Ausstellung "Sitz richtig!? – Stühle und warum wir sie lieben"

Wann haben Sie zum letzten Mal über den Stuhl nachgedacht, auf dem Sie gerade sitzen? – Mit der Ausstellung „Sitz richtig!? Stühle und warum wir sie lieben“ richtet der Deutsche Werkbund NW den Blick auf unsere Jahrtausende alten Sitzbegleiter. Die Ausstellung im Baukunstarchiv NRW in Dortmund wird heute Abend (02.03.23) mit einer Vernissage eröffnet. Sie ist bis zum 2. April kostenfrei zu erleben.

02. März 2023

„Stühle sind wohl die emotional am stärksten aufgeladen Gegenstände unseres Alltags“, meint der Kurator der Ausstellung, der Kölner Künstler, Architekt und Hochschullehrer Dr. Thomas Schriefers. „Sie bevölkern Wohnungen, öffentliche Gebäude und den urbanen Raum. Im Museum werden sie heute als Ikonen in Szene gesetzt, bewundert wie ein Star. Privat werden sie vererbt oder auch als Sperrmüll an den Straßenrand gestellt.“ - Doch was macht die Besonderheit dieser Gegenstände aus? Was muss ein (guter) Stuhl in Hinblick auf Ästhetik, Ergonomie, Nachhaltigkeit und Nutzbarkeit leisten?

Die Ausstellung „Sitz richtig!? – Stühle und warum wir sie lieben“ zeigt Sitzmöbel verschiedener Epochen und Qualitäten. Der Titel ist dabei bewusst mit einem Fragezeichen versehen, fordert die Schau doch zur Diskussion über Sitzkonventionen, zu Widerspruch und Austausch auf. Dazu dienen Vorträge und ein Workshop, der während der Laufzeit der Ausstellung im Baukunstarchiv NRW stattfinden wird.

Die Exponate ordnen sich in zwei Gruppen. Einerseits werden Beispiele für die Verwendung verschiedener Materialien gezeigt, Stühle aus Holz, Korb, Papier, Metall und Kunststoff; „wobei wir uns bewusst sind, dass heute aus verschiedenen, auch natürlichen und recycelten Stoffen entwickelte Komposit-Materialien eine immer größere Bedeutung haben“, betont Kurator Dr. Schriefers. Wie auf einem Catwalk posieren dort „Stuhlindividualitäten“ - ob Stilikone, Alltagssitz oder Formexperiment.

Die zweite Gruppe formiert sich frei im Raum des Lichthofs des Baukunstarchivs NRW und zeigt exemplarisch Beispiele für verschiedene Funktionen – vom Betstuhl über Kinderstühlchen, einklappbar-mobile Sitze, einen Lounge-Chair, den Outdoor-Butterfly-Chair bis hin zu einem „“Zitt(h)erthron“ als künstlerischem Stuhlobjekt.

Die Ausstellung „Sitz richtig!? Stühle und warum wir sie lieben“ kann und will kein umfassendes Bild vom Stuhl-Kosmos zeichnen, so Kurator Thomas Schriefers. „Doch sie knüpft an eine Diskussion an, die in Zeiten des Ringens um mehr Nachhaltigkeit gerade auch die Dinge unserer privaten Umwelt auf den Prüfstand stellt.“

„Sitz richtig!? Stühle und warum wir sie lieben“
Laufzeit: 03.03. – 02.04.2023
Baukunstarchiv NRW, Ostwall 7, 44135 Dortmund
Deutscher Werkbund NW
Kurator: Dr. Thomas Schriefers, Köln

Hinweis an die Redaktionen:
Fotos zu den Exponaten stellen wir Ihnen gerne kostenfrei für Ihre Berichterstattung zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an Christof Rose/Nicole Ehnes, Tel.: (0211) 49 67 35, Mail: ehnes@aknw.de.

Kunstobjekt Zitt(h)erthron
Idee: Margret Schriefers-Imhof (2009/2010); Umsetzung: Schriefers-Imhof (2010)
Privatsammlung, Köln

In einem Textbeitrag zum Stuhl in der Kunst weist Michael Schwarz auf das Sitzen als Attribut, Zeichen, Bedeutungsträger hin: Stühle, die vom Künstler weniger als Möbel denn Objekte empfunden werden, als Arbeitsmaterial, das wie jedes andere auch ins künstlerische Werk integriert wird. Das gilt zum Beispiel für den Holzstuhl, in den Margret Schriefers-Imhof 2009 eine Zither implantierte, bevor sie das neu entstandene Gebilde mit einem Pelz aus Zinnsprossen überzog. Das Resultat nannte die Künstlerin ihren Zitt(h)er-Thron: einen Stuhl, dessen Rückenlehne aus einer umfunktionierten Zither besteht, welche schrille Töne erzeugt, sobald man sich dort anlehnt. Schriefers-Imhof sagte dazu: „Normalerweise zittert niemand, der auf einem Thron sitzt, während er die anderen zittern lässt. Nicht aber bei diesem Exemplar, auf dem die Macht zitt(h)ert.“

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