1000 Baulücken-Diskussion in Essen: Die Stadt attraktiver gestalten!
Die Stadt Essen verfügt seit langem über ein Baulücken-Kataster. In den vergangenen Jahren konnten im Stadtgebiet zahlreiche Baulücken erfolgreich geschlossen werden. Insofern war Essen ein idealer Ort für die vierte Diskussionsveranstaltung, die die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen im Rahmen der „vor-Ort-Podien“ zum Thema „1000 Baulücken in NRW“ durchführte. Über 220 Architektinnen und Architekten sowie weitere Interessierte dokumentierten am 4. November im neuen VHS-Gebäude am Burgplatz eindrucksvoll, dass die Essener Bürgerschaft sich intensiv mit der Thematik auseinander setzt.
„Wir haben in Essen eine Vielzahl großer Brachflächen im Innenstadtbereich, auf denen wir gegenwärtig Wohn- und Geschäftsprojekte realisieren möchten“, stellte Hans-Jürgen Best, der Planungsdezernent der Stadt, gleich zu Beginn der Diskussion klar. Die Baulücken-Thematik habe deshalb gegenwärtig zwar nicht die erste Priorität in der Arbeit des Stadtplanungsamtes. Dennoch habe man im Sommer die „1000 Baulücken“-Initiative der AKNW aufgegriffen und 600 Eigentümer von Baulücken angeschrieben. Dabei wurde angeboten, bei Interesse gemeinsam über Nutzungsmöglichkeiten der Grundstücke nachzudenken. Nur 50 der angeschriebenen Eigentümer hätten geantwortet, so Best. „Das zeigt deutlich, dass es schwer wird, die jetzt noch offenen Grundstücke zu aktivieren.“Der Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Hartmut Miksch, zeigte sich erfreut über das Engagement der Stadt. Dennoch betonte er, dass Essen weiterhin konsequent an der Nutzung von Baulücken arbeiten müsse: „In der heutigen Zeit können es sich die Städte nicht leisten, sich mit Hunderten von Baulücken im Innenstadtbereich abzufinden.“ Wenn unsere Städte wieder attraktiver für Eigentümer, Mieter und Besucher werden sollten, müsse man um jedes einzelne Grundstück kämpfen. „Eine Nutzung muss ja keine Bebauung sein“, erläuterte Miksch den Ansatz der Kammer. Denkbar seien auch temporäre Lösungen, die Öffnung der Lücke für Kunstprojekte oder als „Taschenparks“.
Peter Brdenk, der als Architekt Mitglied des Kulturbeirats der Stadt Essen ist, sah vor allem in der Aufklärung und Motivation von Eigentümern und Investoren einen wichtigen Hebel, um auf diesem Gebiet weiter zu kommen. „Wir müssen Bauherren vermitteln, welche Chancen ihr Grundstück bietet und welche Bedeutung es heute hat, Qualitäten zu schaffen.“ Passende Ideen und Konzepte stellte die AKNW in einer Ausstellung vor, in der die Ergebnisse des Essener Ideenwettbewerbs „pro Stadt - contra Lücke“ präsentiert wurden. Auch in der von Wulf Mämpel (WAZ Essen) moderierten lebhaften Podiumsdiskussion kamen aus dem Plenum zahlreiche Vorschläge, insbesondere zum Wohnen für Familien und ältere Menschen.
Für den Essener Planungsdezernenten Hans-Jürgen Best ist die Aktivierung brachliegender Baulücken auch eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft: „Immerhin hält die Kommune und damit die Bürgerschaft für all diese Grundstücke eine kostenintensive Infrastruktur vor!“
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