Würdigten die neue Trägerin der Tessenow-Medaille Marusa Zorec (v. l.): Theodor Böll und Jürgen Padberg (beide Heinrich Tessenow-Gesellschaft), Ernst Uhing (Präsident AKNW) und Prof. Stephan Mäder (Laudator). – Foto: Marcus Coenen/Baukunstarchiv NRW

Verleihung der „Tessenow-Medaille“ an Maruša Zorec

Als einer der Höhepunkte der Ausstellung „Heinrich Tessenow“ fand am 8. Mai 2024 im Baukunstarchiv NRW in Dortmund ein besonderer Festakt statt: Die slowenische Architektin und Hochschulprofessorin Maruša Zorec wurde mit der „Heinrich Tessenow-Medaille“ ausgezeichnet.

24. Mai 2024von Christof Rose

„Nicht abstrakte Konzepte leiten sie, sondern die Wahrnehmung des Vorhandenen und der entwerferische Umgang mit demselben“, begründete Prof. Martin Boesch im Namen der Heinrich Tessenow-Stiftung die Ehrung mit der Medaille, die im Gedenken an den Architekten, Baumeister und Hochschullehrer Heinrich Tessenow (1899 - 1983) vergeben wird. Tessenow war einer der Reformer im Deutschen Werkbund und gestaltete u.a. das Festspielhaus in Hellerau, der ersten deutschen Gartenstadt. Mit seinen Hausentwürfen, in denen er eine ikonische Einfachheit entwickelte, prägte Heinrich Tessenow mehrere Generationen des Hausbaus. Auch seine großstädtischen Entwürfe zeichneten sich durch formale Klarheit aus.

Mit Maruša Zorec werde eine Architektin für ihre Arbeit gewürdigt, die in Lehre und Arbeit von der Wertschätzung des historischen Bestandes ausgehe, betonte Laudator Prof. Stephan Mäder, der zwanzig Jahre lang das „Departement Architektur“ an der ZHAW in Winterthur geleitet hat. Zorecs Interesse gelte der Bestandssanierung und -ergänzung, aber auch der Erforschung der slowenischen Architektur der 1960er und -70er Jahre sowie urbanen Interventionen.  

Als praktizierende Architektin reagiere Maruša Zorec - wie Tessenow - sehr genau auf die jeweiligen Anforderungen und Möglichkeiten des Ortes reagiere, führte Martin Boesch aus. So habe Maruša Zorec im Jahr 2011 etwa in Ormož, einer Kleinstadt im Nordosten Sloweniens, teilweise verfallene Bauelemente einer Burganlage genutzt, um ein archäologisch-ethnografisches Museum und zugleich eine Musikschule zu gestalten. Damit habe sie das Raumprogramm nicht nur sensibel und nachhaltig erfüllt, sondern die Chance auch genutzt, um „das Potenzial der Gebäudefigur als städtebauliche Komponente“ zu schärfen.

Wie Jürgen Padberg und Theodor Böll (Tessenow-Gesellschaft) erläuterten, wird die „Tessenow-Medaille“ Persönlichkeiten zuerkannt, „die Hervorragendes in der architektonischen, handwerklichen und industriellen Formgebung und in der Erziehung zu Wohn- und Baukultur geleistet haben, oder deren Wirken dem vielseitigen Lebenswerk Heinrich Tessenows entspricht.“ Mit Prof. Maruša Zorec werde eine Architektin ausgezeichnet, die viele dieser Aspekte in ihrer Person und ihrem Wirken vereint.

Die Ausstellung „Heinrich Tessenow“ war vom 15.03. bis zum 23.06.24 im Lichthof des Baukunstarchivs NRW zu erleben. Mit rund 3000 Besucher*innen zählt die Präsentation zu den stark frequentierten Fachausstellungen des BKA NRW.

Teilen via