„Besondere Räume“ in der Architektenkammer NRW
„Architekturfotografie bewegt sich immer an der Schnittstelle zwischen Kunst und Dokumentation – der Wandel der Sakralbauten in unseren Städten wird bildlich festgehalten, aber auch künstlerisch interpretiert“, erklärte Markus Lehrmann, Hauptgeschäftsführer der Architektenkammer NRW, anlässlich der Vernissage der Ausstellung „Besondere Räume - Sakralbauten im Wandel“, zu der mehr als 100 Interessierte am 30. September in der Architektenkammer NRW zu Gast waren. Die Ausstellung, in der 15 Architekturfotografinnen und Fotografen ihre Perspektiven zum Sakralbau zeigen, wurde gemeinsam mit dem Bundesverband Architekturfotografie (BVAF) entwickelt und ist bis zum 21.11.2025 in der AKNW-Geschäftsstelle im Düsseldorfer Medienhafen zu sehen.
„Sakralbauten sind identitätsstiftende Räume und Orte des kollektiven Gedächtnisses“, so Markus Lehrmann. Daher müsse sich die Gesellschaft mit ihnen intensiv beschäftigen, denn es gebe immer häufiger Verluste zu beklagen, durch die Kirchen aus dem Stadtbild verschwinden. Umso wichtiger sei die Arbeit von Architekturfotograf*innen, um diese Entwicklungen darzustellen und festzuhalten. „Uns ist es als Architektenkammer sehr wichtig, dass wir den wertschätzenden Umgang mit der Profession pflegen. Die Ausstellung soll ein Signal der Wertschätzung von beiden Seiten sein“, bekräftigte Lehrmann. Es sei bereits die zweite Ausstellung in Kooperation mit dem BVAF, die in der Architektenkammer.NRW gezeigt wird.
Zudem verwies Markus Lehrmann darauf, dass die Landesinitiative Baukultur NRW ab dem 9. November die Ausstellung „Kirchen als Vierte Orte – Perspektiven des Wandels“ in der Berger Kirche in Düsseldorf zeigt. Während Baukultur NRW jedoch den Schwerpunkt auf das Thema „Umnutzung“ legt, zeige die Ausstellung in der Architektenkammer NRW eine ganze Palette an weiteren Themen, berichtete Jens Kirchner, der selbst zu den ausstellenden Fotograf*innen gehört und gemeinsam mit Christoph Kraneburg, Michael Rasche und Viola Epler die Ausstellung kuratiert hat.
Kunst und Dokumentation
In den letzten 100 Jahren sei der Bau von Kirchen immer wieder neu erfunden worden. Die Architekturfotograf*innen beschäftigen sich in ihren Werken unter anderem mit der Nachkriegsarchitektur, dem Brutalismus, dem Einfluss der Industrialisierung auf den Kirchenbau, aber auch mit der Umsiedlung von Kirchen durch den Tagebau oder der Modernisierung von Sakralbauten. „In der Ausstellung finden Sie eine Mischung zwischen künstlerisch hochwertigen und inhaltlich wertvollen Arbeiten, denn in der Architekturfotografie geht es nicht nur darum, besonders ästhetische Bilder zu schaffen, sondern auch, eine gute Bildaussage und Dokumentation des Gebauten zu transportieren“, fasste Jens Kirchner das Konzept der Ausstellung zusammen.
Architekturfotografie im Dialog
Nicole Zimmermann, die ebenfalls mit eigenen Arbeiten zur Ausstellung beiträgt, stellte den Bundesverband Architekturfotografie (BVAF) vor – ein Zusammenschluss aus rund 160 Fotografinnen und Fotografen, unterteilt in acht Regionalgruppen, von denen die nordrhein-westfälische die mitgliederstärkste ist. Ziel des Verbands sei es, in den Dialog mit den Bildnutzerinnen und Bildnutzern zu treten. „Architekturfotografie ist das zentrale Mittel, um Architekturkommunikation zu betreiben und um die Arbeit von Architektinnen und Architekten sichtbar zu machen“, appellierte Zimmermann an das Publikum. Zudem sei Architekturfotografie deshalb wichtig, weil sie die Archivierung und Konservierung von Architektur in unterschiedlichen Phasen der Nutzung leiste.
15 Perspektiven
„Es gibt kaum ein Thema, über das ich so gerne schreibe, wie über den Kirchenbau – weil es mich so berührt, und da bin ich, glaube ich, nicht allein“, berichtete die Architekturjournalistin Uta Winterhager, die in die Ausstellung einführte. Den Werken der 15 Fotografinnen und Fotografen näherte sie sich an, indem sie die Arbeiten thematisch in vier Situationen eines Kirchengangs gliederte: Die Annäherung, den Eintritt, die Feier und die Entlassung.
