Sommerseminar der Stiftung Deutscher Architekten

Sommerseminar der Stiftung Deutscher Architekten

Wie kann ein ehemaliges Munitionsdepot der NATO mit einer Fläche von mehr als 65 Hektar in einen Umwelt- und Erlebnispark verwandelt werden?

27. August 1999

Wie kann ein ehemaliges Munitionsdepot der NATO mit einer Fläche von mehr als 65 Hektar in einen Umwelt- und Erlebnispark verwandelt werden? - Mit dieser Fragestellung befassten sich 30 junge Architektinnen und Architekten während eines dreitägigen Workshops (24.-26.08.99) in Pömbsen bei Nieheim im Kreis Höxter. Die Ergebnisse des Seminars überzeugten nicht nur die Verantwortlichen der Stadt Nieheim, sondern auch die Investoren des ehrgeizigen Konversions-Projektes. Vorgeschlagen wurden u.a. die Umwandlung des Militärgeländes in eine mysteriöse Gartenlandschaft, das Einfügen von Wasser- und Erlebniszonen sowie der Ausbau des Gebietes in ein Zentrum für naturnahen Tourismus, das seine Strahlkraft weit über Ostwestfalen hinaus entwickeln soll. Im Zuge einer Machbarkeitsstudie wird jetzt geklärt, inwieweit einzelne Anregungen der jungen Architekten in das Gesamtkonzept des bereits projektierten Umwelt- und Erlebnisparks integriert werden können.
Das Gelände des ehemaligen NATO-Munitionsdepots ist charakterisiert durch große Waldflächen, seltene Flora und Fauna sowie rund 70 Bunker-Hallen, die in die künftige Park-Nutzung eingefügt werden sollen. Für die Seminar-Teilnehmer bestand der Kern des Problems darin, eine harmonische Verbindung zwischen diesen gegensätzlichen Elementen zu schaffen. "Eine äußerst komplexe Aufgabe, die von den jungen Architektinnen und Architekten planerische Weitsicht und Fantasie erfordert", so Hans-Ulrich Ruf, der Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.

Die Lösungsansätze der insgesamt sechs Arbeitsgruppen des Seminars waren in einem Punkt deckungsgleich: Das Thema Forst- und Landwirtschaft, Flora und Fauna der Region müsse in den Mittelpunkt des Umwelt- und Erlebnisparks gerückt werden, wobei die Künstlichkeit der Militär-Bunker als kontrastives Element herausgearbeitet bzw. künstlerisch überhöht werden könne. Wichtig sei vor allem, so die jungen Architekten, die militärische Struktur der Wegführung zu durchbrechen. So könne der strenge Wechsel parallel verlaufender Straßen, Bunker und Wälle durch die Querung von Brücken und Durchstichen aufgelockert werden.

Für die inhaltliche Ausrichtung des projektierten Umwelt- und Erlebnisparks kamen von den Seminarteilnehmern die verschiedensten Vorschläge. Eine Arbeitsgruppe wollte neben der Forst- und Landwirtschaft das Thema "Wasser" betonen. Wasser, so die Überlegung, sei in der Region Ostwestfalen "Mangelware" und könne deshalb zu einem Touristen-Magneten für den Park werden. Die jungen Architekten schlugen vor, Teile der Bunkerlandschaft zu überfluten, so dass die Dächer der militärischen Liegenschaften als idyllische Inseln aus einer Seenlandschaft herausragen würden.

Ein anderer Vorschlag zielte darauf ab, die frühere Isolation des Gebietes für den Umwelt- und Erlebnispark zu instrumentalisieren. "Die geheimen Gärten von Pömbsen" sollten Besucher aus Nah und Fern neugierig machen und mit thematischer Vielfalt überraschen. Die Architekten regten an, das riesige ehemalige Militärareal in verschiedene Erlebniszonen zu unterteilen, die jeweils andere Schwerpunkte setzen und die durch Wald- und Bunkerelemente voneinander getrennt werden könnten. Als weitere Elemente des Umwelt- und Erlebnisparks wurden genannt: Die Umgestaltung der Bunker zu Seminarräumen, die Einrichtung von Sport- und Freizeithallen, Natur-Erlebnis-Pfade, Camping- und Urlaubszonen sowie die Veranstaltung von Fachmessen und -tagungen rund um die Themen Natur, regenerative Energien, Land- und Forstwirtschaft, ökologisches Bauen.

"Viele der Anregungen werden wir in unsere weiteren Überlegungen aufnehmen und auf ihre Realisierbarkeit hin überprüfen", kommentierte Johann-Friedrich Freiherr von der Borch die Ergebnisse des Seminars der Stiftung Deutscher Architekten. Zusammen mit seinem Partner Andreas Wiechmann ist von der Borch Initiator und Entwickler des Umwelt- und Erlebnisparks in Pömbsen. Zurzeit wird eine umfassende Machbarkeitsstudie erstellt, die Potentiale und Finanzierung des Vorhabens untersucht. Das Projekt wird nicht nur von der gesamten Region mitgetragen, sondern auch von der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Staatssekretär Dr. Hans-Jürgen Baedeker vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport sagte in seiner Eröffnungsrede zum Seminar der Stiftung Deutscher Architekten, der Ansatz stelle eine überzeugende Lösung zur weiteren Nutzung einer der größten Konversionsflächen in NRW dar.



Hinweis an die Redaktionen:

Weitere Informationen zu dem geplanten Umwelt- und Erlebnispark Pömbsen sowie detaillierte Ergebnisse des Seminars der Stiftung Deutscher Architekten erhalten Sie bei der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Inselstr. 27, 40479 Düsseldorf, Tel. (0211) 49 67 34

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