Wilhelm Riphahn (1889 - 1963) und die Kölner Hahnenstrasse

Wilhelm Riphahn (1889-1963): Nachkriegsmoderne auf dem Prüfstand

Würde Wilhelm Riphahn sich heute für den Erhalt oder den Abriss eines etwas heruntergekommenen, fünfzig Jahre alten Baubestandes entscheiden; er, der nach dem zweiten Weltkrieg zusammen mit Rudolf Schwarz, Josef Lehmbrock und anderen gegen ein Heilen aller Wunden durch Rekonstruktion und für den Neubeginn stand? Sein Konzept für die Hahnenstraße mitten in Köln war 1947 das Paradebeispiel für einen eigenständigen Wiederaufbau. - Teil II unserer Retrospektive "Architekten in NRW".

01. Januar 2002von Dr. Gudrun Escher

In Köln 1889 geboren und Architekt in der dritten Generation, hatte Riphahn nach dem Studium u.a. bei Erlwein in Dresden und Taut in Berlin hospitiert. Zurück in Köln wurde er früh als Sachverständiger in das Städtebauamt unter dem progressiven Stadtbaudirektor Adolf Abel berufen. Gleichzeitig war die Sozietät Riphahn mit Caspar Maria Grod vielfältig sowohl im Geschäftsbau (das "Indanthren-Haus" setzte 1930 Maßstäbe) als auch im Wohnhaus- und Siedlungsbau tätig. Nach dem Wettbewerbserfolg mit Gropius und Haeseler für Karlsruhe-Dammerstock entstanden u.a. in Köln-Buchforst der "Blaue Hof" und die "Weiße Stadt" als vorbildliche Sozialsiedlungen.

Riphahn prägte zwischen 1920 und 1936 maßgeblich das Neue Bauen in Köln. Das trug ihm 1937 das Berufsverbot ein. Die NS-Bauverwaltung machte sich daran, die Kölner Altstadt, deren Straßengefüge das bedeutendste Denkmal für Kontinuität seit römischer Zeit darstellte, mit großen, schnurgeraden Magistralen gründlich zu überformen. Begonnen wurde mit dem Abriss für eine Nord-Süd-Achse, die heute als Stadtautobahn fortbesteht, und eine Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Rudolfplatz, sodass man, wie Rudolf Schwarz sich erinnerte, "nie genau wusste, was die Flieger und was die Bauräte verübt hatten". Damals schon wurde der Neumarkt westlich zur Hahnenstraße geöffnet. Auf dieser Situation fußt Riphahn, der die durch Bomben vollendete Leere mit einer städtebaulichen Figur schließt, für die sowohl die Erfahrungen aus dem Geschäfts- wie aus dem Siedlungsbau zum Tragen kommen.

Ein- bis zweigeschossige Flachdach-Verkaufpavillons längs der Straße waren die ersten Neubauten, die leicht und transparent, aber nicht als Provisorien in Stahlbetonskelettbauweise mit Betonfertigteildecken errichtet wurden. Auf Riphahn selbst gehen neben dem Gesamtplan, der rückwärtig höheren langzeiligen Geschosswohnungsbau vorsah, nur die ehemalige Galerie Ferdinand Möller, der Stoffpavillon Möller und das Ofenhaus Leisten zurück. Dazu kamen 1948 die Hahnentorlichtspiele, finanziert aus Schwarzmarktgeldern, gebaut mit recycelten Stahlträgern und viel Glas und 1986 für einen Sparkassenneubau abgerissen.

Der zweite Kulturbau im Konzept ist die "Brücke" von 1950, ein L-förmiger Komplex aus höherem Kopfbau mit Kino am Apostelnkloster und einem zweigeschossigen, großzügig verglasten Längsriegel an der Hahnenstrasse, der in den Verwaltungstrakt mündet, markiert durch eine rund geführte Freitreppe und den Bronzehahn von Toni Stockheim. Hier belebte der British Council bis zu seinem Umzug nach Berlin den kulturellen Austausch. Nach einer kurzen Diskussion um ein mögliches Haus der Architekten zieht jetzt der Verein Köln Design ein. Das Büro Kaspar Kraemer reichte die Bauvoranfrage für eine Sanierung mit Erhalt der Ausstattungsdetails und Wiederherstellung des Riphahn'schen Plans ein. Dabei soll die Ausstellungsebene zum Café mit Außenterrasse umgewandelt werden und in das Kino kommt moderne Technik.  Aber es gibt auch andere Stimmen, die sich für eine ganz neue, jetztzeitliche Hahnenstraße aussprechen...

Objekte von Wilhelm Riphahn auf baukunst-nrw:
Mülheimer Brücke in Köln
Wohnsiedlung "Bickendorf II" in Köln

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