11. Architekturquartett NRW: "Architektur muss begeistern!"
"Die Wirkung des Raumes hat mich tief berührt!" Max Moor, Schauspieler und Moderator der ARD-Kultursendung "titel, thesen, temperamente", zeigte sich sichtlich beeindruckt von der DITIB-Zentralmoschee von Paul Böhm Architekten in Köln. Zusammen mit Prof. Christoph Mäckler (Architekt, Frankfurt/M.), Prof. Christl Drey (Architektin/Stadtplanerin, Vors. "Haus der Architektur", Köln) und Dr. Christine Vogt (Direktorin Ludwig Galerie Schloss Oberhausen), bildete Max Moor das "11. Architekturquartett NRW", das am 29. November in den Kölner Balloni-Hallen über "Orte der Begegnung" diskutierte. Die mehr als 350 Teilnehmer der ausgebuchten Veranstaltung der Architektenkammer NRW folgten einer lebhaften, oft kontroversen Debatte, die vor allem eines deutlich machte: "Architektur lässt niemanden kalt", so AKNW-Präsident Ernst Uhing in seiner Begrüßung.
"Der Kuppelsaal der Moschee wirkt auf mich wie ein großes Schatzkästchen, in dem die Menschen Gott, aber auch sich selbst begegnen können", fasste Christine Vogt ihren Eindruck zusammen. Das Quartett zeigte sich einig in der Einschätzung, dass auch die Ensemblestruktur der Moschee gelungen sei. "Städtebaulich ein interessanter Zug, nicht die Kuppel in die Mitte zu legen, sondern einen Hof, von dem aus Gebetssaal, Bibliothek, Schulungsräume und Verwaltung betreten werden können", urteilte Prof. Christoph Mäckler. An der Moschee wie auch am neuen "Anneliese Brost Musikforum Ruhr" in Bochum begeisterte den Direktor des "Instituts für Städtebau" an der TU Dortmund die Materialität und Gestaltung der Fassade. "Das sind Bauwerke, die würdig altern können, ohne an Wert oder Ausstrahlung zu verlieren."
Zwar lobten auch Max Moor und Dr. Christine Vogt den neuen Sitz der Bochumer Philharmoniker, für den Bez und Kock Architekten (Stuttgart) die profanierte Marienkirche am Bochumer Bermudadreieck einer neuen Nutzung als Foyer und Multifunktionssaal zugeführt hatten. Streit gab es aber über die Frage, ob die neue Eingangssituation durch die Apsis des neogotischen Kirchenbaus zulässig sei - was Christoph Mäckler vehement bestritt. "Der Eingang liegt auf der stadtzugewandten Seite, der Besucher hat nach dem Eintritt ein wunderbares Raumerlebnis", meinte dagegen die Direktorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Für Christine Vogt ist auch der neu errichtete Konzertsaal für 964 Zuhörer ein "Riesengewinn für die Stadt". Die Architekten hätten die richtige Mischung aus schlichter Eleganz und intimer Atmosphäre geschaffen.
Für Max Moor verspricht der philharmonische Saal auch ein überzeugendes Klangerlebnis. "Wir konnten bei unserer Bereisung der drei Bauten einer Orchesterprobe beiwohnen; selbst der Klang eines einzigen Cellos füllte den 14.000 Kubikmeter großen Raum."
Prof. Christl Drey, die kurzfristig die Gesprächsführung auf der Bühne für den erkrankten "Anchorman" Prof. Kunibert Wachten übernommen hatte, verwies auf den wichtigen städtebaulichen Impuls, der von einem solchen Ort der Kultur und der Begegnung für die Nachbarschaft ausgehe. "Das kann Bochum an dieser Stelle nur gut tun."
Kritisch wertete das 11. Architekturquartett NRW dagegen den neuen Campus der Hochschule Düsseldorf. "Die Fassaden aus Aluminium sind furchtbar", spitzte Fernsehmoderator Max Moor zu. Die Anlage überzeuge weder in ihrer Struktur, die zu chaotisch sei, noch durch die Architektur der Neubauten. Auch Christoph Mäckler befand, dass die Kopfbauten der neuen Fakultätsgebäude von Nickl & Partner Architekten (München), welche den Studierenden als Treffpunkt und Kommunikationsräume dienen sollten, "eher Fluchttendenzen" auslösen würden. Dr. Christine Vogt zeigte sich versöhnlicher: "Der Campus ergänzt den grünen Ring in Düsseldorf und wird im Sommer sicherlich von den Studenten viel genutzt werden." Zudem lobte sie die Implementierung der Bibliothek der Hochschule in die denkmalgeschützte Viehhalle des früheren Schlachthofs.
Alle drei Bauwerke wurden einführend jeweils von Christof Rose, Pressesprecher der Architektenkammer NRW, vorgestellt, sodass auch das Publikum sich eine eigene Meinung bilden konnte. Wie die intensiven Gespräche im Anschluss an das Architekturquartett zeigten, fanden sich auch hier durchaus unterschiedliche Meinungen. Architektur lädt zum Gespräch ein - vor allem an attraktiven "Orten der Begegnung".
Best-of-Video zum Architekturquartett
Eine Zusammenfassung des Abends in den Kölner Balloni-Hallen finden Sie auch im AKNW-Youtube-Channel.
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