Architekten in ungewöhnlichen Berufsfeldern

Und immer an die Zielgruppe denken!

Schöne Architektur zu entwerfen ist das eine – sie aber auch entsprechend zu vermitteln, das andere. Dafür gibt es viele Instrumente, aber auch viele potenzielle Fehlerquellen: vom Corporate Design fürs Büro über Website und Geschäftsausstattung bis zu kompletten Kommunikationsplänen und straff organisierter Öffentlichkeitsarbeit. Katja Domschky hat sich auf den Bereich Architektur und Öffentlichkeitsarbeit spezialisiert, berät Berufskollegen und hat inzwischen einen Lehrauftrag an der FH Koblenz.

05. Januar 2006von Jens Frantzen

Frau Domschky, gibt es etwas, das noch viel zu viele Architekten falsch machen, wenn es um die Eigen-PR geht?
Domschky: Sich in den Kunden hinein zu versetzen und ihn gezielt ansprechen zu können, ist das Hauptproblem. Das zieht sich vom Geschäftsauftritt bis zum Verhalten bei Akquisegesprächen durch. Ein klassisches Beispiel ist die Bildauswahl, mit der sich Architekten auf ihrer Homepage darstellen. Da sieht man ganz deutlich: Architekten lieben Detailfotografie. Über die freuen sie sich selber, über die freuen sich auch andere Berufskollegen. - Nur der Kunde kann leider gar nichts damit anfangen.

Und Sie bringen den Architekten wieder zurück zum Kunden. Fungieren Sie also auch als Helfer zur Selbstfindung?
Domschky: Es geht tatsächlich manchmal in den Bereich Coaching. Wobei es natürlich auch einfacher ist, als Außenstehender auf bestimmte Strukturen zu schauen. Das habe ich selber erlebt, als ich meinen eigenen Internetauftritt konzipiert habe. Als neutraler Beobachter filtert man Stärken und Schwächen besser heraus, und man sieht, welche Aspekte sich noch besser darstellen und verkaufen lassen. Darum ist erstmal eine genaue Einschätzung der eigenen Leistung wichtig, und dann muss an die Zielgruppe gedacht werden: Wer sind meine Kunden, was wollen sie, wie spreche ich sie an? Mit diesen Erkenntnissen kann ich dann gemeinsam mit dem Architekten eine Marketingstrategie festlegen.

Und Sie entwickeln passende Kommunikationsmedien dazu...
Domschky: Genau. Dafür habe ich ein Netzwerk von Partnern. Die Konzeption und das Corporate Design mache ich selber, aber zum Beispiel für die Programmierung von komplexen Websites gibt es dann einen Spezialisten. Natürlich muss man ziemlich flexibel sein und schnell reagieren können. Es kann schon mal vorkommen, dass ein Kunde anruft, der in vier Tagen auf eine Messe will, aber noch keine passenden Flyer und Plakate hat. Dann sind Schnelligkeit und trotzdem große Sorgfalt gefragt.

Wie sind Sie denn selber auf die PR-Schiene gekommen?
Domschky: Ich hatte schon während meiner Arbeit als angestellte Architektin viel mit Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation zu tun und wollte das vertiefen. Darum war ich auch im ersten Jahrgang des gerade eingeführten Aufbaustudiengangs Architektur und Mediamanagement in Bochum dabei. Als ich den Abschluss in der Tasche hatte, war mir klar, dass ich mich im Bereich Architekturkommunikation selbstständig machen will. So habe ich 2004 mein Büro acube»architekturpr gegründet. Das Thema macht mir Spaß und der Bedarf ist sehr groß.

So groß, dass Sie inzwischen einen Lehrauftrag an der FH Koblenz für Architektur-PR haben.
Domschky: Seit dem laufenden Wintersemester leite ich ein Seminar dort und versuche die Studenten zu überzeugen, dass eine Homepage mit guten Fotos und bunten Flash-Animationen zwar schön, aber nicht immer zweckgerichtet ist. Das funktioniert ziemlich gut, und ich bin begeistert vom Enthusiasmus meiner Teilnehmer.

Und wie steht es um Ihren Enthusiasmus als Unternehmerin?
Bislang läuft alles super. - Wenn man bedenkt, dass ich ohne einen einzigen Kunden angefangen habe. Besonders freut mich, dass ich bemerke, wie sich regelmäßige persönliche Akquise auszahlt. Ein Tipp übrigens, den ich gerne weitergebe! 

Zur Person:
Katja Domschky, Jahrgang 1970, studierte Architektur an der RWTH Aachen. Danach arbeitete sie acht Jahre als angestellte Architektin, studierte aber berufsbegleitend den Masterstudiengang Architektur und Mediamanagement an der FH Bochum, den sie 2003 abschloss. Das war der Startschuss für ihre Existenzgründung als Full-Service-Dienstleisterin für Architektur-PR. Ihr Büro acube» architekturpr hat sie in der Bonner Südstadt.  

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