm er 1962 das Büro in Münster. Neben Entwürfen für Privathäuser war das Büro vor allem mit kirchlichen Aufgaben wie der Heilig-Geist-Kirche in Emmerich befasst, aber auch mit Bürobauten wie dem Verwaltungsgericht in Münster.
Kirche St. Maximin in Trier
Erst nach Beendigung der Lehrtätigkeit konnte er sich intensiver der freien Arbeit widmen. Immer offen für neue Denkansätze, wirkte der nun Münsteraner Architekt u. a. gemeinsam mit Gottfried Böhm und Alois Peitz 1989 – 95 an der bis heute beispielgebenden, behutsamen Umwandlung der ehrwürdigen Kirche St. Maximin in Trier zur Turn- und Veranstaltungshalle mit.
Stiftsmuseums in Xanten
Eine besondere Aufgabe im kirchlichen Bereich wurde die Einrichtung des dem Bistum Münster unterstellten Stiftsmuseums in Xanten. Den Wettbewerb gewann Baumewerd bereits 1993, die Bauausführung in Zusammenarbeit mit Heinz Wrede zog sich dann von 2001 bis 2009 hin. Statt eines anfänglich vorgesehenen Neubaus im Hof zwischen Dom und Dombauhütte fiel in engem Dialog mit dem Bauherrn und der Museumsleitung die Entscheidung für eine subtile Ergänzung des zweigeschossigen Kreuzgangs für Ausstellungsräume und Stiftsbibliothek. Die Dombauhütte wurde um eine Etage aufgestockt, um die Museumsverwaltung und die Freihandbibliothek unterzubringen. Dazwischen bildet der Haupteingang mit Treppenhaus als einziger reiner Neubauteil das Bindeglied in mehrfacher Hinsicht, funktional als Foyer und Verteiler, in der Zeitschiene als Brücke zwischen Historie und Gegenwart.
Neubau der Hauptverwaltung für die Sparkasse Münster-Ost
Ganz anders gelagert der Neubau der Hauptverwaltung für die Sparkasse Münster-Ost an einer verkehrsreichen Straßenkreuzung, ausgeführt 1997 – 2001. Und doch kommt hier dieselbe Präzisierung zum Tragen, von der Gesamtdisposition bis in Details. Was im Stiftsmuseum das Grundmotiv der Stahlzargen als Trennlinie zwischen Bestand und Neubau etwa an den Spalten zwischen Bestandsmauerwerk und Fußboden für die Luftkanäle, sind am Verwaltungsbau die Ecken des Außenbaus, wo die Tatsache der (schalldämmenden) Doppelfassade dadurch offen gelegt ist, dass die Außenschicht zurückweicht und den Fassadenaufbau in seiner doppelten Verkleidung mit roten „Backsteinbaguettes“ transparent zutage treten lässt.
Kanzlei der Deutschen Botschaft in Paris
„Dass etwas ist, was es ist“, so die Devise des Architekten. Das Gebaute müsse sinnenhaft zeigen, was in der Architektur sinnvoll zusammenwirkt. Über den Tod des Architekten hinaus bleibt für das Büro die laufende Arbeit u. a. für die Sanierung der Kanzlei der Deutschen Botschaft in Paris, die dritte derartige Aufgabe nach Santiago de Chile und Madrid. Auch wartet der Nachlass auf eine fachkundige Sichtung, wobei die Familie die Überführung in das Baukunstarchiv NRW in Dortmund in Erwägung zieht.
Teilen via