Die Annäherung
Jörg Hempel, Thomas Mayer, Marvin Schwienheer und Viola Epler nähern sich mit vielfältigen Perspektiven ganz unterschiedlichen Sakralbauten an. So zeigt Jörg Hempel zehn Annäherungen an Kirchen im rheinischen Braunkohlerevier, während Thomas Mayer uns mit der Sancaklar Moschee bei Istanbul (Architektur: EAA Emre Arolat Architecture) eine moderne Interpretation der Moschee zeigt. Marvin Schwienheer beschäftigt sich mit der brutalistischen Kirche St. Johannes XXIII in Köln (Architektur: Heinz Buchmann; Planung/Entwurf: Josef Rikus), und Viola Epler zeigt mit der Kirche St. Albanus und Leonhardus in Manheim-Neu (Architektur: office03 // waldmann & jungblut architekten, Köln), wie das Alte das Neue fassen kann: Die Kirche ist im Zuge von Umsiedlung durch den Tagebau entstanden.
Der Eintritt
Während in den vergangenen Jahrhunderten ein festgelegtes Repertoire an Grundrissformen Bestand gehabt hätte, sei mit der Moderne der Wunsch nach Erneuerung gekommen, erklärte Uta Winterhager. An dieser Schnittstelle seien drei der in dieser Ausstellung gezeigten Kirchen gebaut worden, die den Eintritt in eine neue Zeit markieren. Peter Stockhausen zeigt die
1930 nach Entwurf von Otto Bartning erbaute Auferstehungskirche in Essen, ein Zentralbau aus gestaffelten Zylindern mit Skelett aus Stahlbeton. Nur ein Jahr später baute Dominikus Böhm auf Norderney die Kirche Stella Maris, die von Nicole Zimmermann in der Ausstellung dokumentiert wird. Pastellfarbige Streifen durchziehen die Christuskirche in Lünen (Architektur: Reinhold Becker, Dortmund; Farbgestaltung und Lichtkonzept 2023: soan architekten boländer hülsmann, Bochum; künstlerische Umsetzung: Ulrich Reimkasten), in die Roman Weis den Betrachter eintreten lässt. Wie eine Kirche durch einen Teilabbruch erhalten und neu gestaltet werden kann, zeigen die Fotografien der Frankfurter Dornbuschkirche von Christoph Kraneburg.
Die Feier
Constantin Meyer nimmt die Betrachterinnen und Betrachter in den Gottesdienst im modern, nüchtern und weiß gestalteten Raum der Christuskirche in Neumarkt mit (Sanierung und Umbau: Brückner & Brückner Architekten, Würzburg). Die künstlerischen Fotos von Stefan Schilling zeigen dagegen weniger Raum und umso mehr Materie vom Mariendom in Neviges (Architektur: Gottfried Böhm).
Die Entlassung
Mit der Transformation von Kirchenräumen in Kulturräume setzen sich die Werke von Detlef Podehl („Kulturkirche Liebfrauen“ in Duisburg – Architektur: Toni Hermanns), Michael Rasche (St. Gertrud Köln – Architektur: Gottfried Böhm) und Jens Kirchner (Anneliese-Brost-Musikforum in Bochum – Architektur: Bez + Kock, Stuttgart) auseinander. Christian Eblenkamp zeigt mit Beispielen aus Bielefeld und Maastricht ebenfalls neue Nutzungen für Kirchenräume, und Julia Reschucha beschäftigt sich anhand der Kirche Heilige Drei Könige in Köln mit der Transformation von Kirchenraum zum Wohnen und Arbeiten (Architektur: Jakob Marchand; Umbau: LINK Architekten).
Öffnungszeiten der Ausstellung: montags bis donnerstags von 8:00 – 17:00 Uhr und freitags von 8:00 – 13:00 Uhr.
After-Work-Gespräch mit den Fotograf*innen:
Im Rahmen der Ausstellung „Besondere Räume – Sakralbauten im Wandel“ laden die beteiligten Fotografinnen und Fotografen des BVAF NRW (Bundesverband Architekturfotografie BVAF e.V.) am 04. November die Architektenkammer.NRW zu einer Führung durch die Ausstellung sowie zum Gespräch über Architektur-Fotografie und den besonderen Reiz sakraler Bauwerke ein. Geplant ist ein inspirierender Abend bei Wasser, Wein und Laugengebäck. Anmeldung bitte hier.
Ausstellungsvideo: Besondere Räume - Sakralbauten im Wandel

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