Vorstandsbericht: Architekten spüren gute Konjunktur

Die Architekturbüros in Nordrhein-Westfalen konnten in den vergangenen Jahren steigende Honorarumsätze verzeichnen. „Die Ergebnisse unserer aktuellen Strukturuntersuchung unter freischaffend tätigen Kolleginnen und Kollegen spiegeln im Großen und Ganzen die gute konjunkturelle Lage“, fasste AKNW-Präsident Ernst Uhing die Untersuchung des Instituts Hommerich Forschung (Bergisch Gladbach) zusammen.

19. September 2016von Christof Rose

Zuvor hatte die Geschäftsführerin von Hommerich Forschung, Nicole Reiß, dem Kammervorstand in seiner Sitzung am 6. September die zentralen Ergebnisse der Befragung vorgestellt. Der Pro-Kopf-Umsatz habe im Referenzjahr 2015 im Mittel bei 62 491 € (Median) gelegen(zum Vergleich: 2011 betrug dieser Wert noch 53 744 €). Mit zunehmender Größe der Büros stiegen die Pro-Kopf-Umsätze: Nach der aktuellen Befragung lag der Umsatz in Ein-Personen-Büros im Jahr 2015 im Mittel je Einzelunternehmer bei 55 000 €, in Büros mit 5 bis 9 tätigen Personen im Mittel bei 73 679 € je Inhaber bzw. Mitarbeiter.

Markant ist weiterhin die große Spreizung der Wert für die Überschüsse in den Büros: Während Ein-Personen-Büros nur auf einen Überschuss von durchschnittlich 37 250 € kommen (von dem noch das Inhabergehalt entnommen werden muss), liegt der Wert in Architekturbüros mit 5 bis 9 tätigen Personen im Mittel bei 105 207 €. Immerhin habe sich aber auch bei den kleinen Büros die Einnahmesituation insgesamt verbessert, konstatierte Nicole Reiß.

Der Vorstand der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen will verschiedene Aspekte, die sich aus den Daten herauslesen lassen, noch im Detail diskutieren – u. a. die Frage, inwieweit sich inzwischen auch die Architekturbranche mit Nachwuchsproblemen konfrontiert sieht. Die Strukturuntersuchung wurde bundesweit einheitlich durchgeführt und lässt auch einen Vergleich mit Zahlen aus anderen EU-Ländern zu. Die Ergebnisse wollen die Länderarchitektenkammern Anfang November veröffentlichen.

Neue Infobroschüre zu BIM

Für die künftige Entwicklung des Berufsstandes sind auch neue Planungsmethoden wie das Building Information Modeling (BIM) von erheblicher Relevanz. Die Architektenkammer NRW will ihre Mitglieder auf diesem Feld, das sich gegenwärtig in Deutschland noch in einem frühen Stadium der Entwicklung befindet, umfassend begleiten. Als erste Länderarchitektenkammer bringt die AKNW dazu eine Informationsschrift heraus, die Vorschläge für ein Leistungsbild und Vertragsklauseln zur Anwendung digitaler Arbeitsmethoden bei Architektenleistungen enthält. „BIM wird sich auch in Deutschland durchsetzen“, prognostizierte der Düsseldorfer Architekt Matthias Pfeifer vom Büro RKW. „Es ist deshalb wichtig, sich rechtzeitig Gedanken über die Implementierung in den eigenen Büroabläufen und in den Architektenverträgen zu machen.“ Die Broschüre, die von einem kleinen Arbeitskreis unter Mitwirkung von AKNW-Justiziar und Geschäftsführer Dr. Florian Hartmann entwickelt wurde, wird am 4. Oktober 2016 auf der ExpoReal-Messe in München der Fachöffentlichkeit vorgestellt und kann ab sofort kostenfrei bei der AKNW bestellt werden.

Klimadiskurs NRW
Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen wird Mitglied im „Klimadiskurs NRW“. Der Vorstand beschloss einstimmig, dem Bündnis aus unabhängigen Institutionen und Verbänden aus den Bereichen Energie, Wohnen, Klimaschutz, Kirchen und Agenda 21 beizutreten, um die klimapolitischen Diskussionsprozesse in unserem Bundesland konstruktiv-kritisch begleiten und beeinflussen zu können. „Es ist wichtig, den holistischen Ansatz von Architekten und Stadtplanern in den politischen Diskurs einzubringen“, unterstrich Vorstandsmitglied Eric Wollesen, der die Kammer bereits in der „Gebäudeallianz NRW für Klimaschutz“ vertritt. Ein zentraler Aspekt, den die Architektenschaft immer wieder mit Nachdruck vertreten müsse, sei der gedankliche und rechnerische Ansatz, Klimaschutzmaßnahmen nicht auf einzelne Gebäude, sondern auf das gesamte Quartier zu beziehen.

Kulturförderplan im Parlament
Seit dem Sommer befindet sich der Entwurf der Landesregierung zum neuen Kulturförderplan in der parlamentarischen Beratung. Wie AKNW-Hauptgeschäftsführer Markus Lehrmann dem Vorstand berichten konnte, sieht der Entwurf eine Weiterentwicklung es Förderbereichs „Kunst und Bau“ vor. Künftig sollen Experten sowie regionale Vertretungen den Prozess der Auswahl neuer Projekte und deren Umsetzung begleiten. Positiv wertete der Vorstand, dass der Entwurf des Kulturförderplans nun wieder die inhaltliche und haushaltärische Trennung der Positionen „Kunst und Bau“ und „Bauunterhaltungsarbeiten“ vorsieht.

Regionale Baukultur
Positiv wertete der Vorstand die aktuell verstärkten Bemühungen der Architektenkammer NRW, das Thema der regionalen Baukultur immer wieder öffentlich ins Gespräch zu bringen. Dazu wurde eine neue, (nunmehr elfte) „Bauherren-Info“ verabschiedet, die privaten Bauherren erläutert, wie auch in Zeiten der Globalisierung regionale Bautraditionen im privaten Wohnhausbau berücksichtigt werden können.
Zudem zog der Vorstand ein positives Fazit zur jüngsten „Kammer vor Ort“-Veranstaltung, auf der Ende August in Coesfeld über das Planen und Bauen im ländlichen Raum sowie über die Entwicklungslinien im Münsterland diskutiert worden war. „Wir treffen mit unseren vor-Ort-Veranstaltungen auf große Resonanz“, unterstrich Kammerpräsident Ernst Uhing. „Wir werden unsere Mitglieder deshalb weiterhin zu Veranstaltungen in den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens einladen, um vor Ort Präsenz zu zeigen und um die baukulturelle Debatte auch in den ländlichen Regionen unseres Landes zu befördern.“.   

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